Am Morgen hieß es Abschied nehmen von unserem Tiny House und Snæfellsnes. Auf dem Weg Richtung Borgarnes besuchten wir zunächst Gerðuberg, eine riesige natürliche Mauer aus Basaltsäulen. Hier zeigte sich einmal mehr, dass Fotos nicht immer einen realistischen Eindruck von der Größe einer Sehenswürdigkeit vermitteln: Etwas so Gewaltiges hatte ich mir nicht vorgestellt. Es erschien kaum vorstellbar, dass etwas eine so große Mauer auf natürliche Weise entstehen kann.
In unserem Ferienhaus der letzten Tage hatten wir eine Liste mit Tipps für die Umgebung vorgefunden, darunter befand sich auch der Hinweis auf eine heiße Quelle namens Landbrotalaug. Nachdem wir erst eine besucht hatten, wollten wir diese auf jeden Fall aufsuchen, was uns mit der Navigation durch Google Maps zunächst etwas schwer fiel: Wir wurden auf eine Schotterpiste geleitet, auf der uns Warnschilder begegneten, die ich mangels Funknetz zunächst nicht übersetzen konnte, und dann stellte sich heraus, dass wir auch einen Fluss hätten furten müssen. Wir kehrten um und fanden eine alternative Strecke, die viel weniger anspruchsvoll war.
Leider war auch an dieser Quelle, zumindest während unseres Besuchs, der Andrang sehr groß. Man musste vom Parkplatz aus ein Stück zu Fuß zur eigentlichen Quelle gehen, die sehr klein war - laut Beschreibungen im Internet nur für zwei Personen geeignet. Die letzten beiden Benutzer waren gerade im Aufbruch, als wir eintrafen.
Doch kaum hatten wir uns umgezogen und in der wirklich sehr heißen Quelle niedergelassen, traf eine Gruppe von etwa zehn Amerikanerinnen und ihrem isländischen Reiseführer ein. Die Damen meinten freundlich, wir sollten uns nicht stören lassen, das war aber angesichts des plötzlichen Menschenauflaufs unmöglich, so dass wir nach wenigen Minuten das Feld räumten. Die Amerikanerinnen quetschten sich anschließend zu fünft in den Pool. Als wir den Parkplatz wieder erreichten, fuhren hier auch bereits die nächsten Besucher vor.
Wir setzten unsere Reise nach Borgarnes fort. Hier hat Thilo Mischke laut seinem Buch Die Isländer, die Elfen und ich ganze Tage im Gastronomiebereich einer Tankstelle verbracht, Kaffee getrunken und am Laptop gearbeitet, mit Blick auf die Berge. Mittlerweile hat die Tankstellenbranche von Borgarnes allerdings aufgerüstet, es gibt in direkter Nachbarschaft voneinander vier oder fünf, und keine lädt zum Verweilen ein. Das taten wir auch nicht, nach einem kurzen Einkauf in einem Bonus-Supermarkt fuhren wir zu unserer vorletzten Unterkunft, einem sehr schön gelegenen Hotel etwas außerhalb.
Nachdem es erst Nachmittag war, unternahmen wir noch zwei Ausflüge in die Umgebung: Hraunfossar und Barnafoss sind zwei Wasserfälle, die - Achtung tolles Wortspiel - fließend ineinander übergehen - der Barnafoss ist ein reißender Wasserfall mit Stromschnellen, etwas weiter unten im Flusslauf findet man den Hraunfossar, eine Vielzahl von Wasserfällen, die von der Seite in denselben Fluss fließt. Man kann beide von diversen Aussichtspunkten betrachten.
Nach fast zwei Wochen schreckte es uns mittlerweilem nicht mehr, dass der Straßenzustand ständig zwischen geteerter Straße und Schotterpiste schwankte - worauf dieses vielfach gesehene Schild hinwies.
Zuletzt fuhren wir noch nach Bifröst (der Ortsname ließ mich an die Thor-Filme denken) zum Grábrók, dem größten von drei benachbarten Vulkankratern, von denen einer allerdings einer Straße Platz machen musste. Den Grábrók kann man über lange Holztreppen besteigen und umwandern, an seinem Fuß konnte man außerdem alte Mauern sehen, die ich zuerst für Ruinen von Häusern hielt - tatsächlich handelte es sich aber um ein historisches Schaf-Sortiersystem.
Unser Hotel verfügte einen sehr edlen Hot Tub, in den wir uns am späteren Abend noch wagten. Trotz etwas Nieselregen konnten wir hier noch ein warmes und dieses Mal auch ungestörtes Bad draußen genießen, die Amerikanerinnen übernachteten glücklicherweise anderswo.
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