Nachdem auch der dritte und letzte Abend unseres Besuchs beim Waves Vienna-Festival im Flex stattfand, bleibt nun statt einer Clubvorstellung ein wenig Zeit, vom Festival an sich zu berichten. Ich zitiere zunächst einmal faul von der Wikipedia-Seite: Das Waves Vienna soll ...
Das Festival, bei dem sich die Bandauftritte auf eine Vielzahl von Veranstaltungsorten verteilt, fand dieses Jahr zum dritten Mal statt, erstmalig konnte man 2013 per Shuttlebus auch Konzerte in Bratislava besuchen. Doch bei über 100 Bands in Wien auf 16 Bühnen (für 51 Euro) hatte man vor Ort auch so genug zu tun. Reichlich Informationen bekam jeder Besucher über ein mehr als 200 Seiten dickes Programmbuch. Da wir uns "unsere" Bands bereits vorab ausgesucht hatten, haben wir von den meisten der Veranstaltungsorte überhaupt nichts mitbekommen, was ein wenig schade ist. Andererseits ist es sicherlich befriedigender, sich einige Konzerte aufmerksam anzusehen und -zuhören, als rastlos von einer Bühne zur nächsten zu hetzen und dann doch nichts richtig mitzubekommen. Für Features wie eine stets im Kreis fahrende Straßenbahn, in der DJs auflegen, waren wir möglicherweise sowieso zu alt. Immerhin den "Red Bull Brandwagen", eine winzige Freilichtbühne in einem Minibus, haben wir im Vorbeigehen gesehen.insbesondere noch wenig bzw. eher regional bekannten Bands und Musikern die Möglichkeit bieten, ein größeres Publikum zu erreichen und über Genre- bzw. die jeweiligen Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden. Neben den Konzerten finden im Rahmen der Waves Vienna Music Conference Vorträge, Diskussionen und Workshops statt. Einen Schwerpunkt bildet unter dem Motto „East meets West“ die Einladung osteuropäischer Musikschaffender.
Gestern Abend war es eigentlich eher ein Vorbeilaufen, denn zwischen Kulturprogramm und Abendessen hatten wir uns zeitlich ein wenig verkalkuliert, so dass wir das Flex nun im Laufschritt ansteuerten, um den ersten Bandauftritt nicht zu verpassen. Tatsächlich stand bei unserem Eintreffen bereits ein einzelner junger Mann auf der Bühne hinter Laptop und Synthesizer und produzierte Eurodico-Sound. Hatte die Band also noch nicht begonnen? Oder hatte Sin Fang, der als Ersatz für The Electric Soft Parade erst verspätet ins Programm aufgenommen worden war, etwa auch abgesagt? Aber halt, an den tätowierten Armen konnten wir erkennen, dass es doch schon Sin Fang war!
Der junge Isländer bestritt seinen Auftritt tatsächlich allein. Wir schienen nur einen Teil des ersten Songs verpasst zu haben, nun folgten einige vom aktuellen, sehr poppigen Album "Flowers". Anders als bei seinem Auftritt in Wiesbaden, bei dem meine Versuche, die Setliste mitzuschreiben, durch nuschelige Zwischenansagen vereitelt wurden, kommunizierte Sindri Már Sigfússon dieses Mal vergleichsweise deutlich - auch wenn er für seine "Thank you"s häufig unter seinen Synthesizern verschwand.
Er spielte nicht nur Lieder von "Flowers", sondern auch von seinen anderen Veröffentlichungen "Summer Echoes" und aus dem als Sin Fang Bonus erschienenen "Clangou", sowie ""Walk With You" von der "Half Dreams" EP, zusätzlich noch die anscheinend unveröffentlichten "Clinger" und "Rosemary". Dennoch blieb er als einziger Künstler unter den für ihn angesetzten 45 Minuten. Zumeist war er eingehüllt in Nebel und drehte mit der rechten Hand an irgendwelchen Knöpfchen, während er ins Mikrofon sang, das er in der linken hielt.
Da ich einige Lieder nicht kannte und wir ja außerdem den Beginn verpasst hatten, ist es nur dem mutigen Einsatz meines Begleiters zu verdanken, dass wir doch noch eine vollständige Setliste bekommen haben, er fragte Sindri nämlich einfach später am Merchandise-Stand danach. Bei dieser Gelegenheit erfuhr er auch, dass Sin Fang, wenn er das Vorprogramm bestreitet, stets allein anreist, anders lohnt sich das wohl finanziell nicht. Außerdem bestätigte Sindri die Vermutung, dass wir ihn beim späteren Auftritt seiner Tourneepartner und Landsleute múm noch einmal wiedersehen würden.
