Gelesen: März 2018
Im März hörte ich nur ein Buch fertig, nämlich Doing Harm von Kelly Parsons. Das Buch hatte ich mir bei Audible ausgesucht, und zwar wegen Stephen King: Nachdem ich letzten Monat so begeistert über den Thriller The Wicked Girls gewesen war, hatte ich nämlich auf der Bücherplattform Goodreads entdeckt, dass Stephen King (der Stephen King) ein Goodreads-Profil hat und darüber von ihm gelesene Bücher kommentiert. The Wicked Girls fand er wie ich toll, also dachte ich, dass seine anderen Tipps sicher auch interessant sein könnten - und gleich der oberste war Doing Harm. Herr King schrieb, es handele sich um den besten „medical thriller“, den er in den letzten Jahren gelesen hätte - ein hohes Lob, und da ich aus dem Genre sonst nur Koma kenne (als Spielfilm), bin ich vermutlich ohnehin leicht zu beeindrucken.
Dachte ich, denn zu meiner Überraschung hatte ich an Doing Harm dann eher viel zu meckern. Gut gefiel mir alles, was mit den Abläufen im Krankenhaus und im Operationssaal zu tun hatte. Kelly Parsons ist Chirurgin, und man merkt dem Buch an, dass es von jemand geschrieben wurde, der sich mit Krankenhäusern, dem Karriereprozess von Ärzten und medizinischen Problemen gut auskennt.
Problematisch fand ich dagegen als erstes die Hauptfigur - Stephen, ein zu Beginn der Geschichte ausgesprochen erfolgreicher Assistenzarzt, ist leider so gar nicht sympathisch. Teils ist das sicherlich beabsichtigt, denn zum einen stolpert er zu gleich am Anfang über seinen Solz und seine Arroganz, zum zweiten hat er, als er in Schwierigkeiten gerät, nicht allzu viele Kollegen zur Auswahl, die er ins Vertrauen ziehen könnte - was wichtig für die Handlung ist. Als Leserin ist es aber schwer, Mitgefühl für diesen eingebildeten Nachwuchschirurgen zu empfinden, der eine blöde Entscheidung nach der anderen fällt.
Dann wäre da noch die Handlung an sich: Stephen macht bei einer Operation einen dummen Fehler, der seine Patientin in Lebensgefahr bringt. Ein anderer von ihm operierter Patient entwickelt nach der OP Komplikationen, an denen er letztlich stirbt und für die Stephen zur Verantwortung gezogen wird. Bald stellt sich aber heraus, dass jemand aus seinem Kollegenkreis aktiv gegen ihn arbeitet, dabei über Leichen geht und die Schuld auf ihn abwälzt, ohne dass er viel dagegen tun könnte - weil ihm, wenn er die Wahrheit sagte, sowieso niemand glauben würde.
Ich fand die Wahrheit aber beileibe nicht so unglaublich, dass ich es für chancenlos gehalten hätte, mit einem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Kelly Parsons vielleicht auch nicht, so dass sie Stephen zusätzlich erpressbar macht. Dass er sich aber hartnäckig weigert, seiner Frau, zu der immer wieder gesagt wird, wie krisenfest sie sei, die Wahrheit zu sagen, erscheint mir schon ziemlich idiotisch, zumal er sie und die gemeinsamen Kinder damit ebenfalls in Gefahr bringt. Und dann wäre da auch der letztlich doch noch gefundene Verbündete aus dem Kollegenkreis, der sich als geradezu unglaubwürdig perfekt erweist...
Nein, mich konnte Doing Harm nicht überzeugen. Ganz schlimm (im Sinne von blass und klischeehaft) sind übrigens auch sämtliche Frauenfiguren, was bei dem Roman einer Autorin überrascht. Fazit: Stephen King schreibt gute Thriller, aber seinen Geschmack bei anderen Büchern teile ich offensichtlich nur bedingt.
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