Neulich in der Schokoladenfabrik: Ein Besuch bei Coppeneur
Der Werksverkauf |
Der Schokoladen- und Pralinenhersteller Coppeneur dürfte wohl nur wenigen ein Begriff sein. Mir schon, denn wenn man auf der A3 Richtung Köln fährt, passiert man auf der Höhe von Bad Honnef an einer Ausfahrt ein Gebäude, das früher gut sichtbar einen Pralinen-Werksverkauf anpries. Diese Werbung ist zwar mittlerweile verschwunden, der Werksverkauf aber noch da - und, wie ich nun weiß, noch viel mehr.
Eine frisch geöffnete Kakaofrucht |
Zu Ostern wurde ich nämlich sehr reichlich beschenkt und bekam unter anderem (!) eine Eintrittskarte für den Besuch der sogenannten "Chocolatour" des Herstellers. Die abendliche Veranstaltung umfasste ein Begrüßungsgetränk, einen Vortrag über den Kakaoanbau und die Schokoladenherstellung, eine kleine Fabrikbesichtigung mit weiteren Details zum Herstellungsprozess, einen Film, der den Firmengründer beim Besuch bei Kakaobauern in Nicaragua zeigte, die Gestaltung einer eigenen Tafel Schokolade sowie eine Schokoladenverkostung. Viel zu tun also!
Das Gebäude an der Ausfahrt ist seit 2015 der Hauptsitz des Unternehmens, das seit 1992 existiert. Gründer war neben Oliver Coppeneur auch der mittlerweile ausgeschiedene Georg Bernardini - Autor meines bereits vorgestellten Schokoladenbuchs. Der neue Standort beinhaltet die gesamte Schokoladenproduktion und beschäftigt 100 Mitarbeiter, ein großer Fokus ist aber auch die Öffentlichkeitsarbeit - neben den Führungen gibt es auch Kochveranstaltungen, Pralinenkurse, Vorträge, Konzerte und vieles mehr.
Fertig fermentierte und verarbeitungsbereite Kakaobohnen |
Unsere Führung, die um die 30 Teilnehmer hatte, begann mit dem erwähnten Vortrag. Ich muss gestehen, dass ich in den zwei Schokoladenmuseen, die ich in meinem Leben besucht habe (Köln und Birmingham) den Teil, der die Entstehung von Kakao und Schokolade behandelt, jeweils schnell durchschritten habe, weil ich das Thema einfach nicht sonderlich spannend fand. Auch im Schokoladenbuch habe ich die Vorstellung diverser Anbaugebiete und Kakaosorten eher überflogen.
Herr Coppeneur im Dschungel |
Der Vortrag schaffte es aber, anschaulich vieles zu vermitteln, dass ich noch nicht gewusst hatte und dann doch sehr interessant fand, etwa die Tatsache, dass Kakaopflanzen zwar Wärme, aber kein direktes Licht mögen, weshalb sie nur in kleiner Anzahl zwischen höheren Pflanzen gedeihen, oder dass die Kakaobohnen keine spezielle Reifeperiode haben und man an ein und derselben Pflanze unreife und überreife Früchte finden kann, was die Ernte (wenn man denn nur reife Früchte ernsten möchte) kompliziert macht. Zu den diversen Entstehungsschritten des Kakao wurden auch immer wieder Proben zum Probieren herumgereicht.
Der anschließende Rundgang, bei dem wir große Conchiermaschinen und auch Fließbänder sahen, an denen frische Pralinen verpackt wurden, gewährte auch Einblicke in die Pralinenherstellung. In diesem Bereich kannte ich mich schon recht gut aus, aber es war zumindest befriedigend, zu sehen, dass ich mir alles richtig vorstellte. Auch der Film über die Kakaobauern in Nicaragua war interessant, da er anschaulich zeigte, wie abgelegen und schwer erreichbar solche Plantagen sind.
Alte Conchiermaschine |
Nun durften alle Teilnehmer der Führung eine eigene Schokoladentafel gestalten, wofür man eine frisch gegossene Tafel mit einer beliebigen Kombination aus weißer, dunkler und Vollmilchschokolade erhielt. An einer Selbstbedienungstheke konnte man sich diverse Geschmackszutaten wie Nüsse, Karamell, Gummibärchen, Trockenfrüchte oder Kokosflocken aussuchen und so eine individuelle Schokolade kreieren.
Zutatentheke für die selbst gestalteten Schokoladentafeln |
Während diese fest wurde, ging es an die Verkostung. Auch hier wurde ich positiv überrascht, denn ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, großartige Unterschiede zwischen dunklen Schokoladen unterschiedlicher Herkunft schmecken zu können. In Wirklichkeit war das aber sogar ausgesprochen einfach. Uns wurde erklärt, dass Kakao die Aromen der ihn schützenden Pflanzen annimmt, und dass diese je nach Region variieren - so schmeckt Schokolade mit Kakao aus der Dominikanischen Republik eher tabakartig, während Kakao aus Madagaskar ein fruchtiges und beerenartiges Aroma hat - wenn man sortenreine Schokolade probiert, ist das tatsächlich leicht zu erkennen.
Die zum Probieren gereichten Schokoladentäfelchen |
Nach einigen etwas deprimierenden Informationen zum Wert von Fairtrade-Siegeln und der generellen Qualität von Supermarktschokolade bekamen wir unsere selbstgemachten Schokoladentafeln und wurden wir in den Werksverkauf entlassen - den ich allerdings dann nur noch zum Pralinen probieren nutzte, denn ich habe aktuell wirklich genug Schokolade im Haus. Außerdem komme ich sicherlich auch einmal wieder nach Bad Honnef...
Weiße, dunkle und Vollmilchschokolade mit Salzbrezeln, Chili-Cashews und Krokant |
Weiße und Vollmilchschokolade mit getrockeneten Himbeeren, Karamell und Cranberries |
Die "Chocolatour" kostet 39 Euro und kann online gebucht werden. Wer auf die selbst gestaltete Schokoladentafel und die Verkostung verzichten kann, kommt auch mit der "Führung für Entdecker" für 10 Euro zurecht. Beide Führungen können aber erst wieder für den Herbst gebucht werden.
Falls sich nun übrigens jemand fragt, wie eine Schokoladenfirma, die derart unbekannt ist, 100 Mitarbeiter beschäftigen kann: Coppeneur-Produkte gibt es unter anderem bei Hussel zu kaufen. Selbige Ladenkette produziert selbst überhaupt keine Schokolade und kauft die Produkte der eigenen Marke bei verschiedenen Herstellern ein, darunter Heilemann und eben auch Coppeneur.
Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.
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