Neulich nach den Musikfreunden Roisdorf: Pixies im Kölner Palladium

by - Oktober 10, 2019


Während ich Montag Abend versuchte, "Hart aber fair" zum Thema Bahn zu ertragen, sah mein Freund in Köln eine Band aus seiner Jugend. Hinterher hatte ich ein paar Fragen an ihn.

Wie kam es zu deinem kurzfristigen Entschluss, das Pixies-Konzert im Palladium zu besuchen?

Mir ist aufgefallen, dass die Pixies und ich dieses Jahr unser 30-jähriges Konzert-Jubiläum feiern. Im Mai 1989 habe ich sie gemeinsam mit The Cure, The Mission und The Sugarcubes auf der Freilichtbühne Loreley beim Bizarre Festival gesehen. Eigentlich war mir das Konzert in Köln aber zu teuer, deutlich mehr als 50 € wollte ich nicht zahlen. Dank des Internets konnte ich dann zwei Tickets für zusammen 75 € erwerben, so dass die Pixies und ich doch zusammen unser Jubiläum begehen konnten.


War das Palladium so doof wie immer?

Ich kann schon wieder nicht über das Palladium klagen. Wir waren sehr früh da, standen vorne in der zweiten Reihe, es war nicht ausverkauft und daher nicht zu eng, sogar der Sound war in Ordnung. Und für die Blasmusikkapelle der Musikfreunde Roisdorf, die wegen eines Konzertes im gegenüber liegenden E-Werk auf der Straße spielten und unserer Wartezeit vor dem Einlass „verkürzten“, kann ja das Palladium nichts!


Wie gut war das Event besucht? Waren alle Besucher in unserem Alter?

Viele alte Männer auf und vor der Bühne. Das Palladium war gut gefüllt und ich war überrascht, dass viele Fans vor Ort waren, die bei meinen ersten beiden Pixies Konzerten 1989 und 1990 (in der Stadthalle Köln-Mühlheim, also nur 1500 m vom Palladium entfernt) sicherlich noch nicht geboren waren.


Haben wir die Vorband Blood Red Shoes auch schon einmal live gesehen?

Ja, 2010 beim Haldern Pop Festival. Du erinnerst dich aber sicherlich eher an die Auftritte von Beirut, Mumford And Sons, Villagers und The National. Damals waren Laura-Mary Carter (Gesang, Gitarre) und Steven Ansell (Gesang, Schlagzeug) noch als Duo unterwegs. Der Sound des aktuellen Albums „Get Tragic“ verlangt aber offensichtlich nach mehr Musikern, so dass sie aktuell als Quartett aufgetreten sind.


Wie waren die Blood Red Shoes?

Gut und laut, auch wenn ihnen nur 30 Minuten zugestanden wurden. In diesen haben sie sich dann nahezu komplett auf ihr aktuelles Album fokussiert, so dass bis auf das abschließende „Colours Fade“ leider keine älteren Lieder gespielt wurden. Sie haben mehrmals betont, dass sie stolz darauf sind, vor den Pixies, einer ihrer „all time favorites“ auftreten zu dürfen. Die halbe Stunde haben sie zur Eigenwerbung gut genutzt und vom "kniend Gitarre spielen" bis "auf dem Schlagzeug stehen und darauf einschlagen" alles gegeben. Etwas seltsam war der stille Abgang der beiden Gastmusiker im Verlauf von „Colours Fade“, während Carter und Ansell noch ein wenig Lärm machten, im Scheinwerferlicht standen und sich applaudieren ließen.
Und bevor du fragst: Nein, keiner trug blutrote Schuhe.


Setliste:

Elijah
Howl
Mexican dress
God Complex
Eye To eye
Bangsar
Colours Fade


Haben die Pixies eigentlich neues musikalisches Material, oder was ist der Anlass dieser Tour?

Die Pixies haben nach „Indie Cindy“ und „Head Carrier“ dieses Jahr mit „Beneath The Eyrie“ ihr drittes Album seit ihrer Wiedervereinigung nach 11-jähriger Auszeit veröffentlicht. Interessanterweise wurden diese beiden Comeback-Alben nur noch mit jeweils einem Lied („Snakes“ bzw. „All The Saints“) berücksichtigt, während die neue Platte fast komplett (es fehlte nur „Silver Bullet“) gespielt wurde. Wir durften also die neuen Lieder erstmals live hören, viele alte Klassiker abfeiern und die Band hat ein wenig Geld verdient.


Was stand denn auf der Setliste? Wird da jeden Abend dasselbe gespielt?

