A Summer's Tale, how could it fail? A Summer's Tale Festival 2019 - Tag 2

by - August 10, 2019


Der Festival-Freitag sollte musikalisch vielleicht der beste, in jedem Fall aber auch der längste Tag werden, also fanden wir uns erst mittags auf dem Gelände ein und ließen die anvisierte dreistündige Kanufahrt auf der Luhe ausfallen. Beim Betreten des Geländes waren wir dennoch etwas früh dran, und wir hörten von weitem, dass auf der Waldbühne eine Band des Kinderprogramms spielte. Nachdem wir in vergangenen Jahren bereits "Eule findet den Beat" oder auch "Deine Freunde" gesehen hatten und diese Musikacts durchaus unterhaltsam gefunden hatten, gaben wir auch der Band Rabauken & Trompeten eine kurze Chance. Das Trio macht "Kindermusik auf erwachsene Beats" und hatte noch zwei blonde Mädchen als Background-Tänzerinnen dabei.


Schon das war befremdlich, doch der Song "Kleine große Helden", der nun begann, triefte in seinem Text nur so von anbiederndem Kitsch. Kinder sind nämlich grundsätzlich einfach ein Vorbild für alle Großen, weil sie mit ihren Freunden spielen und eben überhaupt super sind. Im Vergleich zu anderen Kinderbands, die wir ja wie gesagt durchaus charmant gefunden hatten, war das Dargebotene einfach plump, einfalls- und seelenlos und auch ein bisschen peinlich. Letzteres auch, als die Musiker nach Ende des Songs ins Publikum fragten, welchen Song man denn zum Schluss ein zweites Mal spielen solle, und einfach keine Antworten kamen: "Welcher Song hat Euch denn am besten gefallen?" *Schweigen* "Sollen wir nochmal "Coole Kids" spielen??" *Schweigen*. "Coole Kids war doch super, oder?" (An dieser Stelle muss wohl jemand genickt haben.) Die Website von Rabauken & Trompeten verkündet übrigens, dass die Band für das Kitajahr 2019/20 ausgebucht sei, also lohnt sich das Konzept offensichtlich trotzdem. Auf dem Weg zur Hauptbühne überholten uns auch zwei Kinder, die "Colle Kids" sangen, also hat sich auch die Wiederholung gelohnt.


Als ersten Act auf der Hauptbühne sahen wir dann Wingenfelder, das deutschsprachige Musikprojekt der Gebrüder Wingenfelder, die sonst als Fury in the Slaughterhouse bekannt sind (und als letztgenannte Band auch einer der Headliner im Vorjahr waren).

Sie begannen ihr Set mit "Sendeschluss Testbild", einem politischen Lied, in das diverse O-Tönr hinein-gesampled waren, unter anderem Gaulands Fliegenschiss-Zitat. Politisch wurde es auch bei "Hey Cowboy", das Kai Wingenfelder zwei Politikern "mit den seltsamsten Frisuren, die er je gesehen hatte", widmete.


Die Wingenfelders erklärten, sie seien eigentlich eine kleine, deutschsprachige Band, die nicht gut für Festivals geeignet sei, fürs Summer's Tale als untypisches Festival habe man sich aber überzeugen lassen. Man ist aber Festival-technisch offensichtlich auch anderes gewöhnt, denn später berichteten sie, man habe am Vortag mit Fury in the Slaughterhouse unter dem Pseudonym "Die beschissenen 6" in Wacken auf der Biergarten-Bühne gespielt - und das, was dort geschähe, habe mit dem hier rein überhaupt nichts zu tun. Der Wacken-Auftritt hatte insofern Nachwirkungen, als der Anfang von einem Lied zunächst versemmelt wurde, ansonsten hatte die Band ihn offensichtlich gut überstanden.

Bei den meisten Liedern übernahm Kai Wingenfelder den Gesangspart, zwei durfte aber auch sein Bruder Thorsten singen. Neben ihrer gewohnten Band hatten die beiden auch einen Gitarristen / Bassisten dabei, der noch nie mit der Band gespielt hatte und sich dennoch nahtlos einfügte.


Neben Wingenfelder-Liedern spielte die Band dann auch zwei Fury-Songs, nämlich das Cover  "When I'm Dead And Gone" und den wohl größten Hit "Time To Wonder".

Hinsichtlich zweier Dingen sollte die Band einen Trend setzen, der das ganze Festival lang anhalten würde: Erstens machte man von der Bühne aus eine klare Ansage gegen rechts. Das taten ihnen beinahe alle deutschen Acts, die wir an den vier Tagen sahen, gleich. Zweitens ging Kai Wingenfelder für ein Lied im Publikum spazieren - auch das wurde hinterher von einer nicht ganz kleinen Anzahl Künstler wiederholt.


