Langsam werden Konzertbesuche in der Brotfabrik zu einer Gewohnheit - so sehr, dass wir gestern Abend zum ersten Mal dorthin gefunden haben, ohne auf Google Maps zurück greifen zu müssen!
Dieses Mal war es Dan Mangan, der in Hausen auftrat, ein Folk-Indie-Rocker aus Kanada, der mit seinem Album "Nice, Nice, Very Nice" in der Jahresendwertung der renommierten Plattenbewertungsseite Platten vor Gericht Platz 3 erreichte. Als Vorband trat eine Formation namens "The Crackling" (benannt nach dem Geräusch) auf, an die wir uns bald gewöhnen sollten, denn es handelte sich praktischerweise um Dan Mangans Begleitband - und Dan selbst spielte für eines der Lieder Schlagzeug (während The Cracklings Sänger Kenton Loewen Schlagzeuger in Mangans Band ist).
Besonders erinnerungswürdig fand ich The Cracklings Lieder nicht, lustig war lediglich die Eigenart des Trompeters, einhändig sein Instrument zu spielen und mit der anderen am Verzerrer die Töne zu bearbeiten. Das wurde auch im weiteren Teil des Abends fortgeführt.
Nach kurzer Pause kam dann der Hauptact ganz konservativ mit einem dampfenden Tässchen Tee auf die Bühne und bestätigte, was seine Vor- und nun Begleitband bereits gesagt hatte: Dass sie alle komplett gejetlagged und übermüdet seien und kurz davor stünden, Halluzinationen zu haben. Das Set begann mit "Sold".
Trotz, oder vielleicht auch wegen der Erschöpfung wurden bei dem Auftritt Kommunikation und Humor groß geschrieben. So erzählte die Band von einem Fleischbüffet, das (da man momentan Gurken ja nicht essen solle) sich für sie hinter der Bühne befinde. Die aktuelle EHEC-Panik kommentierte Kenton Loewen dann mit dem Gesang "E.Coli" auf die "Ricola"-Werbungsmelodie (und klärte somit für mich zwei Dinge, nämlich die amerikanische Aussprache von E.Coli sowie den Umstand, dass Ricola in Kanada bekannt ist). Desweiteren gab es Komplimente an die deutsche Sprache ("Hand-Shoe, that's great!"), schicke Kleidung im Publikum (es waren wandernde Gesellen in entsprechender Aufmachung anwesend) und unsere generelle Gastfreundschaft.
Letztere Bemerkung nahm sich ein weiblicher Gast zu Herzen und reichte Dan Mangan mit der (englischsprachigen) Bemerkung, das mit dem Tee sei ja nicht mehr mit anzusehen, ein Bier. Dan nahm dankbar an und erklärte darauf, er habe eben einen trockenen Hals und könne seinen Honig ja schlecht in Bier mischen - worauf der Kontrabassist laut überlegte, ob Dan gerade eine großartige Erfindung gemacht habe, dieser eine Anekdote über die Simpsons erzählte ... wie gesagt, es wurde viel geredet und gealbert.
Dan Mangan spielte sein Album nahezu komplett, aber auch einige Songs von der neuen Platte ("Post War Blues"), die im Herbst in den USA erscheinen soll. Live erinnerte mich die Musik stark an die Briten Mumford & Sons. Nachdem wir uns alle so gut verstanden, wurde bei mehreren Liedern zum Mitsingen und -klatschen animiert, und für die letzten drei Songs verließ die Band die Bühne, begab sich in die Mitte des Zuschauerraums und spielte in unserer Mitte unter anderem "Tina's Glorious Comeback" und "Robots". Dann war aber das Limit erreicht - die Band musste sich ausruhen, hätte aber anschließend noch für Gespräche und Autogramme zur Verfügung gestanden. Vielleicht bei einem weiteren Tässchen Tee.
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