Achtung, jetzt kommt (k)ein Karton!

by - Januar 04, 2009

Früher war natürlich nicht alles besser. Aber etwas war es: Einfacher. Berechenbarer.

Früher kamen 99 % aller Pakete mit der Deutschen Post. Diese traf einen beim Ausliefern in 80 % der Fälle nicht zuhause an und hinterlegte das Paket im nächstgelegenen Postamt. Dort stellte man sich dann am darauf folgenden Samstag mit vielen, vielen anderen ungeduldigen Abholern an und bekam irgendwann sein Paket. Sicher, bequem war das nicht, es nervte sogar gewaltig, aber man wusste wenigstens, woran man war.

Heute ist alles anders: Die Post heißt DHL und konkurriert mit Dutzenden von anderen Paketlieferanten. Wenn man etwas bestellt oder anfordert, darf man nur selten mitentscheiden, wer letztendlich die Bestellung ausliefert. Und die ehemaligen Paketboten sind selbständige Kleinunternehmer, die immer kreativere Lösungen entwickeln, wenn es darum geht, möglichst wenig Arbeit zu haben. Drei Beispiele aus den letzten Wochen:

1.
GLS sollte mir ein besonders schweres Paket liefern. Zu den Gewohnheiten meiner Katzen gehört, dass diese am liebsten auf kanadische Luxusstreu kacken, und selbige gibt es im Onlineversand nur als 30-Kilo-Gebinde zu kaufen. GLS hatte diese Monsterpakete jahrelang bei Nachbarn hinterlegt, so dass ich relativ bequem an meine Sachen kam. Dieses Mal beschloss der Fahrer aber erstmalig, das Paket in einem Lottoshop in ca. 5 Kilometer Entfernung von meiner Wohnung zur Abholung zu hinterlegen. Da ich mich zwar sehr ärgerte, dabei aber nicht zum Hulk wurde, stand es nicht zur Debatte, die 30 Kilo mit meinen Superkräften über diese Strecke zu schleppen. Deshalb hatte ich die Sachen ja auch nach Hause bestellt. GLS teilte mir über die 1-EUR-pro-Minute-Hotline mit, das Verhalten des Fahrers sei korrekt gewesen.

2.
Mein Weihnachtspaket für meine Schwester und meine Nichten (per DHL nach Berlin geschickt) kam nicht rechtzeitig an. Meine Schwester war über diesen Umstand nicht sonderlich verwundert, denn “ihr“ DHL-Lieferant hat sich angewöhnt, sämtliche Pakete in seinem Zustellungsgebiet in einem Laden zu deponieren und bei den Empfängern nur noch die Abholkarten einzuwerfen. Was er manchmal aber auch vergisst, weshalb es sich empfiehlt, in dem Laden auch einfach so mal nachzufragen, ob etwas geliefert wurde. Die dort hinterlegten Sachen gelten für DHL nämlich als zugestellt, werden also auch bei Nichtabholung auch nicht zurück geschickt.

3.
Und diese Vorgehensweise scheint nun üblich zu werden: Auch in Frankfurt erwartete mich im Briefkasten eine DHL-Karte, die mich nicht wie früher in mein zuständiges Postamt bestellte, sondern in eine Bäckerei, von der ich noch nie gehört hatte, und die auch weiter weg war als die Postfiliale. Die zugehörige gedruckte Karte war offenbar vom Ausfahrer produziert, jedenfalls vermute ich, dass der offizielle Formular-Hersteller von DHL weiß, wie man „Beckerei“ richtig schreibt …

Es scheint also bei den Paketdiensten etwas im Busch zu sein. Denn irgendeinen Vorteil muss die Nichtlieferung an die Postfiliale für den Ausfahrer ja haben. Und ist es überhaupt rechtmäßig, Pakete einfach irgendwo abzugeben, speziell, wenn sie dadurch auch gleich als zugestellt gelten? Wissen die Konzerne, was ihre Fahrer da veranstalten? Egal ist es ihnen zumindest, wie mein Anruf bei GLS ergab…

Wahrscheinlich ist es nur dasselbe wie bei anderen sowieso als kundenfeindlich bekannten Unternehmen: Bei der Paketdiensten erwarten die Kunden genau wie bei Onlineprovidern oder Telekommunikationsunternehmen ja sowieso, schlecht behandelt zu werden. Und es gibt auch keine serviceorientierteren Konkurrenten, zu denen sie abwandern könnten. Also wieso sollte man sich als Anbieter groß anstrengen? Es ist sicher einfacher, die schlechten Erwartungen zu erfüllen und stattdessen am Preis zu arbeiten.

You May Also Like

3 comments