Gelesen: Februar 2019

by - März 11, 2019

Dem geneigten Leser dieses Blogs wird bereits aufgefallen sein, dass ich Schokolade ganz gut finde - immerhin gibt es hier seit neuestem den großen Schokoladentest! Wenn man im deutschen Internet nach Informationen zu diesem Thema sucht, landet man sehr schnell bei Georg Bernardini, der in Zeitungsartikeln häufig seine Expertenmeinung abgibt. Der gelernte Konditor war Mitgründer des deutschen Schokoladen- und Pralinenherstellers Coppeneur und hat 2012 und 2015 zwei telefonbuchdicke Bücher zum Thema Schokolade veröffentlicht. Obwohl, oder vielleicht weil, es sich um die einzigen Bücher ihrer Art handelt, fand Bernardini keinen Verlag und publizierte deshalb im Eigenverlag - weshalb beide Ausgaben schon seit Jahren vergriffen sind und bei Amazon von Dritthändlern nur noch für Mondpreise erworben werden können.


Einen solchen hat vermutlich auch mein Freund bezahlt, der mir Der Schokoladentester zum Valentinstag präsentierte und mir damit eine große Freude machte. Das Buch versucht, jeden Aspekt des Themas Schokolade zu betrachten, und macht das ausgesprochen gut. Es gibt einen Einblick in die diversen Kakaosorten, die Schokoladenherstellung und diverse Trends im deutschen und internationalen Markt. Der Hauptteil ist, der Titel lässt es ahnen, dem Testen gewidmet: Bernardini hat über 200 Schokoladenmarken aus diversen Ländern getestet und beurteilt, wobei pro Marke jeweils eine ganze Reihe Produkte probiert wurde. Haupttestobjekt ist hierbei die Schokolade, Pralinen werden aber häufig mitbeurteilt.

In dem Buch schreibt Bernardini, zur Verkostung sollten pro Sorte 5 Gramm Schokolade beziehungsweise 10 Gramm Konfekt ausreichen, er selbst testete allerdings für das Buch pro Abend an die zehn Sorten und nahm dabei etwa 7 Kilo zu - sicherlich ein Grund, warum es wohl keine weiteren Ausgaben des Buchs geben wird. Ein anderer ist, dass Bernardini mittlerweile mit seiner Frau in Bonn ein Geschäft mit eigener Schokolade und Pralinen betreibt.


Natürlich las ich in dem Buch als erstes die Bewertungen von Produkten, die ich bereits kannte. Reine Supermarkthersteller wie Milka fehlen, dabei sind aber etwa Lindt, Niederegger, Neuhaus, Leonidas, Lauenstein oder auch Heinemann. Bernardinis Testkriterien sind dabei deutlich augefeilter als meine, sein Urteil vermutlich deutlich schärfer. Was er (wie ich auch) überhaupt nicht leiden kann, ist der Zusatz künstlicher Aromen, weshalb Lindt beispielsweise nur zwei von sechs möglichen Kakaobohnen erreicht. Neu habe ich in diesem Kontext erfahren, dass auch die Zugabe echter Vanille nicht unproblematisch ist - nicht wegen der Vanille an sich, sondern, weil diese eine eventuell vorhandene Bitterkeit des Kakaos abschwächt - der Zusatz von Vanille spricht also dafür, dass der verwendete Kakao nicht die beste Qualität hatte.

Unter den deutschen Herstellern liegen mit maximal vier Bohnen übrigens unter anderem Lanwehr, Lauenstein, Vivani und auch Bernardinis Ex-Arbeitsgeber Coppeneur vorne (letztgenannte Schokolade ließ er aus Neutralitätsgründen von zwei Freunden testen). Das Buch betrachtet aber Schokolade aus der ganzen Welt, und so habe ich nun Wunschlisten für alle bevorstehenden Auslandsaufenthalte - in Barcelona wird beispielsweise Enric Rovira hergestellt (vier Bohnen), in den USA, wo ich im Mai sein werde, wimmelt es geradezu von gut bewerteten Herstellern.

Ein wirklich spannendes Buch für alle Schokoladenbegeisterten - nur schade, dass es so schwer zu bekommen ist!

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