Neulich beim Pralinenkauf in Belgien (1)

by - Oktober 26, 2023


Ich verbrachte im August einige Tage in Belgien - wieder einmal, sollte ich sagen, denn ich hatte dieses Jahr bereits Brüssel und Antwerpen besucht. Dieses Mal ging es erst zu einem Festival in Lokeren, anschließend noch für ein paar Tage ans Meer nach De Haan - und zwischendurch schauten wir auch in Gent und Brügge vorbei, die immer wieder einen Besuch wert sind. Nun weiß ich schon lange, dass nach Expertenmeinung die allermeisten Schokoladenprodukte aus Belgien gar nicht mal so gut sind, nichtsdestotrotz ist es bei der schieren Menge an Geschäften hier viel wahrscheinlicher, etwas Gutes zu finden, als in entsprechend großen deutschen Städten.

Tatsächlich hatten wir uns vorab informiert und uns bereits für vier Geschäfte in Gent entschieden, überraschend wurden es dann sogar fünf, alle recht problemlos zu Fuß vom Zentrum aus erreichbar.



Los ging die Pralinenjagd bei Hilde Devolder.  Das Prinzip der Eigentümerin ist sehr klar: Sie macht sehr kleine Pralinen mit möglichst wenig Zucker. Alle Pralinen, die sie in ihrem Geschäft verkauft, sind von ihr selbst hergestellt, nach eigenen Angaben sind die Geschmacksrichtungen Lavendel und Salzkaramell am erfolgreichsten.



In dem kleinen Laden werden auch viele Bean to Bar-Schokoladen bekannter anderer Hersteller verkauft, aber wir waren natürlich nicht deshalb da. Etwas überfordert von all den kleinen, ähnlich aussehenden Pralinenquadern (Hilde Devolder legt offensichtlich Wert auf optische Schlichtheit) ließ ich mir die "Hausmischung" verkaufen. Dadurch, dass die einzelnen Pralinen wirklich winzig sind, erhält man auch, wenn man sich für eine sehr kleine Schachtel entscheidet, immer noch ein beachtliche Auswahl. Zum Abschied durfte ich auch noch eine Cognacpraline probieren, mit dem dringenden Hinweis, diese keineswegs zu kauen, sondern zu lutschen.



Bei der Verkostung daheim fand ich die Pralinen zwar sehr lecker, die Konzentration aber dann für meinen Geschmack zu stark auf dunkle Schokolade und herbere Noten (klar, wenn möglichst wenig Zucker zum Einsatz kommt). Am besten schmeckten mir die Sorten "Salzkaramell" und "Tahini mit karamelisierten Sesamsamen".



Weiter ging es mit einem traditionelleren Geschäft, Joost Arijs - Chocolatier des Jahre 2020 bei Gault-Millau - bietet in seinem Laden nicht nur Pralinen, sondern auch atemberaubend schöne Kuchen und Törtchen an. Wie Hilde Devolder ist der Konditor und Chocolatier laut seiner Website kein großer Freund von überdekorierten Pralinen oder verrückten Geschmacksrichtungen, sein Motto ist eher "einfach und gut".



"Einfach" ist hier sicherlich Interpretationssache, hier sah alles gleichermaßen perfektionistisch wie ästhetisch aus, auch unter vorsichtigem Einsatz von Farbe.




Ich stellte mir eine eigene Mischung aus der Thekenauswahl zusammen (was eigentlich immer die bessere Entscheidung ist); daheim schmeckten mir insbesondere die fruchtigen Sorten sehr gut, etwa Yuzu, und auch "Trop bon", eine Praline mit gesalzenen Erdnüssen und Vanille-Karamell, war besonders lecker.



Nun wurde es noch ein wenig traditioneller: Daskalidès ist in Gent mit mehreren Filialen vertreten und existiert bereits seit 90 Jahren. Das merkt man den Produkten auch an - nicht, dass sie altbacken wirken würden, aber rein optisch ähnelt das Gebotene dann doch sehr den Pralinen, die man in Belgien überall kaufen kann. Was ja nicht schlecht sein muss, zumal sie auch überraschend groß waren!



Auch hier entschied ich mich für eine kleines Sortiment selbst ausgesuchter Pralinen. Daheim stellte ich fest, dass die Hüllen eher dick gegossen waren, was bei der Stabilität hilfreich ist, aber natürlich nicht die allerhöchste Kunst. Mir schmeckte am besten die Schnittpraline "Veronique Noir" mit Nougat, Blätterkrokant und etwas Meersalz, und der "Jardin Pistache", eine offene Praline mit Haselnussfüllung und Pistazienstückchen. Daskalidès ist keineswegs schlecht, aber im Vergleich zu den anderen besuchten Geschäften etwas unspektakulär.



Auf dem Weg zum Laden waren wir bei einem anderen Chocolatier vorbei gekommen: Das Eckgeschäft in Bestlage war gut besucht, man konnte durch ein Fenster die Produktion beobachten und ein Schild wies darauf hin, dass Chocolatier Jannes Deduytschaever 2022 laut Gault-Millau bester Chocolatier Flanderns war. Auf dem Rückweg musste ich hier dann doch kurz einbiegen, die wie Schmuckstücke bei einem Juwelier in der Theke arrangierten Pralinen sahen auch allzu gut aus. Auch hier ließ ich mir ein kleines Tütchen selbst gewählter Pralinen zusammenstellen.



Gut, dass ich das getan habe, denn Deduytschaever erwies sich als einer meiner Favoriten des Urlaubs. Die Pralinen sahen wunderschön aus und hatten gleichermaßen besondere wie attraktive Geschmacksrichtungen. Meine Favoriten: Kirsche Matcha (ich hätte nicht gedacht, dass die Kombination funktioniert) und - ebenso gewagt - Mango Zimt. 

Wer gut aufgepasst hat, wird feststellen, dass ich in der Einleitung fünf Geschäfte angekündigt hatte, letztlich aber nur vier vorgestellt wurden. Tatsächlich fehlt hier noch eines, das ich dann gemeinsam mit meinen Pralinenkäufen in Brügge und Knokke Heist vorstelle. Man könnte sagen, dass ich es Pralinen-technisch in diesem Urlaub eventuell ein wenig übertrieben habe...

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