Neulich zurück im Bunker: Schallplatten-Cover - Kunst und Gegenkultur im Zentrum b-05
Auch von der neuesten Ausstellung hätten wir vermutlich gar nichts mitbekommen, wurden aber durch einen mitgebrachten Zeitungsartikel darauf aufmerksam gemacht. Es geht nämlich um Plattencover, ein in meinem Haushalt durchaus präsentes Thema. Es bot sich geradezu die Frage an, ob die Ausstellung überhaupt mehr bieten könnte, als mein Freund sowieso schon im Regal und wir an den Wänden hatten...
Wenn man sich auf der Website des b-05 über die Ausstellung informieren möchte, findet man dort mittlerweile mehr als letzte Woche, allerdings bietet der dort veröffentlichte Beitrag zwar einen interessanten Abriss zum Thema Plattencover und deren Geschichte, verrät aber eher wenig darüber, wie die Ausstellung konzipiert ist - erwähnt wird lediglich, dass um die 100 Cover gezeigt werden, die Leihgaben von Sammlern aus der Region sind.
Auf dem Weg nach Horressen machten wir uns so eben unsere eigenen Gedanken zu der Frage, wie die Ausstellung wohl organisiert sein würde: Am einfachsten wäre wohl eine chronologische Anordnung der Exponate, schöner wäre sicherlich eine wie auch immer geartete thematische Sortierung - etwa nach Designer, nach Musikstil oder auch nach Themen (hier muss ich natürlich auf meine eigenen thematischen Sammlungen hier im Blog verweisen, nämlich die Tiercover und die hässlichsten Cover aller Zeiten). Mein Freund erwähnte außerdem Wechselwirkungen zwischen Covern, also beispielsweise die berühmten Titelbilder der Beatles-Platten "Abbey Road" und "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" und die anderen, die es zitieren.
Bei unserem Eintreffen vor Ort zeigte sich, dass die Plattencover-Ausstellung auf dem Gelände insgesamt drei kleine Bunker belegte. An den Wänden der übrigens auf Kühlschranktemperatur klimatisierten Räume hingen jeweils die schwarz gerahmten Plattenhüllen, an den Raumrückseiten aufgeklappte Doppelalben und andere "Sondermodelle". In zwei Bunkern gab es zudem in der Raummitte eine Vitrine, in der unter anderem Singles und auch ein sehr niedlicher mobiler Plattenspieler ausgestellt waren.
Etwas spärlich ging man auch hier mit Zusatzinformationen um: Zu den einzelnen Ausstellungsstücken waren jeweils ordentlich Musiker, Albumtitel, Coverdesigner und Entstehungsjahr vermerkt, außerdem der Name des ausleihenden Eigentümers - in vielen Fällen war allerdings stattdessen auch "Nachdruck" vermerkt. Womöglich handelte es sich um Hüllen, die man unbedingt hatte zeigen wollen, die aber keiner der ausleihenden Privatsammler besitzt, und die man sich irgendwie anderweitig besorgt hatte.
An den Außentüren der Bunker gab es Ausdrucke, die zumindest ein wenig erläuterten, was das jeweilige Konzept war - ein Bunker war beispielsweise dem Werk von Storm Thorgerson gewidmet, der vor allem für die Cover diverser Pink Floyd-Platten bekannt ist, aber auch für die Scorpions, Genesis, Muse und viele andere Künstler gearbeitet hat. Eine Bunkerwand war zudem sichtlich den Werken von Andy Warhol gewidmet.
So ganz erschloss sich die Planung dann aber doch nicht - mindestens eine von Thorgerson gestaltete Hülle hing auch in einem anderen Bunker. Außerdem hatte ein anderer anscheinend das Thema "Plattencover in der DDR", ohne dass sich allein anhand der Ausstellungsstücke erschlossen hätte, was hier gemeint war. Man merkt schon: Es fehlte etwas an einem roten Faden, der Besuchenden das Konzept näher gebracht hätte. Die Vernissage der Ausstellung, die seit dem 28. Mai und noch bis zum 9. Juli läuft, hatten wir um einen Tag verpasst - vielleicht hätte man hier mehr Informationen bekommen können?
Nichtsdestotrotz konnte man auch ohne diese im Rahmen der Ausstellung viele berühmte und weniger berühmte Cover-Kunstwerke betrachten - bisweilen auch als Dialog, etwa Zitate verschiedener Beatles-Cover durch andere Künstler sowie auch Themenvariationen desselben Motivs bei denselben Interpreten - etwa des Kuh-Covers von Pink Floyd oder des Heroes-Albums von David Bowie. Der zeitliche Schwerpunkt lag hier zwischen 1960 und den 1980er Jahren, mit einigen Ausnahmen aus diesem Jahrtausend.
Auf der Rückfahrt griffen wir nochmals das Thema auf, inwieweit die Ausstellung durch Besitztümer aus unserem eigenen Haushalt ergänzt hätte werden können. Mein Freund erwähnte Arcade Fires Album "Everything Now", dessen Cover in mehreren unterschiedlichen Sprachversionen produziert wurde. Auf meine Frage hin, wer sich denn bitte genau dieselbe Platte mehrfach kaufen würde, nur, um verschiedene Cover zu haben, wurde es plötzlich seltsam still im Auto...
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