Mit der Ansage, dass man sich sehr freue, heute auch einmal Kettcar live sehen zu können, verabschiedete sich die Band. Kai Wingenfelder ergänzte, er freue sich insbesoondere darauf, "Landungsbrücken raus" live zu hören, denn das habe er bei seinem Umzug nach Hamburg gerne oft angehört. Mir hatte das Set überraschend gut gefallen.

Setliste:

Sendeschluss Testbild
Verlieb dich nicht in mich
Hey Cowboy
Dinge die wir nicht verstehen
When I'm Dead And Gone (McGuiness Flint Cover)
Revolution
Mitten im Leben
Bis nach Berlin
Paradies
Irgendwo ist immer Sommer
Time To Wonder (Fury In The Slaughterhouse Song)
Klassenfahrt


Anschließend machten wir einen Ausflug zum Grünen Salon, wo nun Ronja von Rönne ihre Lesung hielt. Die Bloggerin, Journalistin und Moderatorin hatte bereits angefangen, als wir die Bühne erreichten, und es herrschte ein so starker Andrang, dass ich die Bühne praktisch nicht sehen konnte. Immerhin hören konnte ich gut. Zunächst las die Bloggerin diverse mehr oder weniger lustige Listen vor: "Zehn Wege, jemand beim ersten Date (nicht) zu beeindrucken", "Zehn Wege, jemand nach gemeisamer Nacht wieder aus dem Haus zu bekommen" und so weiter. Besser gefielen mir die erzählten Anekdoten der jungen Frau, etwa die über ihren kindlichen Umzug von Berlin in ein oberbayerisches Dorf und die engagierte Kampagne ihrer Eltern, den Bau eines Penny-Marktes am neuen Wohnort zu verhindern.


Eine weitere Geschichte drehte sich um eine Lesung, die an ihrerm ehemaligen Gymnasium erst geplant und dann abgesagt worden war. Auf ihre Forderung nach einer Erklärung für die Absage antwortete ihr ehemaliger Schuldirektor, dem von Rönne Rückgratlosigkeit vorgeworfen hatte, den denkwürdigen Satz "Ich war einmal in Südamerika, und meine Freund dort meinten, ich hätte schon etwas Rückgrat". Die Autorin meinte, mit diesem seltsamen Satz könne man jede Diskussion beenden, weil niemand darauf eine Entgegnung einfallen würde.


Leider konnten wir auch nicht bis zum Ende bleiben. Eigentlich wäre als nächstes wieder ein Workshop-Besuch an der Reihe gewesen, aber dank Dermot Kennedy hatten wir andere Pläne. Der irische Sänger, auf dessen Set wir verzichtet hätten, hatte nämlich krankheitsbedingt abgesagt und war durch Kettcar ersetzt worden. Die hingegen wollten wir unbedingt sehen, und so ging es nicht zum Energiebällchen-Drehen sondern zurück zur Hauptbühne.

Kettcar hatten ebenfalls im vergangenen Jahr beim Festival gespielt, und vor allem der Bassist Reimer Bustorff konnte gar nicht damit aufhören, immer neue Witze darüber zu machen, dass die Band schon wieder hier auf der Bühne stand. Beispielsweise machte er sich darüber lustig, dass er im Publikum ein Kettcar-T-Shirt entdeckte und mutmaßte scherzhaft, der Träger habe es eigentlich nur eingepackt, um später die Zeltplane damit abzutrocknen, aber nun, da Kettcar überraschend hier spielten, habe er es schnell übergeworfen.


Zu "Sommer '89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)" erzählte Marcus Wiebusch, wie auch schon beim letztjährigen Kettcar-Konzert in Köln, dass die Band sich zu diesem Lied viel Scheiße habe anhören müssen, aber dass die Aussage des Liedes sei, dass Menschen durch Zäune zu helfen ein zutiefst menschlicher Akt ist, und setzte nach, dass es völlig indiskutabel sei, zu diskutieren, ob Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden sollten - um dann nachzusetzen, ihm sei auch bewusst, dass es keinen Sinn habe, so etwas bei diesem Festival zu sagen, wo ohnehin alle seiner Meinung seien.

