Neulich als ich wieder auf der Gästeliste stand: Noel Gallagher im Kölner Palladium
Vom Soundcheck des Herrn Gallagher am Sonntagnachmittag hatte ich ja bereits berichtet. Als wir am Abend zum Palladium zurück kehrten, um den zweiten Teil meines Gewinns (nämlich das eigentliche Konzert) in Anspruch zu nehmen, war der Einlass bereits weit fortgeschritten. Gegenüber kamen wir am E-Werk vorbei, wo wir im März Beady Eye, die neue Band des anderen Gallagher-Bruders Liam mit dem Rest von Oasis, gesehen hatten.
Anschließend konnten wir auf einer auf dem Bühnenrand aufgestellten Digitaluhr den Fortschritt der Zeit beobachten und bemerkten deshalb, dass Noel Gallagher samt Band die Bühne um Punkt 21 Uhr betrat. Seit dem Nachmittag hatte er sich umgezogen und trug nun keine Lederjacke mehr, sondern einfach nur Jeans und Hemd - was im heißen Palladium mehr als genug war.
Die Setliste bot einige Überraschungen - aber nur für diejenigen, die sich nicht vorab im Internet informiert hatten, denn auch wenn die Songauswahl im Rahmen einer ersten Solotournee ungewöhnlich erschien, so entsprach sie doch exakt und selbst in der Reihenfolge dem, was auf den bisherigen Auftritten gespielt worden war.
Ob das erste Lied "(It's Good) To Be Free" nun als Anspielung auf Oasis gemeint war oder nicht, es handelt sich in jedem Fall um eine B-Seite dieser Band. Die Botschaft schien klar zu sein: Ich habe diese Lieder geschrieben, sie sind gut, also spiele ich sie. Das neue Soloalbum wurde bis auf "Stop The Clocks" komplett und chronologisch durchgespielt, zwischendurch baute Noel mit "The Good Rebel" eine Single B-Seite und mit "Freaky Teeth" einen neuen Song ein.
Songs wie "Everybody's On The Run" oder "Dream On" werden sicherlich noch in Jahren zum Programm gehören, brauchen sich vor den Oasis-Songs nicht zu verstecken und wurden vom Publikum ebenso gefeiert. Einen kleinen qualitativen Hänger gab es später bei "Soldier Boys And Jesus Freaks" und dem folgenden "AKA... Broken Arrow". Ansonsten wurden immer wieder Oasis-Klassiker eingebaut, dabei setzte er aber nicht nur auf Single-Hits (wie "The Importance of being Idle"), sondern spielte die Songs, auf die er Lust hatte und dazu gehörten auch B-Seiten ("Talk Tonight") und Album-Tracks ("Mucky Fingers").
Damit hatte Noel gegenüber Beady Eye einen klaren Vorteil, da diese live nur auf ihr Album hatten setzen können und damit nicht überzeugen konnten. Er dagegen spielte "Wonderwall" und (sehr überraschend) "Supersonic" mit der akustischen Gitarre, begleitet nur von Keyboard und dem Tamburin des Schlagzeugers. Nach 73 Minuten verließ Noel die Bühne, ließ sich zurück jubeln und bot mit drei Oasis Songs einen tollen Abschluss. Zuletzt, bei "Don't Look Back In Anger", sang das Publikum den Refrain, was Noels bis dahin strapazierten Stimmbändern sicherlich gut getan hat. Dann, nach exakt 90 Minuten, war Schluss.
Dieses exakte Einhalten der (momentan) immer gleichen Setliste und des Zeitplans und seine offensichtliche Genervtheit gegenüber Hardcore-Oasis-Fans (vor einem Lied zeigte er in die Menge und sagte "This song is ... not for you!", bei einem anderen "I apologise in advance for these cunts!") hat sicherlich nicht allen gefallen. Mich überzeugt diese leicht "beamtige" Hälfte von Oasis ehrlich gesagt mehr als Beady Eye - wenn diese die nervigsten Fans übernehmen, können sie den Frontmann wegen mir behalten. Vielleicht ist es ganz gut, dass man "Beady Eye, Beady Eye, Beady Fucking Eye" so viel leichter grölen kann als "Noel! Noel! Noel!"
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