Neulich in Island, Tag 11: Rundreise in Snæfellsnes


Snæfellsnes genießt den Ruf, Versionen von quasi allem, was in Island sehenswert ist, auf kleinem Raum zu bieten. Da verwundert es nicht, dass wir hier ein straffes Besichtigungsprogramm geplant hatten.

Das Wetter hatte sich weiterhin entschlossen, nebelig zu bleiben, und mich überkam zusätzlich immer, wenn wir draußen waren, ein Hustenreiz. Erst einige Tage später las mein Freund im Internet, dass wir sowohl den Nebel als auch meine gereizten Atemwege dem Vulkanausbruch bei Grindavik in der Nähe von Reykjavík zu verdanken hatten: Obwohl wir uns teilweise am anderen Ende der Insel befunden hatten, hatte wohl all der Nebel der vergangenen Tage aus Vulkanabgasen bestanden, die langsam übers Land wehten.



Zusätzlich zu den suboptimalen Sichtverhältnissen regnete es zu Beginn des Tages, kalt war es ebenfalls - wir sorgten uns ein wenig, ob sich der Ausflugstag lohnen würde.

Wieder fuhren wir an der Küste entlang, vorbei an den Sehenswürdigkeiten des Vortages. Außerplanmäßig hielten wir, weil viele andere es taten, am Krater Sáxholl. Der mit einer Treppe begehbarer Krater wäre vermutlich bei besseren Sichtverhältnissen auf die umgebenden Berge spannender gewesen, es gab sogar Hinweise darauf, in welcher Richtung man was hätte sehen können - vor allem um den Snæfellsjökull, bekannt aus Jules Vernes Roman Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, war es schade: Wir konnten ihn nur schemenhaft ausmachen.



Als nächstes fuhren wir zum Djúpalónssandur, einem schwarzen Sandstrand in einer Bucht am Fuße des Snæfellsjökull. Hier ist 1948 ein britisches Schiff verunglückt, von dem im Sand immer noch rostige Teile zu sehen sind. Außerdem kann man anhand einer Reihe unterschiedlich großer Felsblöcke testen, ob man selbst stark genug gewesen wäre, um als isländischer Fischer zu arbeiten. Das Gewicht variiert dabei von 23 bis 154 Kilo, ich kann also ohne Prüfung beantworten: Nein, ich wäre nicht geeignet.




Weiter ging es zu einem weiteren Leuchtturm, dem Malarrif Lighthouse, um das wir herum spazierten. Wegen Schildern, die darum baten, die Polarfüchse nicht zu füttern, hoffte ich auf Fuchssichtungen, leider vergeblich. Aber auch dieser Leuchtturm sah sehr hübsch aus und hat auch Steilküsten am schwarzen Strand zu bieten. Quasi benachbart sind die Lóndrangar, zwei Felsnadeln vulkanischen Ursprungs an der westlichen Südküste.




Als Nächstes hielten wir in dem winzigen Örtchen Hellnar. Hier gibt es eine weitere attraktive Kirche (leicht verfallen), einen Strand mit einer Höhle, die besonders gut Möwenschreie reflektiert - und ein kleines Café, in dem wir Pause machten. Ich fand den Preis für eine Waffel und einen Kaffee so astronomisch, dass ich zunächst annahm, dass hier nur Touristen einkehren. Mit uns war aber eine gemischte deutsch-isländische Familiengruppe vor Ort, also lag ich mit dieser Vermutung wohl falsch.



Nach einer weiteren kurzen Autofahrt erreichten wir anschließend Arnarstapi, hier gibt es einen weiteren besonderen Felsen (und ebenfalls sehr viele Möwen): Der Gatklettur hat gleich zwei Löcher, in der Umgebung gibt es auch noch mehrere weitere ungewöhnlich geformte Felsen. Wir beobachteten eine Gruppe Asiaten, die den Hintergrund für ein aufwändiges Hochzeits-Fotoshooting nutzten.



Die Schlucht Rauðfeldsgjá hatten wir aus Zeitgründen eigentlich von unserem Tagesplan gestrichen, hielten dann aber doch an, als wie an ihr vorbei kamen. Es handelt sich um einen ganz schmalen Spalt, in dem man vorsichtig (um zu vermeiden, in den Fluss zu fallen) herumklettern kann. Alles war sehr moosig und grün. Hier passte auch das nebelige Wetter gut zu der etwas esoterischen Atmosphäre - wir waren froh, die Schlucht nicht ausgelassen zu haben.



Im Endspurt besichtigten wir noch eine weitere Kirche: Die Búðakirkja ist insofern besonders, als sie schwarz ist. Durch ein benachbartes Hotel ist sie trotz der Lage mitten im Nirgendwo ausgesprochen gut von Touristen besucht.



Letzter Punkt der Tagesliste war für uns der Ytri Tunga Strand. Hier kann man Kegelrobben und Seehunde beobachten. Wir sahen letztlich insgesamt 14 Stück, aber aus sehr großer Distanz. Mit bloßen Auge betrachtet waren sie kaum von den Seetang-bedeckten Felsen zu unterscheiden, auf denen sie sich aalten.  Schilder wiesen darauf hin, nicht näher als auf 50 Meter an die Tiere heran zu gehen - das wäre, da sie mehrheitlich auf meeresumspülten Felsen lagen, ohnehin schwierig gewesen.



Für die Rückfahrt mussten wir die Halbinsel einmal komplett nach Grundarfjörður überqueren, wo wir in unserer grünen Hütte nochmals gemeinsam kochten und übernachteten. Trotz der nicht immer optimalen Sichtverhältnisse war der Tag mit all den Sehenswürdigkeiten noch schön geworden, zumal der Regen irgendwann nachgelassen hatte und es auch wärmer geworden war.

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