Als wir die Pixies 2017 auf dem A Summer’s Tale Festival sahen, spielten sie 26 Lieder, aktuell sind es, je nach Abend, zwischen 33 und 40 Titel! In Köln hauten sie uns in 2 Stunden 39 Songs um die Ohren. Dieses Jahr haben die Pixies bereits fast 60 unterschiedliche Stücke live gespielt, so dass sowohl in der Zusammenstellung der Setliste als auch der Reihenfolge gut variiert wird. Fest gesetzt scheinen aktuell nur der Opener, „Cecilia Ann“, das mit dem Rücken zum Publikum und ums Schlagzeug herum stehend gespielt wird, und das abschließende „Debaser“ zu sein. Eine richtige Zugabe gab es nicht, denn die Band verließ nach dem vorletzten Lied nicht die Bühne, sondern verneigte sich gemeinsam am Bühnenrand, worauf eine gespielte Pantomime zwischen Black Francis und Schlagzeuger David Lovering folgte und man sich vollkommen überraschend noch auf ein weiteres Lied einigte.


Gab es, wie beim A Summer’s Tale Festival, einen kleinen Moshpit?

Nicht nur einen und keinen kleinen. Offensichtlich erfordern alle älteren Lieder (und das waren 26) einen Moshpit. Selbst „Where’s My Mind?“! Ich selbst war am rechten Bühnenrand übrigens ein „Ein-Mann-Moshpit“.


Irgendwelche spannenden Ansagen?

Für Ansagen hat Black Francis hinter sich ein eigenes Mikro stehen. Jedoch sind diese nicht an das Publikum gerichtet, sondern an seine Mitmusiker und Mitarbeiter. Denn der Sänger diktiert die Songreihenfolge und wählt offenbar recht spontan aus. Doch dann, nach 37 Liedern richtete sich Black Francis plötzlich mit „Hey“ ans Publikum - doch statt einer Begrüßung (nach fast 2 Stunden) oder einer Verabschiedung folgten nach einer kurzen Pause die Worte „Been trying to meet you“ und damit der Song namens „Hey“.
Auf Firlefanz wie Ansagen oder Bühnenbewegung wurde also komplett verzichtet, statt dessen wurde ruckzuck ein Song nach dem anderen rausgehauen: die ersten 6 Songs waren nach 11 Minuten vorbei. Ach, ein bisschen Bewegung gab es doch, denn Joey Santiago spielte bei „Vamos“ kurz Gitarre mit seiner Baseballcap, zog den Stecker und führte diesen immer wieder zur Gitarre, was für seltsame, rückkopplungsartige Geräusche sorgte.


Haben sie denn diesmal „Monkey Gone To Heaven“ gespielt?

Vermutlich sind im Palladium keine Affen erlaubt. Ich muss also doch über den Konzertort meckern. Wie 2016 haben sie „Monkey Gone To Heaven“ einfach vergessen. Das passiert wohl, wenn man die Setliste nicht schriftlich festhält.


War das Konzert so laut wie Deine Vorbereitungsmusik am Nachmittag?

Das Lautheitsempfinden ist offensichtlich sehr individuell ausgeprägt.
Mir kamen die Blood Red Shoes lauter vor als die Pixies selbst. Ohrenstöpsel habe ich nicht benötigt, aber es war deutlich lauter als nachmittags bei uns zu Hause.

Gibt es noch weitere Tourstationen?

Wenn du jetzt doch Lust auf dein zweites Pixies-Konzert bekommen hast, dann müssen wir uns sputen, denn nach Berlin und Köln steht nur noch München nächste Woche auf dem Tourenprogramm.


Hast Du mir etwas mitgebracht?

Ich hatte am Merchandise-Stand kurz überlegt eine Sammlung mit Band-Geschirrhandtüchern zu beginnen, habe dann aber davon abgelassen. Du musst dich also mit Erzählungen, Setlisten und Fotos begnügen. Oder wir fahren nächste Woche...

Setliste:

Cecilia Ann (The Surftones Cover)
St. Nazaire
Rock Music
Isla De Encanta
Brick Is Red
Break My Body
Los Surfers Muertos
Caribou
Gouge Away
On Graveyard Hill
Wave Of Mutilation
Planet Of Sound
Bird Of Prey
Nimrod’s Son
Ready For Love
The Holiday Song
Here Comes Your Man
Motorway To Roswell
Cactus
No. 13 Baby
I’ve Been Tired
Long Rider
River Euphrates
Where Is My Mind?
All The Saints
Ana
Death Horizon
Vamos
Mr. Grieves
Daniel Boone
Velouria
Snakes
This Is My Fate
Catfish Kate
Winterlong (Neil Young Cover)
In The Arms Of Mrs. Mark Of Cain
Havalina
Hey
Debaser

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