Der große Schokoladentest (44): Hotel Chocolat

by - Februar 01, 2021




Wer schon einmal in Großbritannien war, kennt Hotel Chocolat: Das Unternehmen betreibt in so gut wie jedem Ort einen Laden, in dem es Pralinen und Schokoladentafeln sowie Aufstriche gibt - alles von der eigenen Marke. Ich mag die Geschäfte recht gerne, nicht zuletzt, weil man beim Eintreten meistens eine Praline angeboten bekommt. Dennoch war ich überrascht, Hotel Chocolat auch in meinem Buch Der Schokoladentester zu finden - ich hatte das Unternehmen vorher eher als Schokoladenhändler und nicht als ernst zu nehmenden Hersteller wahrgenommen, schon gar nicht im Bean-to-Bar-Bereich.

Zum Produkt

Das Unternehmen Hotel Chocolat besteht unter diesem Namen seit 2003, aktuell betreibt man in Großbritannien 70 Filialen. Seit 2006 beseitzt man als einziges britisches Unternehmen eine eigene Kakaoplantage in Saint Lucia, seit 2011 betreibt man dort auch ein Hotel - ein echtes Hotel Chocolat.

Ganz unrecht scheine ich mit meiner ursprünglichen Einschätzung des Unternehmens als Händler dennoch nicht gehabt zu haben - ursprünglich kaufte man wohl alle Produkte ein, 2011 wurden aber bereits 85 % der Waren selbst in Cambridgeshire hergestellt - vermutlich ist man mittlerweile bei 100 %.

Vor meiner Lektüre von Der Schokoladentester hatte ich das Angebot an Edelschokoaden in den Geschäften überhaupt nicht wahrgenommen, als ich beim Londonbesuch letzten November gezielt danach suchte, fand ich sie separat (und besonders teuer) nahe der Verkaufstheke.



Originalität

Das Warenangebot in den kleinen Geschäften ist reichlich. Es gibt ganze Wände mit "Pick and Mix"-Angeboten, aus denen man sich zu einem Fixpreis kleine Packungen Pralinen und Schokolade aussuchen kann. Alle Produkte tragen das schlichte Markendesign mit dem schwarzen "Hotel Chocolat"-Schriftzug auf weißem Grund. Das Design der von mir erworbenen Schokoladen ist sehr edel, besonders originell würde ich es deshalb nicht gleich nennen. Aber die Produktauswahl ist in jedem Fall enorm.

Originell ist definitiv auch das Design der Tafeln, die nicht viereckig sind, sondern eine asymmetrische, eckenlose Form aufweisen. 7/10

Nachhaltigkeit

Dank der eigenen Plantage ist Hotel Chocolat mehr als ein Bean-to-Bar-Hersteller, Georg Bernardini schreibt hier von "Tree-to-Shop".  Das Unternehmen beschäftigt nahezu 100 Prozent der Kakaobauern auf Saint Lucia und garantiert ihnen die Abnahme der gesamten Ernste zu einem fairen Preis. Auf den Verpackungen meiner Schokoladentafeln wird zudem versichert, dass man bis 2021 eine komplett kompostierbare Verpackung anbieten möchte - bislang befinden sich die Tafeln noch in einer dünnen Plastikfolie.

Nicht aller vom Unternehmen verwendete Kakao stammt von der eigenen Plantage, die Website versichert jedoch, dass der gesamte Kakao auf ethisch korrekte Art erworben wird. 5/5


Zutatenqualität

Die beiden von mir getesteten Tafen enthalten nur Kakao, Kakaobutter, Zucker und den Emulgator Sonnenblumenlezitin. Seltsamerweise enthält die Sorte "42% Caramelized White Chocolate" hauptsächlich Biozutaten, meine andere Tafel "76% Supermilk Chocolate Nicaragua" dagegen nicht. Sonst enthält die Zutatenliste aber keine Überraschungen. 9/10

Preis / Leistung

Meine beiden 70-Gramm-Tafeln kosten je stolze 7,50 Pfund, der 100-Gramm-Preis der Schokolade liegt somit bei etwa 11,80 - ein krasser Preis. Den fairen Handel kann ich hier als mildernden Umstand ebenso heranziehen wie die Bean-to-Bar-Qualität, aber als börsennotiertem Unternehmen kann ich Hotel Chocolat keinen Bonus als kleinem Hersteller zusprechen. Hohe Qualität zu einem exorbitanten Preis. 2/5

Geschmack

Im Geschäft suchte ich mir die Sorten "42% Caramelized White Chocolate Dominican Republic" und 76% Supermilk Chocolate Nicaragua" aus. Beide sind preisgekrönt: Die weiße Schokolade hat bei den European Chocolate Awards eine Bronzemedaille ergattert, die Milchschokolade sogar Silber. Zudem interessieren mich stets die weißen Schokoladen renommierter Hersteller - ihr Äquivalent aus dem Supermarkt ist mir nämlich im Allgemeinen viel zu süß, und um so interessanter finde ich, was man mit weniger Zucker daraus machen kann. In diesem Fall schmeckt das Ergebnis recht ähnlich zu Sirenes entsprechender Sorte "Caramelized White". Auch hier führt die Karamellnote zu einem durchaus ansprechenden, Baiser-artigen Geschmack, die Schokolade ist vielleicht auch nicht ganz so süß wie die von Sirene. 12/15

An der Milchschokolade faszinierte mich die Vorstellung einer Milchschokolade mit 76% Kakaoanteil - es dürfte sich um die Milchschokolade mit dem höchsten Kakaoanteil handeln, die ich je gesehen habe. Es überrascht nicht, dass sie im Geschmack eher herb ist, dafür ist sie aber ausgesprochen schmelzig und cremig. Ich finde sie sehr angenehm im Geschmack, allerdings hat sie wirklich wenig Süße, was man (wie ich) mögen muss. 11/15


Gesamturteil

Wenn man den Geschmack außer Acht lässt, erreicht Hotel Chocolat 21 von 30 Punkten, inklusive Geschmack schafft "42% Caramelized White Chocolate Dominican Republic" 33 und 76% Supermilk Chocolate Nicaragua" 32 von jeweils 45 möglichen Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.





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