Hier schrieb ich bereits vom "Stärken fürs Festivaljahr 2020" - als ob 2019 schon gelaufen wäre! Anfang August startet aber die fünfte Auflage des A Summer's Tale, und ich bin wieder dabei! Bis auf letztes Jahr, als der Termin außerhalb der Rheinland Pfälzischen Sommerferien lag (zugegebenermaßen für ein Festival in Niedersachsen mit der Zielgruppe Hamburg nicht die oberste Priorität), habe ich alle bisherigen Auflagen besucht (hier gibt es die Berichte dazu) und freue mich auf die nächste.
Das Besondere am A Summer's Tale Festival ist, dass es sich viel mehr wie ein Erlebnisurlaub anfühlt als eine reine Musikveranstaltung. Das liegt zum einen am vielfältigen Programm (dazu weiter unten mehr), zum anderen an der Zielgruppe "Familien". Neben diesen werden nämlich auch insgesamt ältere und, man muss es zugeben, wohlhabendere Festivalgäste angesprochen, die sich vorstellen können, auf herumstolpernde Kleinkinder Rücksicht zu nehmen. Das bedeutet in der Konsequenz: Die Gäste wissen sich zu benehmen, werfen ihren Müll in den Abfalleimer, freuen sich über Ideen zur Umweltschonung wie die Komposttoiletten und sind an ruhigen Konzertstellen (und nachts auf dem Zeltplatz) leise.
Zugegeben: Wer drei Tage lang wach sein, sich verrückt kostümieren, ganz viel Bier trinken und ein paar Dixieklos umwerfen möchte, wird sich beim Summer's Tale vermutlich eher langweilen. Aber für, nun ja, nicht mehr ganz junge Musikfans mit Interesse an einem vielfältigen Rahmenprogramm ist es ein Traum.
Im letzten und auch dieses Jahr hat es ein paar Änderungen gegeben, auf die ich bereits gespannt bin - nicht alle haben auf Facebook zu Jubel geführt. Bereits vorletztes Jahr wurde der erste, am schlechtesten besuchte Festivaltag (das Festival lief bis letztes Jahr jeweils von Mittwoch bis Samstag) im Programm reduziert und blieben an diesem die beiden Hauptbühnen geschlossen. Nur auf der kleinen Waldbühne gab es ein kurzes Musikprogramm, ansonsten wurden nur Workshops angeboten. Das wurde letztes Jahr so beibehalten, in diesem fällt der Mittwoch ganz weg, dafür endet das Festival am Sonntag - vermutlich eine gute Idee, um an mehr Tagesbesucher zu kommen, die nicht extra Urlaub nehmen wollen.
Umstrittener ist die Entscheidung, den "Zeltraum", die mittlere und einzige "überdachte" der drei bisherigen Bühnen, deses Jahr wegfallen zu lassen. Ich kann mir tatsächlich auch nur schwer vorstellen, wie die Veranstalter alle Musikacts auf zwei Bühnen, von denen eine ziemlich klein ist, konzentrieren wollen - aber ich lasse es einmal auf mich zukommen.
Ich freue mich auch schon wieder auf die Fresstände - bei Festivals allgemein und auch bei diesem stets ein teures Vergnügen, aber es gibt eben auch viel Leckeres zu probieren. Hoffentlich sind beispielsweise der Waffelstand und der Käsespätzlestand wieder dabei!
Dieses Jahr werden die musikalischen Highlights aus meiner Sicht von Elbow, Suede, Maximo Park, The Charlatans, Kate Nash und Enno Bunger gestellt. In der Vergangeheit sah ich tolle Auftritte von beispielsweise Tori Amos, Damien Rice, Noel Gallagher's High Flying Birds, Sigur Rós, PJ Harvey, Ride, Franz Ferdinand, Pixies und Get Well Soon.
Aber wie gesagt, neben der Musik gibt es noch viel mehr zu unternehmen. Beispielsweise kann man sich Performances ansehen, dieses Jahr etwa den Hamburger Kneipenchor (in vergangenen Jahren schon gerne gesehen), 11Freunde live oder ein Kneipenquiz - letzteres wird vielleicht angesichts der zu erwartenden Teilnehmerzahl ähnlich ablaufen wie das Massenkaraoke vor zwei Jahren. Sehr lustig für alle Altersgruppen war damals auch der Zauberer The Great Joy Leslie.
Ich bin auch sicherlich nicht die einzige, die sich besonders auf die Lesungen freut. In früheren Jahren sah ich erinnerungswürdige Auftritte von Thees Uhlmann, Jochen Distelmeyer und Arno Frank, dieses Mal freue ich mich am meisten auf Anja Rützel - sie war für letztes Jahr bereits angekündigt, musste aber absagen - für uns, die auch nicht konnten, perfekt, zumindest, wenn sie dieses Mal tatsächlich kommt! Stefanie Sargnagel, John Niven und Ronja von Rönne haben sich (unter anderem) ebenfalls angekündigt.
Und dann habe ich noch gar nichts zu den Workshops erwähnt! Besonders gerne erinnere ich mich an Workshops mit Essen oder Getränken, beispielsweise habe ich gelernt, wie man Cakepops macht, Sommerrollen rollt, habe ausprobiert, wie man Sommercocktails zubereitet und Matcha-Tees verglichen. Bei all der Futterei musste auch etwas Bewegung sein, zum Beispiel war ich schon einmal beim Yoga und bei zwei kurzen Wanderungen durch die Heide, eine ernst gemeint mit Erläuterungen zur Natur, die andere als Comedy mit komplett ausgedachten Inhalten. Dieses Jahr freue ich mich unter anderem auf Bliss Balls, Wein mit allen Sinnen und Kalligrafie.
Was ich in drei Jahren A Summer's Tale noch nie besucht habe, ist eine der Filmvorstellungen, sie finden für mich einfach zu spät statt. Dafür habe ich schon, ohne selbst in die Zielgruppe zu gehören, gelegentlich ins Familienprogramm hineingeschnuppert, und so beispielsweise mit viel Spaß gesehen, wie kleine Kinder zu "Deine Freunde" abrockten.
Wem das alles immer noch nicht genug Programm ist, der kann auch noch am größeren Rahmenprogramm teilnehmen: Es ist möglich, auf der Luhe Kanu zu fahren, und jeden Morgen findet ein Lauftreff statt. Ein Lauftreff! Bei einem Festival! Es ist eben doch eher, wie Thees Uhlmann einst bei seiner Lesung kommentierte, ein Wellness-Camp.
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