Neulich im Bunker: FLUX4ART. Kunst in Rheinland-Pfalz
Ich bin ja ein eher widerwilliges Landei. Eine Sache, die ich am Großstadtleben schätze, ist beispielsweise der unkomplizierte Zugang zu Kultur. Man kann zwar nicht behaupten, dass ich in meinen 13 Jahren in Frankfurt wöchentlich ins Museum gegangen wäre, aber hin und wieder eben schon. Und was gibt es für schöne Museen: Wechselausstellungen in der Schirn, Meisterwerke aus allen Epochen im Städel, Filmgeschichte im Deutschen Filmmuseum, immer wieder Interessantes im Museum für Kommunikation... und so weiter.
Montabaur hat hier doch... wenig zu bieten. Da war es doch eine schöne Überraschung, dass es im Stadtteil Horessen nun das b-05 Kunst- und Kulturzentrum gibt.
"Nun" ist allerdings die falsche Formulierung, denn das ehemalige militärische Waffenlager mit 8 kleinen, 2 mittelgroßen und 5 großen Bunkern wurde ab 2005 erschlossen und erstmalig 2008 eröffnet. Anscheinend gab es hier Ausstellungen mit bekannten Künstlern wie Ai Weiwei oder Martin Kippenberger, aber 2014 war erst einmal Schluss: Der Hauptsponsor stellte seine Unterstützung ein, der Ausstellungsort war als Konsequenz nicht länger finanzierbar.
Seit 2017 ist nun die Stadt Montabaur eingesprungen. Seit der Wiedereröffnung hat sich die Ausrichtung ein wenig erweitert: Hier wird nicht mehr ausschließlich Kunst und Kultur geboten, nun gibt es auch naturbezogene Veranstaltungen - ein Teil des Geländes ist zudem als Naturschutzgebiet normalerweise nicht zugänglich. Darüber hinaus gibt es ein Café, das im Rahmen eines eigenen Kulturprogramms beispielsweise Konzerte und Lesungen veranstaltet und ansonsten Wanderer, Ausstellungsbesucher und Hundespaziergänger mit Kaffee und Kuchen versorgt.
Aktuell ist das b-05 Gastgeber der Landeskunstschau FLUX4ART - Kunst in Rheinland-Pfalz, die nach Montabaur auch Germersheim und Boppard besuchen wird und die Werke von 60 Künstlern zeigt.
Am Sonntag war es höchste Zeit, sich all das einmal selbst anzusehen. Wenn man das Gelände betritt, erreicht man zunächst das Café, in dem bei unserer Ankunft mitten am sonnigen Nachmittag ein gut gelaunter Musiker sehr lautstark den Außenbereich bespielte. Das Café war gut besucht, als wir uns nach der Besichtigung dort niederlassen wollten, erfuhren wir, dass der Kuchen bereits länger ausverkauft war.
Hinter dem Café betritt man eine Art Rundweg, der an den einzelnen Bunkern - die meisten, aber nicht alle enthalten Ausstellungsobjekte - vorbeiführte, zwischendurch stießen wir auch auf Installationen im Freien, etwa eine Art Treppenhaus aus Metallgitter, das begehbar war, (Werner Bitzigeio) und Wohnwagen-Silhouetten aus Metall (Ulrich Schreiber).
In den Bunkern selbst war stilistisch quasi alles geboten, was ich mir unter Gegenwartskunst vorstellen kann: Viele Skulpturen, von denen manche, wie ein Haufen Betonmischer, plötzlich und geräuschvoll zum Leben erwachten, außerdem natürlich Bilder, Fotografien, Installationen, Objekte, Kollagen, Filme... Wie das bei Gegenwartskunst so ist, erschloss sich mir doch recht häufig nicht die Intention des Künstlers, wobei ich mir auch mehr Mühe hätte geben können, denn in allen Ausstellungsräumen lagen laminierte Beschreibungen, die ich nur teilweise genau studierte. Außerhalb der Bunker drängte sich manchmal auch die Klischee-Frage "Gehört dieses Objekt jetzt auch zur Ausstellung, oder wurde es einfach hier abgestellt?" auf.
Neben der genannten Betonmischer-Skulptur von Eberhard Bosslet sahen wir etwa einen riesigen Lampenschirm (nun gut, er nannte sich "Kuppel") von Michael Volkmer oder eine aus der Wand ragende Sprungschanze von Erik Schmelz.
Die Ausstellung kostet keinen Eintritt, die Bunker standen auch nicht unter Aufsicht - hätte man unbedingt ein Kunstwerk mitnehmen oder zerstören wollen, wäre das absolut möglich gewesen. Schön, dass die Besucher sich offensichtlich zu benehmen wissen.
Unschlagbar ist das Ambiente des Geländes: Die überwachsenen, von der Natur umgebenen Bunker gäben für so manchen Endzeitfilm eine hervorragende Kulisse ab.
Übrigens scheint der Umfang des Gezeigten durchaus variabel zu sein: Anders ließe sich nicht erklären, dass sich die Ausstellungstermine an den drei Ausstellungsorten recht großzügig überschneiden
Termine der Ausstellung:
b-05 Montabaur: 15.09. – 31.10.2018
Kunstverein Germersheim: 20.10. – 25.11.2018
Museum Boppard: 04.11. – 23.12.2018
0 comments