Neulich nach der Vorband: Wolf & Moon in Montabaur

by - Februar 20, 2020


Die Buchung unseres neuesten Wohnzimmerkonzertes am vergangenen Wochenende erfolgte sehr ähnlich zu vorausgegangenen Ereignissen: Mein Freund spielte mir irgendwann einige Songs des niederländischen Duos vor und fragte, was ich davon hielte - dass es Konzerte in unserer Nähe geben würde und sich eine Frage, ob ein Umweg über unser Haus machbar sei, anbot, hatte er vorab bereits ausgekundschaftet. Nach meinem OK schrieben wir eine Mailanfrage und erhielten quasi postwendend eine Zusage für den kommenden Februar. All das geschah bereits im November des letzten Jahres, so dass wir das Konzert des Duos in der Frankfurter Brotfabrik bereits in dem Wissen besuchten, die Band drei Monate später auch bei uns Zuhause begrüßen zu können.


Zwischenzeitlich trat man nochmals mit uns in Kontakt, um mitzuteilen, dass man mittlerweile zu dritt unterwegs sei: Der ebenfalls niederländische Solokünstler Aiden & The Wild sei ihr Support und ebenfalls in Montabaur mit dabei. Angesichts unserer jüngsten Konzerterfahrung mit Loch Lomond, die letztlich glaube ich zu elft waren, konnten wir angesichts dieser kleinen Vergrößerung nur müde (und zustimmend) lächeln, zumal das Mitbringen von Aidan für uns eine Premiere bedeutete: Mit Vorband war bislang noch nie ein Künstler angereist! Plötzlich fühlten wir uns wie richtige Veranstalter. Was würde als nächstes kommen, ein Festival in unserem Minigarten?

Unerwartet entwickelte sich auch unsere Buchungssituation: Auch wenn wir keine Tickets verkaufen, verfolgen wir sehr genau die Zu- und Absagen der zum Konzert eingeladenen Gäste, und bis Januar sah es aus, als hätten wir einen Konzertabend im kleinen Rahmen vor uns. Dann schickten wir noch eine Erinnerungsmail, und plötzlich, in der Woche vor dem eigentlichen Konzert, hagelte es geradezu Zusagen, zumal auch Fans der Band via Facebook ihren Weg zu unserem Konzertabend fanden. Letztlich hatten wir mit über 30 Zuschauern die Kapazitätsgrenze des in unserem Wohnzimmer Machbaren komplett ausgeschöpft.


Die Musiker trafen an diesem Sonntag bereits nachmittags bei uns ein. Nachdem sie nur Gitarren dabei hatten, war das Hereintragen und Anschließen des Equipments im Handumdrehen erledigt, die drei aßen noch etwas bei uns und zogen sich dann in die von uns für sie angemietete Unterkunft zurück. Als weitere Premiere hatten beide Musikacts Banner dabei, so dass wir uns mit der Aufgabe konfrontiert sahen, diese irgendwie anzubringen - letztlich klemmten wir sie einfach an Fenstern fest. Ebenfalls neu für uns war die mitgebrachte Menge Merchandise - klar, so gut wie jeder Künstler hat ein paar CDs und T-Shirts dabei, Wolf & Moon verfügten aber darüber hinaus über eine ganze Kleiderstange voll bedruckter Kleidung, Vinylplatten, Jutebeutel, eine eigene Zeitschrift... der in unserem Flur aufgebaute Kaufladen ließ uns ein weiteres Mal an unser scherzhaft geplantes Festival denken, das dann sicher ebenfalls solche Stände aufweisen würde. Später während des Konzerts erklärte Stefanie, dass sie, da ihr Hobby Musik ja zum Beruf geworden sei, ein neues Hobby gebraucht habe, und das sei nun Kleidung bedrucken - das erklärte einen Großteil der Warenfülle.


Der Abend bei uns war das letzte Konzert der aktuellen Deutschlandtournee. Die Band ist eigentlich ständig unterwegs und reist als nächstes über die Slovakei, Ungarn und Slowenien zu einer ausgedehnten Italientour, anschließend folgt Kanada, und erst im Herbst wird man sie, dann mit neuem Album, wieder in Deutschland sehen können.