Setliste:
Clangour and Flutes
Nach Sin Fangs Auftritt, der recht gut besucht gewesen war, leerte sich der Saal beinahe vollständig, was mich bezüglich der nun folgenden und uns gänzlich unbekannten Band Kreisky Schlimmes ahnen ließ. Laut Programmheft erwartete uns krachiger Rock aus Österreich in deutscher Sprache und mit guten Texten. Das dann tatsächlich von der Band Gebotene war in jedem Fall tatsächlich sehr laut.
Zu sagen gäbe es dazu auch so einiges, zum Beispiel erklärte Sänger Franz Wenzl durchaus korrekt, dass man sich ein Festivalpublikum stets neu erspielen müsste und gab fortan sein bestes, um das zu Konzertbeginn doch noch zahlreich erschienene Publikum zu überzeugen. Lediglich in der ersten Reihe hatten sich ein paar Kreisky-T-Shirt-Träger eingefunden, die dann bei einigen Gelegenheiten mitsingen durften - zuletzt beim Brüllen eines häufig wiederholten "Dann gehen wir auch!". Jeder Song wurde als super und ihr größter Hit angekündigt. An einer Stelle erklärte Wenzl, bei einer derartigen Hitdichte müsse man sich "anschiffen", um dann hinzufügen, dass das für das internationale Festivalpublikum schwer zu übersetzen sei.
Die Lieder an sich richteten sich recht zielstrebig an ein Publikum von österreichischen Rockfans und Sprechgesang im Stil von Mark E. Smith. Nachdem ich keines von beiden bin, könnte ich folgerichtig wenig damit anfangen, muss aber zugeben, dass der Auftritt beim Publikum generell sehr gut ankam - es wurden sogar zwei Lieder als Zugaben gespielt - und auch zahlreiche Plattenkäufe auslöste. Immerhin mit einem Lied, "Wildnis", konnten Kreisky auch mich zum Schmunzeln bringen, darin hieß es: "Der Mensch gehört nicht in die Wildnis / Das ist wider die Natur / Der Mensch gehört in eine Wohnung / Auf eine Sofagarnitur".
Zu erwähnen wäre auch noch die Erzählung Wenzls, er habe am Bahnhof in einer Musikzeitschrift eine Liste der "Top 111 deutschsprachigen Songs" gefunden, dann bescheiden erst bei Platz 6 mit der Lektüre begonnen, aber enttäuscht feststellen müssen, dass seine Band überhaupt nicht dabei war. Dem Publikum wurde nun ein Boykott sämtlicher Musikzeitschriften ans Herz gelegt.
Ansonsten war ich eher erleichtert, als das Strobo- und Krachfeuerwerk damit ein Ende fand, dass, während Gitarrist und Bassist noch die letzten Rückkopplungen erzeugten, der Sänger, der zunächst noch mit dem Mikrophon durchs Publikum marschierte und Zuschauer mitsingen ließ, zum Merchandise-Stand ging, in aller Ruhe T-Shirts und CDs auspackte und mit dem Verkauf von LPs begann.
Setliste:
Alpen
Bitte Bitte
Vandalen
Körper an Körper
Selbe Stadt, anderer Planet
Wildnis
Asthma
Dow Jones
Pipelines
Die Menschen sind schlecht
Nach diesem Stilbruch ging es musikalisch zurück nach Island. Das Publikum verdichtete sich erheblich, und um uns herum entdeckte ich auffällig viele junge Leute mit "Artist"-Anhängern - múm sind bei ihren Musikerkollegen offensichtlich sehr beliebt. Auch Thom Luz von My Heart Belongs To Cecilia Winter, die wir am Vorabend an gleicher Stelle hatten sehen können, fand sich als Zuschauer ein.
Das Konzert der isländischen Band begann höchst dramatisch, indem Schlagzeuger Samuli langsam einen leuchtenden Eimer auf die Bühne trug, schließlich neben dem Schlagzeug abstellte und Klänge erzeugte, in dem er eine Art silbernen Teller darin wusch. Nach und nach kamen auch die anderen Mitglieder der Band auf die Bühne.
Setliste:
Clangour and Flutes
Clinger
Young Boys
What's Wrong With Your Eyes
Look At The Light
Walk With You
RosemaryNach Sin Fangs Auftritt, der recht gut besucht gewesen war, leerte sich der Saal beinahe vollständig, was mich bezüglich der nun folgenden und uns gänzlich unbekannten Band Kreisky Schlimmes ahnen ließ. Laut Programmheft erwartete uns krachiger Rock aus Österreich in deutscher Sprache und mit guten Texten. Das dann tatsächlich von der Band Gebotene war in jedem Fall tatsächlich sehr laut.
