Neulich in den 80ern (2): Paul Heaton & Jacqui Abbott in der Frankfurter Batschkapp

by - Juli 01, 2019


Na, wer erinnert sich noch an Teil 1 der 80er-Reihe? Hallo? Richtig, er erschien im März dieses bislang ereignisreichen Jahres und drehte sich um Deacon Blue. Und weiß jemand mit dem Namen Paul Heaton etwas anzufangen? Nein? Ich auf den ersten Blick auch nicht, aber ich kenne natürlich The Housemartins und The Beautiful South - Paul Heaton gründete beide Bands und sang die meisten ihrer Songs. Seit dem Ende von The Beautiful South 2007 hat er auch drei Soloalben veröffentlicht. Jacqui Abbott wiederum war zeitweise die Sängerin von The Beautiful South und hat seit 2013 weitere drei Alben gemeinsam mit Paul Heaton veröffentlicht - all das, ohne dass ich es bemerkt hätte...

Wenn man sich am Freitagabend in der Frankfurter Batschkapp umsah, konnte man am Alter der meisten Konzertbesucher ablesen, dass viele wohl wegen der The Housemartins und The Beautiful South-Songs erschienen waren, und der uns vorab bereits bekannten Setliste konnte man entnehmen, dass diese Bands auch mit diversen Songs berücksichtigt werden würden.


Bei unserem Eintreffen hatten wir das Set der "Vorband" Matthew Austin übrigens schon fast verpasst und hörten noch drei Songs des in München lebenden Briten, der sehr fest entschlossen zu sein schien, trotz ausbaufähiger Deutschkenntnisse das Frankfurter Publikum ausschließlich auf Deutsch anzusprechen. Das war löblich, seine Songs konnten mich aber nicht so recht fesseln.

Am Abend eines Sommertages, an dem Temperaturen über 30 Grad geherrscht hatten, entpuppte sich natürlich auch die mit diversen Menschen gefüllte Batschkapp als nicht gerade kühler Ort. Paul Heaton ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und betrat um kurz vor 8 die Bühne in einer Jacke, die er auch das gesamte Konzert lang anbehielt. Mich überraschte das nur deshalb nicht, weil ich bereits im Konzerttagebuch-Bericht gelesen hatte, dass Heaton auch in der Kölner Live Music Hall die Jacke anbehalten hatte - und dort hatten noch um einiges wärmere Temperaturen geherrscht.


Ebenfalls in Christophs Bericht hatte ich gelesen, dass Paul Heaton eine lange Freundschaft mit einem mittlerweile leitenden Mitglied des Fußballvereins TuS Dietkirchen in Limburg verbindet - das erklärte dann auch diverse T-Shirts um uns herum, auf denen Limburg Dietkirchen als Paul Heaton-Tourstation 2011 genannt wurde (neben München, Köln und Berlin) sowie das "Schöne Grüße aus Dietkirchen"-Transparent, das rechts von uns immer wieder hochgehalten wurde.

Heatons Verbindung zu einem deutschen Fußballverein erklärte sicherlich auch die später erfolgende Bandvorstellung, bei der jedes Bandmitglied mit Vornamen, Instrument und einem deutschen Fußballverein vorgestellt wurde - der arme Keyboarder schien schon daran gewöhnt zu sein, dass seine Zuordnung zu Red Bull Leipzig zu Buhrufen führte, neu waren die negativen Reaktionen vermutlich für den Mainz 05-Kollegen. Heaton selbst wählte selbstverständlich Dietkirchen.


Heaton hatte neben Jacqui Abbot eine ganze Band dabei, die aus Gitarrist, Bassist, Keyboarder und Schlagzeuger bestand, später, ab "Rotterdam", stießen dann noch drei Bläser hinzu. Das Set begann mit "Old Red Eyes Is Back" von The Beautiful South, erst nach dem Housemartins-Hit "Me and the Farmer" - dem einzigen Song, bei dem Heaton auch selbst Gitarre spielte - wurde das Publikum begrüßt - mit "Hello Germany, Hello Hessen, Hello Frankfurt (Blick aufs Schild), Hello Dietkirchen." Nach "I Gotta Praise", einem relativ neuen Lied von Paul und Jacqui, mokierte sich Paul über das Wetter und seine Weigerung, Shorts zu tragen (die Jacke wurde aber nicht thematisiert). Er erwähnte außerdem, dass Jacqui bei dem Versuch, per Bahn von Köln nach Frankfurt zu reisen, drei Stunden Verspätung gehabt habe und dass das deutsche Damen-Fußballteam gerade gegen Schweden hinten läge - beides, wie er fand, Zeichen dafür, dass die Zeiten sich ändern.