Wie immer bei unseren Konzerten schienen erst keine Gäste zu kommen und dann alle auf einmal, auch die Band traf pünktlich und frisch umgezogen wieder ein. Nachdem Wolf & Moon und Aidan & The Wild nun schon eine Weile gemeinsam unterwegs waren, unterstützte man sich gegenseitig musikalisch - in Aidans Set spielten und sangen Stefanie und Dennis bei "Maria" mit. Diederik van den Brandts (so heißt der Künstler mit richtigem Namen) Lieder klangen sehr ruhig und sanft und waren mehrfach von Geschichten begleitet - etwa von einem Konzert, das er in einer lauten Kneipe parallel zu einer dort stattfinden Geburtstagsfeier gegeben hat, oder über den Autounfall einer Freundin, der ihm einen eigenen Unfall als Kind zurück ins Gedächtnis rief.

Setliste:

Going Home
Good Enough
These Shallow Waters
Dreamer
Never Crossed My Mind
Maria
Revelation Never Came


Nach kurzer Pause war es Zeit für den Hauptact. Bei unserem Konzertbesuch in Frankfurt hatte Stefanie Keyboard gespielt, heute musizierten die beiden allein mit der Gitarre und boten so ein rein akustisches Set. Die Geschichten, die das Duo zu ihren Songs erzählte, kannten wir zum Teil bereits, so etwa die am Rande von "Stones", das während eines Schweden-Urlaubs geschrieben wurde, als das Paar, da sie die Kosten einer Unterkunft in Stockholm grob unterschätzt hatten, wild an einem See zeltete. Andere Geschichten hörten wir mit neuen Details - so die zur ersten US-Tournee von Wolf & Moon (die der eigentliche Anlass gewesen sein, das Musikprojekt ernsthaft zu starten und Songs zu schreiben): Stefanie hatte damals nur ein Keyboard von Toys R Us, was sehr praktisch war, als dieses kaputt ging - es ließ sich problemlos und ohne große Kosten vor Ort nachkaufen. Auch die Geschichte um eine Horror-Übernachtung bei einem respektabel wirkenden , daheim aber eher unhygienischen Konzertgast , der Arzt war, hatten wir bereits gehört - nicht aber, dass die beiden direkt am nächsten Abend bei einem angetrunkenen bulgarischen Tattookünstler unterkamen und mit dem Schlimmsten rechneten, dieser sich aber anders als sein Vorgänger als der perfekte Gastgeber entpuppte.


Wie immer bei uns war das Publikum ausgesprochen ruhig und aufmerksam, was beide Musikacts erfreute. Zu "Getaway" wurde mitgeklatscht (aber nicht getanzt, was auch vorgeschlagen worden war, es wäre aber auch zu eng gewesen), bei "Garden of Potential" auf Auffordrung mitgesummt und -gesungen. Das Ende des Abends bildete, wie schon in der Brotfabrik, Wildebeest, dessen akustische Darbietung natürlich aus den anderen akustischen Liedern weniger stark hervorstach als das sonst der Fall ist. Das Duo trat für den Abschlusssong aber noch ein paar Schritte näher ans Publikum heran, um so ein bisschen mehr Nähe zu schaffen.


Viel zu schnell war das schöne Konzert vorbei, und die Gäste, die nicht damit beschäftigt waren, Merchandise zu kaufen, versicherten mir überschwänglich, wie sehr sie den Auftritt genossen hatten. Wir hatten am nächsten Morgen noch die Gelegenheit, die drei Musiker mit Frühstück zu versorgen, bevor sie sich auf den Weg nach Berlin beziehungsweise Eindhoven machten. Was ich auch immer wieder anmerken muss, ist, dass wirklich alle Musiker, die wir bislang zu Gast hatten, ausgesprochen nett, freundlich, höflich und angenehm waren - ob das nun eine generelle Musikereigenschaft ist oder mit unserem tollen Auswahltalent zusammenhängt, kann ich natürlich nicht sagen...


Setliste:

War
Before
Ride into my soul (?)
Like a shotgun
State of Victory
Garden of potential
Situatios
Nowhere and everywhere
Getaway

Wildebeest

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