Kürzlich gab es auf der Süddeutsche-Website einen interessanten Artikel zu der Frage, was genau eigentlich den Erfolg von Filmen bestimmt. Klare Aussage des Experten: Im wesentlichen hängen die Zuschauerzahlen von der Beliebtheit der Hauptdarsteller ab, die gewissermaßen als „Marke“ ins Kino locken – da sind Filmthema, Handlung und Regisseur völlig nebensächlich. Und auch in einem anderen Punkt ist eine Markenbildung zu beobachten: Besonders beliebt sind Fortsetzungen erfolgreicher Filme.
Ein Blick auf die nach aktuellem Stand erfolgreichsten Filme aller Zeiten bestätigt diese Theorie in den meisten Fällen: Nach den untypischen Rängen 1 und 2 (Avatar und Titanic, die beide wohl nicht wegen ihrer Hauptdarsteller zu Kassenschlagern wurden und bislang auch keine Mehrteiler sind) geht es weiter mit Teilen von Filmreihen: Harry Potter, Der Herr der Ringe, die neueren Batman-Filme, die Shrek-Reihe, Star Wars, Spiderman – fast vergeblich sucht man nach erfolgreichen Filmen ohne mindestens einen zweiten Teil.
Und sieht man sich an, was momentan im Kino kommt oder demnächst anläuft, geht es gerade so weiter: Dieses Jahr liefen bereits Sex and the City 2, Twilight 3 (wie auch immer der Film hieß), Iron Man 2, Toy Story 3 und Shrek 4. Demnächst kommen dann neue Teile vom Fluch der Karibik, ein neuer Bourne-Film, Sin City 2, der nächste Harry Potter und vielleicht sogar eine weitere Jurassic Park-Fortsetzung. Will Smith, dessen Name auf Filmplakaten sowieso ein Garant für Erfolg wäre, scheint sogar ein Abo gebucht zu haben und erfreut uns demnächst mit Independence Day 2 und 3, I am Legend 2, Hancock 2 und I, Robot 2, vielleicht wird sogar noch Men in Black 3 gemacht.
Noch nicht abwegig genug? Angeblich können wir uns auch endlich auf einen neuen Teil der Ghostbusters freuen, auf eine Fortsetzung von Avatar (war der jemand nicht lang genug??) und wer hätte nach zwanzig Jahren Unterbrechung mit einer Fortsetzung von Wall Street gerechnet?
So konzentriert betrachtet ist die Einfallslosigkeit und Risikoscheu der Kinomacher schon sehr beeindruckend, und man muss sich direkt wundern, dass es überhaupt noch Überraschungserfolge wie The Hangover, einen Filmhit des letzten Jahres ohne große Produktionskosten und ohne Schauspielerstars, geben kann. Aber keine Sorge, The Hangover 2 startet 2011.
Grundsätzlich habe ich gar nichts gegen Fortsetzungen. Wenn einem ein Film gut gefallen hat, möchte man oft wissen, wie die Geschichte weiter gehen könnte, und häufig sind Charaktere oder Handlungen auch so gut ausgedacht, dass eine Weitererzählung Sinn zu ergeben scheint. Manchmal klappt das gut, etwa in den Fortsetzungen von Der Pate, Terminator 2 oder den früheren Star Wars-Filmen. Manchmal dagegen ist die Fortsetzung so schlecht, dass sie einem den Originalfilm verdirbt – besten Beispiel hier ist für mich The Matrix, oder eine Filmserie wird mit jedem Teil schlechter: Alien lief sich mit Teil 4 tot, und nach Spiderman 3 wollten Regisseur und Hauptdarsteller auch nicht mehr wie gehabt weiter machen - mit Recht.
Nicht beschweren darf man sich, wenn einfach eine ganze Buchreihe verfilmt wurde: Bei Harry Potter, Twilight oder der Herr der Ringe folgt eben ein Teil auf den anderen, bis es nichts mehr zu verfilmen gibt. Und dann gibt es noch Themen, die sich schlicht und ergreifend für Fortsetzungen eignen: Bei den James Bond Filmen, Star Trek oder Superhelden wie Batman gehört es zum Reiz der Filme, dass sie immer wieder das Bekannte neu verpacken und man sich gespannt fragen kann, wer dieses Mal den (oder die) M spielt, was die Enterprise für technische Neuerungen aufweist oder ob Batmans Temperament in dieser Version eher in Richtung Comedy oder Psychopath geht.
Wenn ich allerdings so mein Gehirn durchwühle, ist die Liste mit unnötigen und ärgerlichen Fortsetzungen um einiges länger als die der guten, und das ist einfach schade: Wollen die Kinozuschauer denn wirklich immer nur dasselbe sehen oder werden sie schlichtweg unterfordert?
Wirft man nochmals einen Blick auf die immerwährenden Kinocharts ist auch klar, wo definitiv noch Fortsetzungspläne gemacht werden müssten: Freuen wir uns also auf Findet Nemos Sohn, E.T. – ein Außerirdischer kehrt zurück und 2013 – Jetzt geht die Welt aber wirklich unter. Letzteres war eigentlich als Witz gedacht, aber soeben stelle ich fest, dass laut imdb ein Roland Emmerich-Film namens 2016 in Planung ist. Offenbar ist beim Thema Filmfortsetzungen keine Idee absurd genug, dass sie sich für einen Scherz eignen würde.
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