Volkslauf solo

by - Oktober 25, 2009

Heute findet mit viel Tamtam der Frankfurter Marathon statt, aber mein eigenes Laufevent war schon gestern: Das Nike Human Race.

Wir erinnern uns: Ich laufe jetzt seit dem Frühjahr, und meinen ersten organisierten Lauf habe ich ebenfalls hinter mich gebracht. Für den Herbst wollte ich mir ein weiteres Motivationsevent suchen, am besten über 10 Kilometer. Leider fand der einzige zeitlich und örtlich passende Lauf, den ich identifizieren konnte, nicht nur im für Frankfurter eigentlich verbotenen Offenbach statt, nein, dank Verlust des Hauptsponsors sollten sich hier die Umkleiden, Garderoben und Toiletten dieses Jahr einen Kilometer vom Start/Ziel entfernt befinden. Nicht sehr attraktiv.

Als letztes mögliches Event blieb damit nur noch ein virtuelles übrig: eben das Human Race. Es findet jedes Jahr statt und geht über 10 Kilometer, und, das ist das Besondere, man kann weltweit teilnehmen, wo auch immer man sich gerade befindet. Da die Zeiterfassung über den Fußsensor des Nike Sport Kits erfolgt, ist es völlig egal, ob man seine reguläre Joggingrunde läuft, im Fitness-Studio das Laufbahn besteigt oder sich zu einem der ausgewiesenen "echten" Läufe (für Deutschland gab es einen in Berlin) begibt: Es zählen allein die Laufdaten, die man nach dem Lauf via iPod und Computer ins Netz sendet. Einzige Voraussetzung ist also, dass man Nike und Apple für die Ausrüstung Geld in den Rachen geworfen hat.

Gestern war es dann so weit, den ganzen Tag und auf der ganzen Welt legten Läufer ihre Rennen zurück, und die meisten waren dabei wohl allein. Ich selbst trabte nachmittags an meinem regulären Lauf-Flüsschen entlang und inspizierte die mir entgegen kommenden Läufer auf eventuell vorhandene Anzeichen dafür, dass wir am selben Rennen teilnahmen. Ich fand aber keine. Und somit blieb der eigentlich bei einer solchen Veranstaltung zu erwartende Ansporn durch die anderen Läufer auch völlig aus. Allerdings habe ich in letzter Zeit kaum draußen laufen können, und insofern war ich schon glücklich genug, als ich die 10 Kilometer tatsächlich schaffte, ohne schlapp zu machen.

Hinterher konnte ich im Internet dann die Ergebnisse der anderen betrachten: Momentan belege ich Platz 11 231, aber ich nehme an, dass sich das noch so lange nach unten verschieben kann, wie andere ihre gestrigen Läufe synchronisieren.

Übrigens könnte man bei einem virtuellen Lauf natürlich prima schummeln: Man könnte den Sensor etwa so kalibrieren, dass ein gemessener Kilometer jeweils nur realen 500 m entspricht. Wer weiß also schon, ob der gegenwärtige weltweite Sieger "Kurtohm" wirklich nur 29:15 gebraucht hat? Der Vergleich der virtuellen und der realen (d.h. an den realen Austragungsorten) gemessenen Zeiten zeigt aber, dass alles sehr nahe beieinander liegt. Also sind wahrscheinlich alle ehrlich.

Fazit: Sicherlich das logistisch betrachtet bequemste Rennen, an dem man teilnehmen kann, und es macht Spaß, sich als Teil eine weltweiten Gemeinschaft zu sehen, die am selben Tag dasselbe Rennen läuft. Dennoch, richtige Wettkampfstimmung kommt so natürlich nicht auf. Wäre Nike aber um den Wettbewerb herum dazu bereit, mir online billige Laufkleidung zu verkaufen und eine Goodie Bag postalisch zuzustellen, wäre ich sogar höchst zufrieden ...

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