Reimer Bustorff hatte noch zwei weitere Ausbrüche: Erst erzählte er, er habe am Füllfederhalter-Stand der Band Die höchste Eisenbahn mit einem goldenen Füller eine Botschaft geschrieben (an dem Stzand bestand nämlich das Abgebot, allen auftretenden Band Botschaften zu schreiben) und behauptete, früher habe man bei Festivals allenfalls den eigenen Namen mit dem Finger in die Kotze geschrieben. Später berichtete er noch von einem Telefonat mit seiner Mutter, die Bedenken gehabt habe, dass das Publikum Kettcar überhaupt schon wieder sehen wolle, zumal es ja eigentlich für einen anderen Musikact gekommen sei. Für sie machte er auch ein Beweisfoto.


Eine Neuerung bekamen wir auch zu hören: Marcus Wiebusch berichtete zunächst, "Balkon gegenüber" habe stets nur eine Strophe und einen Refrain gehabt. Als Kettcars potenzielles Plattenlabel meinte, das Lied brauche eine zweite Strophe, sagte man ihm ab und gründete stattdessen ein eigenes. Aber nun, nach 18 Jahren, habe man doch eine zweite Strophe geschrieben, aus Sicht der Person auf dem Balkon. Mein Freund und ich hatten diese Strophe alerdings schon 2014 bei der Marcus Wiebusch-Solo-Tournee gehört.

Das Set neigte sich schon dem Ende zu, und nach dem Hit "Deiche" musste man sich ein wenig Sorgen machen, dass für den Wunschsong von Kai Wingenfelder, "Landungsbrücken raus", vielleicht keine Zeit mehr sein würde, aber die Band überzog leicht und spielte ihn noch. Am Ende waren sich wohl alle Beteiligten einig, dass die Kettcar-Wiederholung eine sehr gute Idee gewesen war.


Setliste:

Rettung
Money Left to Burn
Sommer '89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
Benzin und Kartoffelchips
48 Stunden
Balu
Balkon gegenüber
Der Tag wird kommen (Marcus Wiebusch song)
Ankunftshalle
Palo Alto
Auf den billigen Plätzen
Deiche
Landungsbrücken raus


Wieder anwesend war übrigens auch der gestern erwähnte kleine Junge, der Die Nerven auf den Schultern seines Vaters angesehen hatte. Bei Kettcar hatte er weniger Anlass zum Mitrocken, hoffentlich haben ihm die Songs dennoch gefallen.


Wir gingen nun ein zweites Mal zum Grünen Salon, wo jetzt der Hamburger Kneipenchor sein Set bereits begonnen hatte. Der Chor, der über ein großes Repertoire von Pop-Coverversionen verfügt, ist quasi eine Festival-Institution, hatte in der Vergangenheit aber keinen festen Auftrittsort gehabt, sondern war einfach irgendwo auf dem Gelände erschienen - wie ein Flashmob.

Der Bühnen-Slot sorgte für großen Publikums-Andrang, und auch der Chor selbst schien gewachsen zu sein und verfügte über mehr als 30 Mitglieder, die kaum auf die Bühne passten. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Lied-Arrangements komplexer geworden sind - statt "Männer und Frauen abwechselnd" gab es meist mehrere Stimmen und zu "Blume" von Die höchste Eisenbahn auch eine kleine Choreographie. Ich hatte beim Zuhören Spaß und freute mich, wenn ich gelegentlich durch die Menge einen Blick nach vorne erhaschen konnte.


Für den Tag hatte die Wettervorhersage Regen und Gewitter angekündigt. Während wir zuhörend im Gedränge vor der Bühne standen, wurde der Himmel immer dunkler. Die Wetter-App auf meinem Handy warnte immer nachdrücklicher, dass ein Gewitter aufzöge und ich mich in Sicherheit bringen solle, und auch die offizielle Festival-App informierte darüber, dass man die Lage beobachte und gegebenenfalls weitere Maßnahmen bekannt geben werde. Letztlich zog das Gewitter dann einfach vorbei - zum Glück, denn ich hätte gar nicht gewusst, welcher Ort, abgesehen von unserem recht weit entfernten Auto, sicher gewesen wäre. Von Regen blieben wir dann an sämtlichen Festivaltagen nahezu verschont.

Der Hamburger Kneipenchor hatte am folgenden Tag einen weiteren Festivalauftritt an selber Stelle, für den wir aber leider dank Programmkonkurrenz keine Zeit hatten.

