Enno Mountain High Enough: Enno Bunger im Kölner Gloria

by - November 06, 2019


Meinem Freund fiel letzte Woche auf, dass wir dieses Jahr noch drei Künstler live sehen, die bereits in unserem Wohnzimmer aufgetreten sind. Den Auftakt machte am Mittwoch Enno Bunger, am Wochenende darauf sahen wir Adorable (deren Sänger Pete Fij im März bei uns war) und dann später noch die Jeremy Days mit Dirk Darmstädter.

Der Enno Bunger-Auftritt in Köln passte mir eher mittelmäßig in den Kram, weil ich mich eigentlich von einer Erkältung hätte erholen müssen und am übernächsten Morgen zudem eine Londonreise anstand, aber man ist ja nur einmal jung. Oder mittelalt. Zudem bekamen wir unsere Tickets recht günstig vom Zweitmarkt - und verloren vor Ort ein bisschen an Credibility, weil Bekannte fragten, ob wir etwa nicht auf der Gästeliste stünden.


Als Vorband war für diesen Abend Schwarz angekündigt, außerdem hatte Enno selbst am Tag vorher auf Facebook gepostet, dass auch Fortuna Ehrenfeld spontan mit von der Partie sein würde, was natürlich die Frage aufwarf, wer dann nun wann spielen würde. Als Erster betrat aber Enno die Bühne... um Schwarz anzukündigen. Roland Meyer de Voltaire ist, wie wir erfuhren, ein alter Freund von Enno und hat ihn bei seinen musikalischen Anfängen unterstützt - und auch auf dem neuen Album einige Lieder produziert.


Los ging es bei Schwarz mit einem Instrumentalsong, anschließend begleitete er seinen Gesang zunächst per Gitarre - die zugehörigen Keyboardklänge und Beats wurden eingespielt - später auch direkt per Keyboard, beim Song "Get Up" kam auch ein ganzer Chor vom Band.

Die Synthesizerpassagen weckten durchaus Erinnerungen an Enno-Lieder wie "Hamburg" oder "Neonlicht", gewisse Einflüsse dürften also vorhanden sein. Zu manchen Liedern bekamen wir auch Erklärungen, etwa bei "Home", dass sich das Lied um die Tatsache dreht, dass der Musiker sich dort Zuhause fühlt, wo seine Freunde sind, aber nicht an einem bestimmten Ort. Er hat aber auch schon länger in Köln gelebt, was dem lokalen Publikum natürlich gut gefiel. Er nutzte seinen kurzen Auftritt auch zur Eigenwerbung, denn am folgenden Wochenende stand im Rahmen der Kölner Nacht der Museen schon ein weiterer Auftritt von ihm an - als musikalische Untermalung des Bananensprayers Thomas Baumgärtel.

Setliste:
(Instrumental)
In Your Eyes
Outside Looking In
Leftwing Duckling
Home
Get Up
Shine

Nach kurzer Umbaupause war es dann Zeit für einen ausgesprochen gut gelaunten Enno Bunger. Dieser machte erst einmal- wie schon beim Auftritt beim A Summer's Tale - auf sein buntes Hemd aufmerksam. Außerdem erwähnte er, dass er nicht nur bereits an so ziemlich jedem Kölner Auftrittsort gespielt hatte, sondern auch schon zweimal im Gloria - einmal als Vorband von Smith & Burrows und einmal gemeinsam mit Me & My Drummer. Als auf seine Frage, ob jemand bei einem dieser beiden Konzerte gewesen sei, nur Schweigen kam, scherzte er "Hat ja viel gebracht."

Uns als Kennern fiel natürlich auch sofort auf, dass der Schlagzeuger Nils dieses Mal nicht dabei zu sein schien. Eine Erklärung bekamen wir erst viel später: Nils ist Lehrer und konnte Schulferien-bedingt nur zwei Wochen der Tournee mitmachen. Für den Rest war Benedikt Schnermann eingesprungen und hatte in Rekordzeit sämtliche Lieder lernen müssen.

Die Setliste des Abends orientierte sich grob an der, die wir beim Summer's Tale schon gehört hatten, war aber natürlich länger. Um mich herum wurde vielfach mitgesungen (insbesondere bei "Regen"), aber das glücklicherweise stets leise und diskret.


Auch eine Kalauer-Geschichte bekamen wir zu hören, in der Enno als Erklärung seines ungewöhnlichen Vornamens von seiner Heimat Ostfriesland erzählte, in der sein Vater angeblich seiner Mutter auf dem höchsten Berg Ostfrieslands im Radio "Enno Mountain High Enough" vorgespielt hatte.

Natürlich blieb es auch an diesem Abend dabei, dass ein Großteil der gespielten Lieder inhaltlich eigentlich alles andere als witzig war. Enno erwähnte, eine Kritik der neuen Platte habe ihm vorgeworfen, in allem zu pathetisch zu sein, und entgegnete etwas verärgert "Willkommen in den letzten drei Jahren meines Lebens!"

Auch "Wo bleiben die Beschwerden" hatte es natürlich wieder auf die Setliste geschafft und bekam in Köln sehr lang anhaltenden Applaus. "Neonlicht" wurde scherzhaft als ein "Atemlos", aber für die Coolen angekündigt und "Hamburg" dauerte als letztes Lied des Hauptteils ganze acht Minuten.


Für den Zugabenteil kehrte Enno zunächst ohne Band zurück und spielte "Am Ende des Tunnels", dazu erzählte er, dass eine RTL-Castingshow vergeblich bei ihm angefragt habe. Im Text änderte er das darin sonst erwähnte Frei.wild-Tattoo zu Andreas Gabalier.

Gerade als mir wieder einfiel, dass ja ursprünglich auch ein Auftritt von Fortuna Ehrenfeld angekündigt worden war, stimmte Enno als zweite Zugabe einen Song an, der uns unbekannt erschien - bei der zweiten Strophe kam dann prompt Fortuna Ehrenfeld in Schlafanzug und Federboa auf die Bühne und sang die zweite Hälfte. Es handelte sich um "Die Umarmung der Magneten", ein Lied, das beide auch auf dem Album des Künstlers gemeinsam singen. Allerdings ist auf der Platte die Rollenverteilung umgekehrt.


Es folgte noch das ebenfalls als Duett gesungene "In so müden Momenten", dann verließ Martin Bechler mit den Worten "Geht wählen, ihr Arschgeigen!" die Bühne auch schon wieder und verfolgte die letzten beiden Lieder aus dem Publikum.
Wir hörten nun noch "Bucketlist", zu dem Enno samt Mikrophon durchs Publikum schritt, und zuletzt "Ponyhof" - Nils bekommt "seinen" Song also auch gespielt, wenn er gar nicht dabei ist.

Auch dieses Enno Bunger Konzert war wieder einmal ein schönes,  bei dem vor allem die authentische Mischung von Spaß, Traurigkeit, Wut und Kalauern überzeugte.



Setliste:

Kalifornien
Regen
Abspann
Stark sein
Konfetti
Wofür
Wolken aus Beton
Niemand wird dich retten
Renn!
Wo bleiben die Beschwerden?
One-Life-Stand
Neonlicht
Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung?
Hamburg

Am Ende des Tunnels
Die Umarmung der Magneten (mit Fortuna Ehrenfeld)
In so müden Momenten (mit Fortuna Ehrenfeld)
Bucketlist
Ponyhof



You May Also Like

0 comments