Gelesen: Juni 2019

by - Juli 23, 2019

Moment einmal, ein Monatsrückblick am 23. Juli? Nun ja, es gab in jeweils drei Teilen einen USA-Urlaub und ein Festival abzuarbeiten, da fielen die Beiträge, die normalerweise doch deutlich vor der Monatsmitte erscheinen, einfach unter den Tisch...

Was beim nun vorgestellten Buch immerhin den Vorteil mitbringt, dass ich es erst Anfang Juli zu Ende gelesen habe und mich nun zum Werk als Ganzes äußern kann. Es handelt sich um The Strings of Murder von Oscar de Muriel, den Auftakt einer Buchserie um die beiden Protagonisten Frey und McGrey.

Zur Geschichte: Im Jahr 1888 verliert Ian McFrey aus politischen Gründen seine Position bei Scotland Yard. Frey stammt aus wohlhabendem Hause, hat aber das dringende Berürfnis, seinem Leben einen Sinn zu geben. Nachdem er bereits ohne Abschluss Medizin und Jura studiert hatte, trifft ihn das Scheitern seiner Polizeikarriere tief und er nimmt ein Angebot an, sich statt seiner Entlassung ins ferne Edinburgh versetzten zu lassen. Dort soll er für eine skurrilen Kommissar namens "Nine Nails" McGray arbeiten, der vor Ort eine Art Vorversion der "X Files"-Abteilung aus der gleichnamigen Serie leitet: Er untersucht offene Fälle, bei denen er einen übersinnlichen Hintergrund vermutet.



Der Leser weiß von Anfang an, dass die Gründe für McGreys Besessenheit von Geisterthemen einen persönlichen Hintergrund hat: In seiner Jugend erstach seine Schwester plötzlich und ohne erkennbare Gründe in einem plötzlichen Anfall des Wahnsinns oder der Besessenheit die Eltern und sitzt seitdem schweigend in einer Irrenanstalt.

Der Fall, den die beiden ungleichen Detekktive gemeinsam lösen sollen, dreht sich um erst einen und dann mehrere Musiker, die jeweils unter extrem ungewöhnlichen Umständen ums Leben gekommen sind. Dabei kämpfen sie nicht nur mit dem Fall, sondern auch wegen ihrer unterschiedlichen Auffassungen, wie die Ermittlungen auszuführen sind, häufig gegeneinander, zudem sitzen ihnen sowohl der Londoner Polizeichef als auch der der lokalen Polizei im Nacken, weil beide fürchten, dass Jack the Ripper nach Schottland abgewandert sein könnte oder ihn dort jemand imitiert.

Ganz spannend ist all das schon, dennoch konnte mich der Roman nicht völlig packen. Ich fand die beiden Hauptfiguren allzu holzschnittartig gezeichnet. Der Romanautor stammt eigentlich aus Brasilien, und vielleicht lässt mich dieses Wissen denken, dass er es mit seinen Versuchen, einen angemessen viktorianischen und gelegentlich auch schottischen Erzählton zu treffen, manchmal ein wenig übertreibt. Der Handlungsverlauf, in dem die beiden Detektive natürlich irgendwann lernen, einander zu respektieren, war dann auch nicht sonderlich überraschend.

Die Detektivgeschichte an sich ist dabei durchaus spannend, auch wenn sich aus Lesersicht kaum eine Lösung erraten lässt, weil erst am Ende die für die Lösung notwendigen Details bekannt werden - immerhin haben Leser und Detektive aber immer denselben Informationsstand.

Insgesamt also eine ganz spannende Geschichte, die man aber keineswegs gelesen haben muss.

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