Setliste:

Don’t stop me now (Queen)
Freedom (George Michael)
Wrecking ball (Miley Cyrus)
Road to nowhere (Talking Heads)
Schrei nach Liebe (Die Ärzte)
Blume (Die höchste Eisenbahn)
Mr Brightside (The Killers)
Flume (Bon Iver)
It must be love (Madness)
Shake it up (Taylor Swift)
Living on a prayer (Bon Jovi)
All your favourite bands (Dawes)


Anschließend schauten wir kurz bei der Hauptbühne und Tina Dico vorbei. Die Dänin hatte viel Publikum vor die Hauptbühne gelockt, und wir hörten das konsumkritische Lied "Fancy", außerdem "No Time To Sleep" und "Parked Car" - und ich erkannte, wie mehrmals bei diesem Festival, dass ich, weil ich kein Radio höre, keine Ahnung habe, was aktuell musikalisch angesagt ist: Dass Frau Dico bekanntheitstechnisch ein Act für die Hauptbühne ist, hätte ich nämlich nie vermutet.


Von meinem Freund erfuhr ich, dass Dico in ihrer Heimat Dänemark auch unter ihrem echten Namen Tina Dickow auftritt, und dass sie mit dem isländischen Musiker Helgi Jónsson vrheiratet ist, der auch mit ihr auf der Bühne stand. Ihre Musik würde ich unter "ganz nett" verbuchen. Da wir musikalisch noch viel vorhatten, gingen wir nun erst einmal etwas essen.


So waren wir dann auch sehr früh an der Waldbühne, wo Enno Bunger noch mit seinem Soundcheck beschäftigt war. Wir waren beinahe die ersten Besucher, und ich machte mir schon Sorgen, dass Tina Dico alle Festivalgäste zu sich gelockt hätte - schließlich wurde es aber doch noch recht voll.


Enno war mit demselben Personal unterwegs wie bei seiner letzten Tour, allerdings ohne seinen Produzenten Tobias Siebert. Dem Schlagzeuger Nils Dietrich ist "Ponyhof" als allerbestem Freund von Enno gewidmet, das Lied "Konfetti" ist ein "Denkmal, für den besten Menschen, den er jemals kennen durfte" und richtet sich an dessen an Krebs verstorbene Ehefrau. Ein bisschen fragte ich mich, wie Nils sich bei der Entgegennahme dieser beiden Songs fühlen mag. Einverstanden ist er sicherlich, er spielt ja auch in den zugehörigen Videos mit, aber es muss doch ein sehr seltsames Gefühl sein, diese Lieder und ihren persönlichen Inhalt live vor Publikum zu hören - vielleicht mehr noch, als sie zu singen.


Die Setliste enthielt aber nicht nur Lieder des neuen Albums "Was berührt, das bleibt" (das, wie Enno stolz verkündete, aktuell auf Platz 30 in den deutschen Albumcharts ist),  sondern war ein bunter Mix aus den letzten drei Alben. Bunger selbst erklärte, er entscheide immer recht spontan, welche Songs er am nächsten Tag spielen wolle, immer auf jeden Fall dabei sei aber "Wo bleiben die Beschwerden?" - seine Abrechnung mit Rassismus und Rechtsterrorismus in Deutschland. Er erwähnte auch, dass er in der Umgebung des Festivals einige Szenen für sein Video zu "Bucketlist" gedreht hatte und dort an einem Haus eine rassistische Aufschrift gesehen hatte.


Das Set endete mit "Hamburg" und dessen ultralangem Instrumentalteil, und es ließ ein begeistertes Publikum zurück.

Setliste:

Kalifornien
Abspann
Regen
Renn!
Wo bleiben die Beschwerden?
Neonlicht
Konfetti 
Blockaden
Ponyhof
Bucketlist
Hamburg 


Ein weiteres Mal machten wir uns auf den Weg Richtung Hauptbühne. Hier sollten nun Maxïmo Park auftreten, und schon von weitem hörten wir das erste Lied "The Coast Is Always Changing" - der Festivalzeitplan erwartete von den Besuchern Lichtgeschwindigkeit beim Bühnenwechsel! Die nordenglische Band hatte ich schon mehrmals live gesehen, aber zuletzt sicherlich vor acht bis zehn Jahren! Das letzte Album stammt aber von 2017, und ich freute mich, dass unsere Wege sich wieder einmal kreuzten.


An der beeindruckenden Bühnenpräsenz von Paul Smith mit vielen Gesten und Sprüngen hat sich wenig geändert, auch nicht an seinem allgegenwärtigen Hut, bei dem man sich verstohlen fragen kann, ob er eine beginnende Glatze verbirgt. Nicht mehr dabei hat er dagegen sein Textbuch, aus dem er früher gerne deklamierend Songs vortrug. Und erwähnenswert ist auch sein knallbuntes Outfit aus leuchtend blauem Anzug mit grünem Futter und rot-schwarz gepunktetem Hemd.