Zu sagen gäbe es dazu auch so einiges, zum Beispiel erklärte Sänger Franz Wenzl durchaus korrekt, dass man sich ein Festivalpublikum stets neu erspielen müsste und gab fortan sein bestes, um das zu Konzertbeginn doch noch zahlreich erschienene Publikum zu überzeugen. Lediglich in der ersten Reihe hatten sich ein paar Kreisky-T-Shirt-Träger eingefunden, die dann bei einigen Gelegenheiten mitsingen durften - zuletzt beim Brüllen eines häufig wiederholten "Dann gehen wir auch!". Jeder Song wurde als super und ihr größter Hit angekündigt. An einer Stelle erklärte Wenzl, bei einer derartigen Hitdichte müsse man sich "anschiffen", um dann hinzufügen, dass das für das internationale Festivalpublikum schwer zu übersetzen sei.
Die Lieder an sich richteten sich recht zielstrebig an ein Publikum von österreichischen Rockfans und Sprechgesang im Stil von Mark E. Smith. Nachdem ich keines von beiden bin, könnte ich folgerichtig wenig damit anfangen, muss aber zugeben, dass der Auftritt beim Publikum generell sehr gut ankam - es wurden sogar zwei Lieder als Zugaben gespielt - und auch zahlreiche Plattenkäufe auslöste. Immerhin mit einem Lied, "Wildnis", konnten Kreisky auch mich zum Schmunzeln bringen, darin hieß es: "Der Mensch gehört nicht in die Wildnis / Das ist wider die Natur / Der Mensch gehört in eine Wohnung / Auf eine Sofagarnitur".
Zu erwähnen wäre auch noch die Erzählung Wenzls, er habe am Bahnhof in einer Musikzeitschrift eine Liste der "Top 111 deutschsprachigen Songs" gefunden, dann bescheiden erst bei Platz 6 mit der Lektüre begonnen, aber enttäuscht feststellen müssen, dass seine Band überhaupt nicht dabei war. Dem Publikum wurde nun ein Boykott sämtlicher Musikzeitschriften ans Herz gelegt.
Ansonsten war ich eher erleichtert, als das Strobo- und Krachfeuerwerk damit ein Ende fand, dass, während Gitarrist und Bassist noch die letzten Rückkopplungen erzeugten, der Sänger, der zunächst noch mit dem Mikrophon durchs Publikum marschierte und Zuschauer mitsingen ließ, zum Merchandise-Stand ging, in aller Ruhe T-Shirts und CDs auspackte und mit dem Verkauf von LPs begann.
Setliste:
Alpen
Bitte Bitte
Vandalen
Körper an Körper
Selbe Stadt, anderer Planet
Wildnis
Asthma
Dow Jones
Pipelines
Die Menschen sind schlecht
Nach diesem Stilbruch ging es musikalisch zurück nach Island. Das Publikum verdichtete sich erheblich, und um uns herum entdeckte ich auffällig viele junge Leute mit "Artist"-Anhängern - múm sind bei ihren Musikerkollegen offensichtlich sehr beliebt. Auch Thom Luz von My Heart Belongs To Cecilia Winter, die wir am Vorabend an gleicher Stelle hatten sehen können, fand sich als Zuschauer ein.
Das Konzert der isländischen Band begann höchst dramatisch, indem Schlagzeuger Samuli langsam einen leuchtenden Eimer auf die Bühne trug, schließlich neben dem Schlagzeug abstellte und Klänge erzeugte, in dem er eine Art silbernen Teller darin wusch. Nach und nach kamen auch die anderen Mitglieder der Band auf die Bühne.
Überhaupt machte der Auftritt auch später vielfach einen theatralischen Eindruck. Einen gewissen Kontrast dazu bildeten die trocken-nüchternen Zwischenansagen von Gunnar Örn Tynes, der etwa nach dem ersten Lied "Sveitin milli sanda" lapidar feststellte: "This was our first song. We will now play our second song." Es folgte nach "Slow Down" die angekündigte Bühnen-Rückkehr von Sin Fang, der zu "The Colourful Stabwound" Synthesizer spielte.
Im Mittelpunkt standen die beiden Sängerinnen Silla, die in ein Kleid gehüllt war, das an die Gemälde von Klimt denken ließ, die wir zuvor im Museum gesehen hatten, sowie Gyða Valtýsdóttir, die mittlerweile zu múm zurückgekehrt ist, und an diesem Abend barfuß auftrat und ein dünnes, bauchfreies Oberteil und einen zerfransten Rock aus gleichem Material trug.
Bei "The ballad of the broken birdy record" wurden wir Zeugen eines sehr seltsamen "Tanzes" von Gyðam der wirkte, als breche sie sich selbst wieder und wieder das Genick, um dann zu Boden zu fallen - das sah ziemlich schmerzhaft aus. Bereits vorher hatte sie mit ihrem überlangen Rock, der aus einem umgehängten Bettlaken zu bestehen schien, eine Art Bandgymnastik veranstaltet. Erinnerungen an die kuriose Bühnenshow von CocoRosie wurden wach.