Nicht ganz klar wurde uns, woher Paul eigentlich seine topaktuellen Fußballinformationen bezog - er konnte ja schlecht auf dem Smartphone lesen, während er auf der Bühne stand, dennoch teilte er uns nach "7" Singles" mit, dass Deutschland verloren hätte - und das um die drei Minuten nach dem Abpfiff (uns hatte ja nichts davon abgehalten, gelegentlich auf die Smartphones zu sehen)!

Nach "Flag Day", der, wie mir gar nicht bewusst gewesen war, Debütsingle der Housemartins, wurde Heaton nostalgisch: "1985, number 124 in the charts, 500 sales - and probably ten of them here!" Vor "Don't Marry Her" gab es noch eine kleine Umfrage, ob das Publikum lieber die Original- oder die in der Wortwahl entschärfte Radioversion hören wollte, selbstverständlich entschied man sich für das Original.


Etwas seltsam fand ich die "2018 version" von "A Little Time", die eine gute Portion Elvis mitbekommen zu haben schien, die aus meiner Sicht eher störte. Vorher war "Build" zum Ende hin immer schneller geworden, und Heaton hatte zur Mundharmonika gegriffen. Mit einem erfreulich normal klingenden "Perfect 10" endete das Set zunächst, wobei Heaton schon gesagt hatte, er sei zu alt für Spielchen und werde selbstverständlich beim kleinsten Anlass für Zugaben zurückkehren.

Das tat er, zunächst allein mit dem Gitarristen, Bassisten und Schlagzeuger, und trug in dieser reduzierten Bandaufstellung "Poems" vor, bevor die restliche Band zurückkehrte und vom Publikum die Hits "Happy Hour" und "You Keep It All In" abgefeiert werden konnten. Insgesamt wurde viel und lautstark mitgesungen, und bei den älteren Liedern gab es eine ungewöhnliche Textsicherheit bis in die Strophen hinein.


Die Band kehrte anschließend noch für eine weitere Zugabe zurück, dieses Mal hörten wir "Song for Whoever", und zwar in der etwas längeren Albumversion, in der überraschenderweise auch Jacqui einen Gesangspart hatte, und ganz am Ende "The Last King of Pop".

Wenn man die beiden Berichte zu Köln und Frankfurt vergleicht, lässt sich nicht leugnen, dass die Konzerte eine feste Struktur, teils inklusive Ansagen haben. Normalerweise gefällt es mir nicht, wenn sich so viel vorhersagen lässt (wobei es bezüglich Setliste mitschreiben natürlich praktisch ist). Dennoch fand ich Herrn Heaton aber sehr charmant, und die markante Stimme, die so viele bekannte Songs gesungen hat, einmal live zu hören, hatte einen ganz besonderen Reiz, hinzu kamen einige selbstironische Tanz-Moves. Und einmal im Leben sollte man Hits wie "Song for Whoever", "Happy Hour" und "Build" auch einmal live erlebt haben. Da störte es auch fast gar nicht, dass die neueren Lieder aus der Solo- und der Paul & Jacqui-Zeit, nun ja, etwas weniger gut ins Ohr gingen.


Setliste:

Old Red Eyes Is Back (The Beautiful South cover)
Me and the Farmer (The Housemartins cover)
Moulding of a Fool
I Gotta Praise
Build (The Housemartins cover)
I Don't See Them
D.I.Y.
Prettiest Eyes (The Beautiful South cover)
Rotterdam (Or Anywhere) (The Beautiful South cover)
The Austerity of Love
Flag Day (The Housemartins cover)
Real Hope
Manchester (The Beautiful South cover)
She Got The Garden
Don't Marry Her (The Beautiful South cover)
Good as Gold (Stupid as Mud) (The Beautiful South cover)
A Little Time (The Beautiful South cover)
Perfect 10 (The Beautiful South cover)

Poems
Happy Hour (The Housemartins cover)
You Keep It All In (The Beautiful South cover)

Song for Whoever (The Beautiful South cover)
The Last King of Pop

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