Zu erzählen hatte Paul am Rande dieses schönen Best-Of-Sets dagegen eher wenig, erklärte aber die Bedeutungen diverser Songs. So ist "The Kids Are Sick Again" ein Lied über das Gefühl der Langeweile, "Limassol" ein Song über Lügner, zu dem man tanzen kann, "The National Health" ist ein "anti nostalgia song" und "Books from Boxes", man hätte es ahnen können, ist ein Liebeslied.


Das Set ging sehr schnell vorbei, und auch, wenn ich mir ein Wiedersehen mit der Band nicht aktiv gewünscht hatte, machte es mir doch großen Spaß - und erinnerte mich sowohl daran, wie viele gute Songs sie hervorgebracht hat, als auch daran, dass Paul Smith eine große Rampensau ist. Schade, dass nicht auch die sher schöne Single "Leave This Island" von 2014 gespielt haben.

Setliste:

The Coast Is Always Changing
Risk to Exist
Hips and Lips
The National Health
The Kids Are Sick Again
Going Missing
Midnight on the Hill
Our Velocity
What Equals Love?
Limassol
By the Monument
Girls Who Play Guitars
Books from Boxes
Apply Some Pressure


Stichwort Rampensau: Wenig später stellte sich heraus, dass wir zu diesem Thema möglicherweise den Zweitplatzierten im England-Ranking gesehen hatten. Der Pokal gebührt aber selbstverständlich Brett Anderson von Suede. Selbige Band hatte ich zuletzt 2016 gesehen, also vor gar nicht allzu langer Zeit, und wusste deshalb durchaus, was uns erwartete.


Das Set begann mit "As One" und viel Nebel, und bei dem dramatischen Song konnte Brett gleich seine theatralischen Qualitäten aufdrehen. Sein körperlicher Einsatz auch bei wiederholtem Erleben durchaus beeindruckend: Nach gefühlt fünf Minuten war sein schwarzes Hemd so verschwitzt, dass es glänzte. Brett hüpfte auf Monitorboxen, wickelte sich ins Mikrophonkabel, wälzte sich auf der Bühne, kauerte, flehte gen Himmel... und spulte dabei eine sehr schöne Setliste von bekannten Liedern der Band ab (die er ganz nebenbei auch sehr gut sang).


Das Set berücksichtigte die ersten vier Alben, sowie "Bloodsports" und "Coming Up". Im Gegensatz zu anderen Festivalauftritten der letzten Zeit kamen wir jedoch nicht in den Genuss einer der selten gespielten Single-B-Seiten. Ich selbst bin eigentlich schon nach zwei Alben weitgehend aus dem Suede-Fantum ausgestiegen, aber dank früherer Konzerte und neuerer Singles kannte ich dann doch fast jedes Lied.


Am Ende von "Sometimes I Feel I Will Float Away" erstarrte Brett kurz regungslos, und mit ihm die gesamte Band. Denn sind Suede nicht eigentlich eine Band? Obwohl immerhin zwei der Ursprungsmitglieder noch dabei sind (Mat Osman am Bass und Simon Gilbert am Schlagzeug) und das gegenwärtige restliche Lineup nun auch bereits seit langer Zeit existiert: Eine Rolle spielt, zumindest bei Konzerten, nur Brett. Er unternahm auch einen Spaziergang durch Publikum, bei dem er vielfach abgeklatscht wurde, und sang anschließend mit der Bemerkung "I like it doen here, I'll stay here" "The Beautiful Ones" im Fotograben - was die Sicht aus den hinteren Reihen nicht verbessert haben dürfte. Für uns vorne war es in Ordnung.


Hin und wieder wurde auch gesprochen, das meiste verstand ich leider nicht (es war auch eher gemurmelt). Vor "Trash" rezitierte er einige der Textzeilen dieses Liedes. Zwei Lieder hörten wir akustisch, erst "The Wild Ones" mit Brett ganz allein an der Akustikgiratte, später als Zugabe "She's in Fashion" in Begleitung von zwei Gitarren, ohne die restlichen Musiker.


Nach "New Generation" wurden wir in die Nacht entlassen und uns sicher, rein show-technisch den Höhepunkt des Festivals hinter uns zu haben. Einziger Kritikpunkt wäre, dass der Auftritt wegen fehlender Ansprachen oder gar Dialoge ein wenig unpersönlich ausfiel.


Setliste:

As One
Electricity
We Are the Pigs
So Young
Metal Mickey
Everything will flow
Tides
The Two Of Us
The Drowners
It Starts and Ends With You
Sometimes I Feel I Will Float Away
Can't Get Enough  
Trash
Animal Nitrate
The Wild Ones (acoustic)
Life Is Golden
Beautiful Ones

She's in Fashion (acoustic)
New Generation


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