Never Let Me Go

by - Juni 21, 2010

Vor einigen Jahren war ich tief beeindruckt von Kazuo Ishiguros Buch Never Let Me Go (deutsch: Alles, was wir geben mussten). Ishiguro war mit dem Roman The Remains of the Day (Was vom Tage übrig blieb) bekannt geworden, und auch wenn ich die Qualität des früheren Werkes, das sich fast ausschließlich um unausgesprochene Gefühle, die berühmte englische "stiff upper lip", dreht, durchaus anerkenne, konnte ich mich nie so recht dafür begeistern.

Auch der Erzählton von Never Le Me Go ist gefühlsarm, weil die Erzählerin sich längst mit ihrem eigentlich unerträglichen Schicksal abgefunden hat: Als Klon ist sie in einer Art Internat zum einzigen Zweck groß gezogen worden, im Erwachsenenalter nach und nach ihre Organe zu spenden und schließlich zu sterben. Anders als in ähnlichen Geschichten (etwa dem Film Die Insel) geht es hier nicht um den Kampf der Klone gegen unbekannte Science Fiction-Menschen, die derartige Grausamkeiten planen. Alles bleibt ruhig und traurig-resigniert. Aus einem Essay von Ishiguro weiß ich, dass es ihm mit der Geschichte auch gar nicht vorrangig um die Klonsache geht, sondern um die Vorstellung der Bewusstheit eines zeitlich extrem begrenzten Lebens - und um die Behandlung der mit jeder Existenz verbundenen Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Haben wir eine Seele? Wurden wir zu einem bestimmten Zweck geschaffen?

Wie The Remains of the Day ist nun auch Never Le Me Go mit berühmten Schauspielern verfilmt worden, und es bleibt abzuwarten, ob sich die seltsam-traurige Faszination der Geschichte auch in das Medium Film übertragen lässt. Ich bin gespannt.

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