Der große Schokoladentest (42): Melt

by - Dezember 20, 2020



Wie gut ich mich an meinen Schokoladeneinkauf im November 2019 bei Selfridges erinnere! Als ich mit schon gut gefülltem Einkaufskorb an dem sehr bunten und edlen Regal mit Melt Chocolate halt machte, überzeugte mich eine Verkäuferin, dass ich diese Schokolade auf jeden Fall ebenfalls mitnehmen müsste - was ich prompt tat, auch wenn mir irgendwann klar wurde, dass selbige Verkäuferin gar nicht für Selfridge allgemein, sondern eben für Melt arbeitete und deshalb möglicherweise befangen war.

Zum Produkt

Melt gibt es seit 2006, die Londoner Firma wurde von Louise Nason gegründet. Diese hatte damals den Eindruck, es gäbe nicht viel Gutes im Schokoladenbereich, und die vorhandenen Geschäfte erschienen ihr nüchtern und kalt oder überladen.  Der erste Melt-Laden wurde in Notting Hill eröffnet, der zweite in Holland Park, beide in Kooperation mit Designern. Mittlerweile gibt es die Schokoladen außerdem bei Harrod's und eben Selfridges zu kaufen, ein Online-Shop existiert ebenfalls. In den Filialen werden jeweils auch Schokoladen und Pralinen hergestellt, so dass Kunden beim Entstehungsprozess zusehen können.

Originalität

Die Melt-Tafeln sind quadratisch und haben alle Farben des Regenbogens - quasi wie Ritter Sport in sehr edel. In einem Regal sind die bunten Vierecke schon sehr auffällig, hinzu kommt, dass es recht viele Sorten gibt - im Onlineshop zähle ich aktuell 30 verschiedene Geschmacksrichtungen, darunter etwa der "Toast & Marmelade Milk Bar" oder der "Sugar Free Milk Bar". Es gibt auch pure Schokoladen (darunter auch eine mit 100% Kakaoanteil), der Schwerpunkt liegt aber bei veredelten Schokoladen. Die dunklen Schokoladen sind vegan und können auch im Set erworben werden. Innerhalb des Pappschubers sind die Tafeln einfach in Papier gewickelt, die Stücke-Einteilung führt pro Tafel zu neun großzügig bemessenen Schokoladenstücken.

Neben Tafelschokoladen stellt Melt auch Pralinen her, in den eigenen Filialen gibt es zudem Brownies und andere Süßigkeiten zu kaufen. 8/10


Nachhaltigkeit

Melt schafft es, seine edlen Schokoladen plastikfrei zu verpacken, man ist außerdem stolz auf eine Unternehmensstrategie, die für kurze Transportwege sorgt (Schokoladen werden vor Ort hergestellt) und Angestellte angemessen bezahlt. Was allerdings die Kakaobauern angeht, habe ich auf der Website quasi keine Informationen finden können. Hier heißt es lediglich: "Low Carbon Footprint: one example is our rare wild cacao used in our wild bar. The Chimane Indians in the Amazon, collect the wild cocoa by horses or dugout canoes from scattered islands, in the Amazon, picking the ripened fruit directly from the trees.  The beans are then fermented and dried in the sun. These wild trees are not cultivated, they are left to nature and are not cut or fertilised." Was für den Wild Bar gilt, scheint (in Abwesenheit anderer Aussagen) aber eher die Ausnahme zu sein, zumal die Melt-Website ansonsten nicht mit Details spart. 2/5

Zutatenqualität

Hinsichtlich der Zutaten verspricht Melt Erstklassigkeit und hält diese, soweit ich das den von mit erworbenen Tafeln entnehmen kann, auch ein: Keine Zusatzstoffe, keine Aromen, und in meiner Pistazienschokolade sind auch tatsächlich ausschließlich Pistazien (hier schummeln Hersteller gerne und ersetzen einen Teil der teuren Nüsse durch Mandeln). 9/10

Preis / Leistung

Angesichts der Filialstandorte von Melt kann man es sich schon denken: Ein günstiges Vergnügen sind die Schokoladen nicht. Für die Sorte "Pistachio Blonde White Bar" bezahlte ich stolze 8,20 Pfund, die Tafel "Sesame Milk Bar" kostet 7,99 Pfund. Dafür bekommt man 90 Gramm - im Vergleich zu anderen Herstellern sind die Tafeln damit sogar relativ groß, dennoch kosten 100 Gramm Schokolade umgerechnet etwa 7,40 Euro. 1/5


Geschmack

Es war schwer, sich für nur zwei Tafeln zu entscheiden, und ich erinnere mich, dass die Verkäuferin uns die Sorte "Sea Salt Caramel" empfahl. Vielleicht hätte ich besser auf sie gehört, denn die von mir bevorzugte "Sesame Milk Bar" ist nur so mittel. Die Milchschokolade ist schon kräftig und schmelzig, aber ihr fehlt das Besondere, und ohne Hilfe hätte ich wohl nicht erkannt, dass die kleinen enthaltenen Körnchen Sesam sind. Laut Beschreibung soll es sogar karamellisierte Sesamstreifen geben, aber ich kann sie nicht finden. Eine akzeptable, noch dazu sehr süße Milchschokolade, mehr leider nicht. 8/15

Zum Glück hatte ich mit meiner anderen Wahl, "Pistachio Blonde White Bar" ein wesentlich besseres Händchen. Melt selbst schreibt, es sei ein "awesome bar with luxury written all over it", und ich stimme gerne zu, dass die Schokolade auf jeden Fall sehr lecker ist. Hier ist außen auf der Verpackung übrigens nicht von Karamell die Rede, dennoch schmeckt die weiße Schokolade sehr karamellig! 13/15

Gesamturteil

Wenn man den Geschmack außer Acht lässt, schneidet Melt mit 20 von 30 Punkten akzeptabel ab - vor allem der hohe Preis (bei dem auch keine Fair Tade oder Bean-to-Bar-Strategie dagegen gerechnet werden kann) sowie wenig Transparenz bezüglich Nachhaltigkeit haben hier Punkte gekostet. Inklusive Geschmackswertung ergibt das dann 28 Punkte für den "Sesame Milk Bar" und 33 für den "Pistachio Blone White Bar", von jeweils maximal 45.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.




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