Masken, Schlangen und ein Maskottchen: Fünf Jahre Montabaur The Style Outlets
Schon länger hatte ich vor, ein Update zu meinen bisherigen Artikeln (hier und hier) über das Fashion Outlet in Montabaur zu schreiben - ursprünglich sollte es darin um weitere Entwicklungen sowie die Zukunftsplanung (soweit sie mir bekannt ist) gehen. Nur schien mir nicht allzu viel zu sagen zu sein - manche Geschäfte sind nicht mehr da, andere hinzu gekommen, eine Erweiterung geplant. Dann kam erst Corona und dann, vor einigen Wochen, das fünfjährige Jubiläum - jetzt gibt es jede Menge zu erzählen!
"Wer einmal in Montabaur war, der weiß, wie sich Einsamkeit in einem FOC anfühlt. Das Ambiente, das den Charme des Hofs einer Gesamtschule aus den 1980er Jahren ausstrahlt, tut sein Übriges" schrieb die ImmobilienZeitung im Dezember 2018 in einem Artikel mit dem Titel "Niemand braucht neue FOC".
Tatsächlich hatte auch ich (die bis März so gut wie jeden Abend durchs Center vom Bahnhof nach Hause lief) jahrelang den Eindruck, dass abseits von Wochenende und Sonderaktionen wie Late Night Shopping im FOC, das vom jetzigen Eigentümer Neinver etwas sperrig in "Montabaur The Style Outlets" umbenannt wurde, eher wenig los war. Andererseits würde ich fast vermuten, dass das in jedem Outlet so sein dürfte: Wer hat schon wochentags tagsüber Zeit für einen Einkaufsbummel? In städtischen Fußgängerzonen mag das anders sein, hier erledigt man als arbeitende Person auch schnell etwas in der Mittagspause - aber in einem Outlet? Ob im Wertheim Village oder Zweibrücken wochentags so viel mehr los ist?
Anders als die ImmobilienZeitung unkte, schienen auch die Umsatzzahlen zwischenzeitlich zu stimmen - zumindest gab der Betreiber für 2019 an: "Halle Leipzig The Style Outlets und Montabaur The Style Outlets erzielten mit in Summe zweistelligen Zuwächsen der Umsatz- und Besucherzahlen die im europäischen Vergleich stärkste Entwicklung: Der Umsatz beider Center stieg in Summe um 15%, die Besucherzahlen um 10% auf 3,4 Millionen an." Separate Zahlen für Montabaur sind leider nicht erhältlich.
Gleich drei Geschäfte haben mittlerweile zugemacht, weil sie auch außerhalb des Outlets nicht mehr existieren: Bench, Gaastra und auch das größte Restaurant La Place. Letzteres wurde dreigeteilt und durch die Nachfolger Starbuck's, Pommes-Freunde und Dean & David ersetzt.
Ebenfalls nicht mehr da sind Schneider Salzburg, Better Rich, Kunert, Stefanel, Benetton und die britische Schuhkette Clark's, neu dabei dagegen Petrol Industries, Samsonite, Sigikid, Seidensticker, Only und Geox. Ebenfalls dazu gekommen ist ein Puma Outlet Shop sowie Haribo, beide testen mit ihren Filialen in Montabaur erstmalig das Outlet-Konzept. Und zuletzt gibt es mittlerweile im "Nicht Fashion Outlet"-Bereich des Centers eine Filiale des Einrichtungsgeschäftes Depot, die auch einen kleinen Bereich mit Ausverkaufsware hat. Die 60 Ladengeschäfte sind mittlerweile alle vermietet, dazu kommen neben Depot und Haribo noch The Body Shop, Lindt und Ravensburger als Geschäfte, die offiziell nicht zum Outlet zählen.
