Gelesen: März 2024

by - April 04, 2024


Im März hörte ich den Roman Down Cemetery Road von Mick Herron. Der Roman ist der erste einer Reihe um die Privatdetektivin Zoe Boehm, so richtig bekannt ist Herron aber mit einer anderen Buchserie geworden, nämlich der Slough House-Serie, die bereits dreizehn Teile umfasst. Der erste Teil, Slow Horses, wurde von Apple TV in einer Serie mit Gary Oldman umgesetzt, über die ich hier bereits enthusiastisch berichtet habe. Mittlerweile sind drei der Bücher als Serienstaffeln verfilmt worden, und es wird noch mindestens eine weitere kommen.

Das schien mir Grund genug zu sein, Herrons erster Krimireihe einmal eine Chance zu geben. Diese spielt nicht beim Geheimdienst, sondern unter relativ normalen Menschen... so erscheint es zumindest zunächst. Die Protagonistin Sarah lebt mit ihrem Mann in Oxford. Beide hatten früher idealistische Berufspläne, die jedoch geplatzt sind: Sarah ist mittlerweile arbeits- und auch ideenlos, während Mark bei einer Bank viel Geld verdient und sich dadurch charakterlich verändert. Bei einem Abendessen, zu dem Mark einen wichtigen Kunden seiner Bank eingeladen hat, eskaliert die Situation gleich mehrfach - Sarah gerät mit dem Gast, der doch eigentlich umschmeichelt werden soll, in Streit, und in der Nachbarschaft explodiert plötzlich ein Haus.

Die Explosion hat die Bewohnerin des Hauses getötet, ihre kleine Tochter kann gerettet werden. Eher durch Zufall findet Sarah heraus, dass niemand zu wissen scheint, wo das Kind sich befindet - und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Ihre Besessenheit nimmt so zu, dass sie sogar einen Privatdetektiv engagiert. Kurz danach wird deutlich, dass jemand wirklich ganz und gar nicht möchte, dass Sarah nach dem Kind sucht.

Wer gut aufgepasst hat, fragt sich vielleicht an dieser Stelle, was denn nun mit der titelgebenden Privatdetektivin Zoe Boehm ist - tatsächlich taucht diese erst recht spät im Handlungsverlauf auf - erstaunlich spät, wenn man bedenkt, dass sie die Titelfigur ist.

Ohne allzu sehr spoilern zu wollen: Auch in Down Cemetery Road spielt der Geheimdienst eine Rolle, und auch in diesem Roman agieren dessen Mitarbeiter selten im Interesse der Allgemeinheit, sondern meistens, um ihre eigenen Fehler zu vertuschen. In der Figur des unsympathischen Dinner-Gastes Gerard erkennt man meines Erachtens bereits Ansätze von Jackson Lamb aus der anderen Buchreihe: Dem Autor bereitet es offensichtliche Freude, Charaktere zu schaffen, die anderen den letzten Nerv rauben und bei aller Widerwärtigkeit häufig rhetorisch entwaffnend sind.

Insgesamt eine spannende Geschichte, die mich hoffen lässt, dass die Geheimdienste dieser Welt in Wirklichkeit zumindest ein wenig mehr im Interesse ihrer eigentlich zu schützenden Bevölkerung handeln.

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