Im Mittelpunkt standen die beiden Sängerinnen Silla, die in ein Kleid gehüllt war, das an die Gemälde von Klimt denken ließ, die wir zuvor im Museum gesehen hatten, sowie Gyða Valtýsdóttir, die mittlerweile zu múm zurückgekehrt ist, und an diesem Abend barfuß auftrat und ein dünnes, bauchfreies Oberteil und einen zerfransten Rock aus gleichem Material trug.
Bei "The ballad of the broken birdy record" wurden wir Zeugen eines sehr seltsamen "Tanzes" von Gyðam der wirkte, als breche sie sich selbst wieder und wieder das Genick, um dann zu Boden zu fallen - das sah ziemlich schmerzhaft aus. Bereits vorher hatte sie mit ihrem überlangen Rock, der aus einem umgehängten Bettlaken zu bestehen schien, eine Art Bandgymnastik veranstaltet. Erinnerungen an die kuriose Bühnenshow von CocoRosie wurden wach.
Wie zu erwarten, kam bei múm eine Fülle von Musikinstrumenten zum Einsatz: Die beiden Sängerinnen betätigten sich an der Melodika (bei unserem Waves Vienna-Besuch eine Art Standardinstrument), einer viereckigen Gitarre, zahlreichen Glöckchen und einem Kontrabass ohne Corpus. Dazu sahen und hörten wir mehrere Gitarren, Synthesizer und eine Mini-Mandoline.
Vor "One Smile" meldete sich Gunnar nochmals zu Wort und erklärte, dieser Auftritt sei der letzte von múms aktueller Tournee: "We will now crawl back into our cave and not come out for many years!". Besonderen Dank wollte die Band ihrem Fahrer Terry entgegenbringen, dem deshalb auch gleich der nächste Song gewidmet wurde. Vor dem letzten Lied "Now there is that fear again" wurde auch dem Soundmann und dem Helfer vom Merchandise-Stand explizit gedankt. Nach dem Lied folgte noch eine gemeinsame Verbeugung, dann war, trotz lauter "Zugabe"-Rufe, Schluss - was auch in Ordnung war, die Band hatte die ihr zugedachten 60 Minuten komplett aufgebraucht und im Vergleich zu regulären eigenen Konzerten die Setliste um 5 Songs reduziert.
Damit war gegen kurz nach Mitternacht auch unser erster Besuch beim Waves Vienna beendet und wir konnten im Hotelzimmer feierlich unsere Bändchen durchschneiden. Ich halte das Konzept des Festivals ohne Festivalgelände für sehr gelungen, die 45-Minuten-Auftritte ermöglichten es außerdem, in kurzer Zeit viele Bands kennenzulernen. Damit, dass man mehr noch als bei einem regulären Festival stets nur Bruchstücke des Line-ups sehen kann, muss man sich als Besucher eben abfinden.
Setliste:
Sveitin milli sanda
Slow down
The Colourful Stabwound (zusammen mit Sin Fang)
A little Bit, sometimes
Green Grass of tunnel
The ballad of the broken birdy records
Toothwheels
One Smile
Now there's that fear again
Vor "One Smile" meldete sich Gunnar nochmals zu Wort und erklärte, dieser Auftritt sei der letzte von múms aktueller Tournee: "We will now crawl back into our cave and not come out for many years!". Besonderen Dank wollte die Band ihrem Fahrer Terry entgegenbringen, dem deshalb auch gleich der nächste Song gewidmet wurde. Vor dem letzten Lied "Now there is that fear again" wurde auch dem Soundmann und dem Helfer vom Merchandise-Stand explizit gedankt. Nach dem Lied folgte noch eine gemeinsame Verbeugung, dann war, trotz lauter "Zugabe"-Rufe, Schluss - was auch in Ordnung war, die Band hatte die ihr zugedachten 60 Minuten komplett aufgebraucht und im Vergleich zu regulären eigenen Konzerten die Setliste um 5 Songs reduziert.
Damit war gegen kurz nach Mitternacht auch unser erster Besuch beim Waves Vienna beendet und wir konnten im Hotelzimmer feierlich unsere Bändchen durchschneiden. Ich halte das Konzept des Festivals ohne Festivalgelände für sehr gelungen, die 45-Minuten-Auftritte ermöglichten es außerdem, in kurzer Zeit viele Bands kennenzulernen. Damit, dass man mehr noch als bei einem regulären Festival stets nur Bruchstücke des Line-ups sehen kann, muss man sich als Besucher eben abfinden.
Setliste:
Sveitin milli sanda
Slow down
The Colourful Stabwound (zusammen mit Sin Fang)
A little Bit, sometimes
Green Grass of tunnel
The ballad of the broken birdy records
Toothwheels
One Smile
Now there's that fear again
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