Gelesen: September 2018
Vor gefühlten Ewigkeiten las ich Margaret Atwoods Roman Oryx and Crake (veröffentlicht wurde er 2003), später ließ ich mir The Year of the Flood (2009) schenken, ohne auch nur verstanden zu haben, dass es sich um eine Fortsetzung des erstgenannten Romans handelte - und gelesen habe ich das Buch dann auch zunächst nicht, denn es war so groß und schwer und damit für die Unterwegs-Lektüre denkbar unattraktiv.
Erst als letztes Jahr dank der erfolgreichen Serienverfilmung von The Handmaid's Tale plötzlich alle über Margaret Atwood sprachen, erinnerte ich mich auch daran, dass ich da noch dieses ungelesene Buch im Regal hatte, entdeckte die Sache mit der Fortsetzung und stellte obendrein fest, dass nun sogar ein dritter Teil zu der Geschichte existiert - Maddaddam, veröffentlicht 2013.
Zur Schonung meiner zarten Bizepse kaufte ich mir dann einfach die komplette Trilogie als Sammelband für den Kindle und beschloss, lieber auch den mir bereits bekannten ersten Teil nochmals zu lesen - ich hatte das Buch zwar sehr gemocht und konnte mich auch an vieles erinnern, aber Kleinigkeiten waren mir eben doch entfallen.
Dieser Entschluss war einerseits richtig - die Folgebände nehmen auf den ersten Bezug, und es sind gerade Details wie etwa auf den ersten Blick unwichtige Nebenfiguren, die wieder aufgegriffen werden - andererseits fiel es mir zunächst schwer, wieder in den Roman zu finden. An die Handlung selbst konnte ich mich erinneren: Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart lebt der möglicherweise letzte Mensch namens Snowman allein am Strand vor einer zerstörten Stadt. Seine Existenz ist ein täglicher Kampf ums Überleben, ihn bedrohen verwilderte Tiere aus diversen Genlaboren, die brennende Sonne, tägliche Gewitterstürme und Schwierigkeiten bei der Nahrungsbeschaffung. Seine einzige Gesellschaft sind die Crakers, eine menschen-ähnliche Gruppe, die anders als er perfekt für diese Lebensverhältnisse geschaffen ist - die naiven Naturwesen ernähren sich von Blättern, haben insektenabweisende Haut, und einen tiefen Sinn für innere Zufriedenheit.
Parallel erfährt man durch Snowmans Erinnerungen, wie es dazu kam, dass er der einzige überlebende Mensch ist. Die Welt der nahen Zukunft ist aufgeteilt in die "Compounds", abgeschlossene Bereiche, wie die Menschen, die für Großunternehmen arbeiten und forschen, in Sicherheit leben. Der Rest haust in den "Pleeblands", wo kriminelle Banden herrschen und die einzige Polizei von den Konzernen kommt und in deren Sinne handelt. Auf der ganzen Welt nimmt die Umweltzerstörung zu, die Ressourcen werden aufgebraucht und deren Ausfall durch immer neue Erfindungen und Ersatzprodukte kompensiert. Es existieren weder eine neutrale, allen Menschen verpflichtete Politik noch eine dazugehörige Justiz, die Konzerne haben die gesamte Macht und entscheiden rein nach ihren Absatzinteressen.
Vor diesem Hintergrund wächst Snowman, früher Jimmy, gut behütet aber unglücklich in einem Compound auf und lernt noch zu Schulzeiten seinen besten Freund Crake kennen - mit dem er in der Jungend verbotene Onlineaktivitäten betreibt und den er als Erwachsener zunächst aus den Augen verliert - bis der mittlerweile erfolgreiche Genforscher Crake ihn an sein neues Forschungszentrum beruft, wo Jimmy auch der mysteriösen Oryx begegnet - die er vielleicht vorher schon aus dem Internet kannte.
Die Spannung des Romans bezieht sich im Wesentlichen darauf, zu erfahren, was genau nun mit der Menschheit passiert ist - das Drumherum ist zwar sehr gut ausgedacht und erzählt, aber eben auch furchtbar deprimierend, zumal vieles Schlimme angesichts vergleichbarer Entwicklungen in der Realität nur allzu wahrscheinlich erscheint. Wohl deshalb zog sich meine Zweitlektüre von Oryx and Crake monatelang hin, die Fortsetzungen, die dieselben Ereignisse aus anderen Perspektiven schildern, las ich dann deutlich schneller. The Year of the Flood schildert die Auslöschung der Menschheit aus der Sicht einer Sekte in den Pleeblands, Maddaddam führt alle verbleibenden losen Stränge zusammen.
Ich kann alle drei Romane wärmstens empfehlen, zumal die in den folgenden Teilen erscheinenden Figuren größtenteils leichter zu mögen sind als Snowman und die geschilderte Dystopie durch die Hinzufügungen immer noch realistischer wird. Höchstwahrscheinlich wird wohl alles so kommen...
Nachdem momentan ja quasi alles zu einer Serie wird, ist das natürlich auch für diese Buchserie der Fall. Eine von Darren Aronofsky geleitete Produktionsfirma kümmert sich um die Umsetzung, und ich bin gespannt.
0 comments