Gelesen: Juni 2023
Im Juni las ich einen weiteren Roman von Claire North, Notes from the Burning Age. In einer unbestimmten Zukunft hat eine globale Katastrophe, die einer Gottheit namens Kakuy zugeschrieben wird, die verbleibende Menschheit dazu gezwungen, extrem nachhaltig zu leben - man will die Kakuy schließlich nicht noch einmal verärgern (interessant an diesem religiösen Konzept: Den Kakuy ist die Existenz der Menschen und ihr Wohlergehen gleichgültig, sie schützen lediglich den Planeten). Einige Generationen später bildet sich jedoch eine Gegenbewegung, die sich für das vor-apokalyptische Leben interessiert und sich beispielsweise nach fossilen Brennstoffen, übermäßigem Konsum und Atombomben sehnt.
Ven, die Hauptfigur des Romans, war ursprünglich Priester der neuen Weltreligion, die Menschen zur Nachhaltigkeit und Bescheidenheit erzieht - nun arbeitet er als Spion für die "Gegenseite" und übersetzt für einen der Rebellenanführer wiederentdeckte, verbotene Texte zu Themen wie dem Waffenbau.
Der Roman erzählt aus Perspektive von Ven, wie die (europäische) Welt letztlich in Krieg gerät - anscheinend ist die Menschheit dazu verdammt, ihre Geschichte trotz besseren Wissens zu wiederholen.
Claire North weicht für diesen Roman von ihrem bewährten Konzept "eine Person hat eine extrem ungewöhnliche Begabung" ab, außer den Kakuy gibt es in dieser Handlung nichts Übernatürliches - stattdessen geht es um Spionage, Geheimnisse und Verräter.
Die Romanhandlung liest sich streckenweise durchaus deprimierend, allerdings ist die Beschreibung einer postapokalyptischen Welt, in der jedes "zu viel" verboten ist, auch faszinierend. Was mich allerdings etwas störte, war die schiere Menge von Figuren auf diversen Führungsebenen der Konfliktparteien, die vielfach so blass blieben, dass ich sie mir nicht wirklich gut merken konnte - zumal alle extrem ungewöhnliche, dadurch dann aber auch untereinander verwechselbare Namen tragen. Spannend dagegen war es, aus den allesamt fremden Namen gelegentlich doch Vertrautes zu entschlüsseln, so heißt Wien in dieser Zukunft Vien und liegt am Fluss Ube.
Insgesamt ein guter Roman, vermutlich geschrieben aus einer durchaus fatalistischen Perspektive der Autorin, was die Erfolgschancen der Nachhaltigkeitsbemühungen in unserer eigenen Realität betrifft.
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