Unabhängig von der wachsenden Besucherzahl scheint der Betreiber dasselbe Manko wie ich identifiziert zu haben: Das Center ist einfach relativ klein und rechtfertigt aus diesem Grund - und weil es an echten Luxusgeschäften nach wie vor mangelt - kaum eine Anfahrt aus den Metropolenregionen Köln oder Frankfurt, die zudem im Einzugsgebiet größerer Outlets liegen. Im Herbst 2019, als von Corona noch keine Rede war, wurde bekannt, dass die Verkaufsfläche in Montabaur von aktuell 10.000 Quadratmetern auf mehr als das Doppelte vergrößert werden soll. Statt 930 Parkplätzen soll es dann zudem 1400 geben. Strategisch halte ich diesen Schritt durchaus für richtig, als Anwohnerin frage ich mich allerdings auch, wie man diese Vergrößerung ohne kompletten Verkehrskollaps der Zubringerstraßen bewerkstelligen will. Schon jetzt bilden sich an Samstagen häufig gewaltige Rückstaus zum Parkplatz, die den Zugang zur Autobahn auch für Nicht-Shopper schwierig machen. Zu allem Überfluss ist in der Nachbarschaft des Outlets auch ein weiteres Wohnviertel geplant, das Verkehrsaufkommen wird sich also in jedem Fall weiter erhöhen, die Straßenkapazität jedoch nicht.
Eine Erweiterung des Outlets würde zudem bedeuten, dass die aktuell noch recht großzügig vorhandenen Grünflächen dann sicherlich Geschichte wären. Außerdem: Wenn ich mir im Vergleich die Marken ansehe, die es im größeren Schwester-Outlet in Leipzig zusätzlich gibt, und die es im Falle einer Erweiterung dann sicherlich auch nach Montabaur schaffen würden, scheinen mir keine echten Publikumsmagnete dabei zu sein - die einzige Ausnahme wäre vielleicht Adidas. Das Luxussegment würde auch weiterhin nicht bedient. Aber würden noch mehr Alltagsmarken wie Street One, Cecil, Ecco und Schiesser Massen an neuen Einkäufern anlocken?
Seit Beginn der Pandemie habe ich nichts mehr über die Ausbaupläne gelesen, sie liegen vermutlich erst einmal auf Eis. Das Outlet an sich jedoch scheint, so weit ich es von außen beurteilen kann, nicht allzu stark unter der generellen Einkaufsmüdigkeit der Deutschen (über die aktuell viel in den Medien berichtet wird) zu leiden: Obwohl auch außerhalb der Geschäfte im Center momentan Gesichtsmasken getragen werden müssen, scheint mir der Besucherandrang aktuell recht groß zu sein - vielleicht auch, weil manche das Outlet in der Ferienzeit als Ausflugsziel nutzen. Die einzelnen Geschäfte müssen jeweils darauf achten, dass nicht allzu viele Besucher gleichzeitig einkaufen, und aktuell sehe ich täglich vor dem Nike-Geschäft eine lange Schlange geduldig Wartender.
Vor einigen Wochen wurde dann am Wochenende und mit Sonderrabatten auch das fünfjährige Jubiläum gefeiert. Per Newsletter erfuhr ich dabei von einem neuen Maskottchen, "Captain Outletti", einer Art Pirat mit quaderförmigem Kopf. Als Nicht-Maskottchen-Expertin scheinen mir sowohl der Name als auch die Figur, nun, lieblos zu sein - ein wenig, als habe man am Ende eines langen Meetings der Verantwortlichen in fünf Minuten noch schnell diese Maskottchensache klären müssen. So entschied man sich dann dafür, dass Karo-Logo des Outlets als Kopf zu nutzen, Kinder mögen Piraten, fertig. Aber vermutlich falle ich sowieso nicht in die Zielgruppe...
Was aber diese Zielgruppe angeht, also die kleinen Besucher, steht dieser sonst auch nicht gerade viel zur Verfügung - im Rahmen von Events müssen stets Pavillons für die Kinderbespaßung aufgestellt werden, weil es keinen Spielplatz und auch sonst nichts gibt, das für Kinder in irgendeiner Form einladend wäre.
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