Gesehen: Juli 2019
Ich bin, seit ich erwachsen bin, leider nicht mehr sonderlich gut darin, Bücher ein zweites Mal zu lesen. Dasselbe gilt für Filme und Fernsehserien. Dass ich etwas zum zweiten Mal ansehe, hat Seltenheitswert: Zu groß ist der Druck durch den stets vorhandenen Nachschub.
Dabei sagte Stephen Fry einst: "What's worth sitting through once is usually worth sitting through twice", und Recht hat er. Vor der allerletzten Game of Thrones-Staffel sahen mein Freund und ich uns zur Vorbereitung die vorletzte an, was ich durchaus genoss (und recht hilfreich war, um für den Schluss auf dem Laufenden zu sein). Bis gestern sahen wir uns, durchaus mit Vergnügen, ein zweites Mal die ersten beiden Staffeln der Netflix-Serie Stranger Things an, um wiederum mit aufgefrischtem Gedächtnis die neue, dritte Staffel anzusehen.
Und noch eine Netflix-Serie sahen wir im Juli zum zweiten Mal: Dark, eine deutsche Serie, in der es oberflächlich um verschwindende Menschen in einer Kleinstadt geht, sich aber ziemlich schnell herausstellt, dass der Ort ein Zeitreise"problem" hat, war beim ersten Ansehen einigermaßen verwirrend gewesen. Neben einer nicht kleinen Figurengruppe in der Gegenwart musste man sich auch noch dieselben Leute - und ihre Eltern - auf einer früheren Zeitebene 1986 merken. Und als man das endlich gemeistert hatte, wurde noch das Jahr 1953 hinzu gefügt. Sobald man auch das halbwegs kapiert hatte, endete der ganze Spaß 2052!
Beim ersten Ansehen hatte ich Dark "so mittel" gefunden. Die Serie wirft viele Rätsel auf und löst in der ersten Staffel nur einige davon. Ständig musste ich auf Wikipedia nachsehen, wer die gerade handelnde Figur nochmal auf einer anderen Zeitebene war, und während die Schauspieler allesamt gut waren, klangen einige Dialoge arg gestelzt.
Aber wie gesagt: Die Serie wirft Rätsel auf, und diese wollen gelöst werden. Nachdem es aber auch direkt nach dem Ansehen der ersten Staffel schon schwierig genug gewesen wäre, die Handlung zu rekapitulieren, galt auch hier: Wir sehen einfach nochmals den ersten Teil an und dann direkt den zweiten. Und hier war die überraschende Erkenntnis (viel Lust hatte ich auf die Wiederholung nämlich nicht gehabt): Beim zweiten Ansehen fand ich Dark um einiges besser. Natürlich konnte ich der Handlung besser folgen, wertschätzte, dass für die Figuren auf den unterschiedlichen Zeitebenen meistens optisch sehr passende Schauspieler gewählt worden waren und konnte auch eher nebensächliche Aspekte der Handlung (zum Beispiel, dass es sich bei dem Schultheaterstück um Theseus und der Minotaurus handelt, in dem es wie in der Serie um ein Labyrinth geht) wertschätzen.
Frisch informiert gingen wir dann zu Staffel zwei über und wurden - nicht ganz unerwartet - noch nachhaltiger verwirrt: Während die Zahl der Zeitreisenden in Staffel 1 noch stark begrenzt gewesen war, entdeckt in Staffel 2 quasi der ganze Ort die Übergänge zwischen den Zeitebenen - nicht, ohne dabei viel anzurichten, einige lassen sich auch gleich dauerhaft auf anderen Zeitebenen nieder. Diverse Figuren versuchen, nachdem sie etwas aus der Zukunft erfahren haben, mit aller Macht diese Ereignisse zu verhindern - und finden nicht selten heraus, dass sie das schlimme Ereignis durch genau dieses Verhalten selbst verursacht haben. Und wieso geht eigentlich 2020 die Welt unter?
Dark ist auf insgesamt drei Staffeln angelegt, folglich werden alle aufgeworfenen Fragen erst nächstes Jahr beantwortet. Bis dahin muss ich vermutlich wieder die ersten beiden Staffeln als Vorbereitung ansehen. Oder - das erfuhr ich leider zu spät - einfach die Website benutzen, die Netflix extra eingerichtet hat, um verwirrten Zuschauern auf die Sprünge zu helfen.
So lange kann ich mir ja vielleicht auch überlegen, ob weitere Serien ein Wiedersehen verdient haben. Oder ob ich gar einmal ein schon gelesenes Buch wieder zur Hand nehme.
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