Es war nicht mehr zu leugnen, unsere Reise näherte sich ihrem Ende. Das ließ sich nicht nur daran ablesen, dass wir Island nun beinahe gegen den Uhrzeigersinn umrundet hatten, unser langes Dokument mit Ausflugszielen hatte für den letzten Streckenabschnitt auch keine Vorschläge mehr zu bieten.
Prompt klappte an diesem Tag auch alles deutlich schlechter: Erst wollten wir in Arkanes einen Hot Pool aufsuchen, der aber noch geschlossen war - und weniger schön als erwartet, weshalb wir darauf verzichteten, die Stunde bis zur Öffnung zu warten. Stattdessen fuhren wir weiter zum Wasserfall Glymur - immerhin der zweithöchste der Insel - merkten aber, als wir bereits vom Parkplatz losgewandert waren, dass wir überhaupt nicht genug Zeit hatten, die Strecke hin und zurück zu gehen, denn es galt noch, in Reykjavík in unsere letzte AirBnB-Wohnung einzuchecken und anschließend unser Mietauto abzugeben.
Also fuhren wir ein letztes Mal an einem Fjord entlang und wunderten uns bei der Anfahrt auf Rejkjavík, wie ungewohnt es sich nach zwei Wochen auf der Ringstraße anfühlte, auf einer zwei- und dann sogar dreispurigen Straße zu fahren.
Nach einem schnellen Einkauf im Supermarkt checkten wir problemlos in die Ferienwohnung ein, die sich in einer riesigen Beton-Wohnanlage aus den 1970er Jahren befand. Anschließend fuhren wir mit unserem lieb gewonnen Mietauto zur Verleihstation und gaben es dort ab. Hier zeigte sich übrigens, dass die in Island angebotene "Island-Versicherung", die Mietwagenkunden unter anderem gegen Steinschlagschäden in der Windschutzscheibe absichert, definitiv empfehlenswert ist - die Schotterpisten hatten es in den zwei Wochen geschafft, den beiden bereits vorhandenen Glasschäden unseres Jimnys zwei weitere hinzuzufügen.
Anschließend blieb noch Zeit, die Stadt ein wenig zu erkunden. Zunächst zog es uns zum markanten Operngebäude Harpa, an das ich mich noch gut erinnern konnte - hier hatten wir 2018 das Norður Og Niður-Festival besucht. Nun im Sommer konnte man viel besser erkennen, dass die Fenster der Fassade je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Farben leuchten. Nur aus der Ferne betrachteten wir den künstlichen Hügel Þúfa.
Etwas weiter am Hafen entlang erreichten wir die Skulptur The Sun Voyager, ein verfremdetes Schiff. Vergeblich suchten wir das Retro-Fernglas, das es in die Bildersammlung Accidentally Wes Anderson geschafft hat - es ist wohl nicht mehr da.
Für eine Pause suchten wir ein Katzencafé auf - das Kattakaffihúsið. Hier mussten wir ein wenig draußen warten, bevor es Platz für uns gab - das Lokal war recht klein. Als wir dann doch hineindurften, bestellte ich für uns an einer Theke Kaffeegetränke und eine vegane Backware zum Teilen. Wie überall in Island war alles recht teuer.
Ein Schild im Laden stellte die Katzen mit Namen und Eigenschaften vor, die meisten davon waren auch zu sehen. Einen richtigen Rückzugsort, an dem die Tiere sich bei Bedarf aufhalten hätten können, konnte ich aber nicht entdecken, nur ein für Besucher nicht erreichbares, hohes Regalbrett, auf dem auch eine der Katzen schlief.
Der Besuch im Café ließ mich das Konzept von Katzencafés insgesamt hinterfragen - es waren mehrere Kinder anwesend, die natürlich großes Interesse daran hatten, alle Katzen zu streicheln. Diese waren wiederum nicht gerade wehrhaft - sonst hätte man sie hier auch sicher nicht aufgenommen - aber hatten teils sehr sichtbar keine Lust - was sie zeigten, indem sie sich meist schlafend stellten. Und auch die erwachsenen Besucher - ich ja ebenfalls - wollten die tierischen Bewohner natürlich kennenlernen und anfassen.
Den Besuchern kann man das nicht wirklich verdenken, für die Katzen ist ein solches ständiges Ausgesetztsein ohne echte Ruhepausen und Rückzugsmöglichkeiten aber ganz sicher suboptimal. Mein einziger Trost war, dass alle Tiere auch adoptiert werden können - es bliebe also zu hoffen, dass die meisten nach kurzem Aufenthalt im Café ein richtiges Zuhause finden.
Um in Reykjavík Katzen zu begegnen, muss man im Übrigen auch gar nicht ins Katzencafé, auf der Straße begegneten wir gleich mehreren, und die meisten zeigten sich auch durchaus kontaktfreudig.
Anschließend besuchten wir noch die in ihrer Form einzigartige Hallgrímskirkja - nun mit dem Wissen, dass ihr Aussehen von den Basaltsäulen des Svartifoss inspiriert wurde. Hinterher gingen wir noch am Stadtsee Tjörnin entlang, der bei unserem früheren Besuch in Reykjavík gefroren gewesen war.
Danach hatten wir nur noch ein Ziel auf unserer Liste: Mein Freund hatte Reykjavík erstmals vor etwa 20 Jahren besucht und damals für seine Mutter aus einem kleinen Keramikgeschäft einige Ornamente mitgebracht, die ihr sehr gut gefielen. Bei unserem gemeinsamen Besuch in der Stadt 2017 hatte der Laden noch existiert, und er hatte erneut dort ein Mitbringsel erworben. Auch dieses Mal suchten wir das Geschäft auf und kauften etwas - dieses Mal erzählte mein Freund der Eigentümerin (und Töpferin) von der Vorgeschichte, und sie war sichtlich erfreut.
Das war auch um einiges Origineller als ein Einkauf in einem der zahlreichen Souvenirshops, die mit hauptsächlich Islandpullovern aller Art und diversem Papageientaucher-Kitsch aufwarteten. Insgesamt ist es in Reykjavík aber so ruhig und beschaulich, dass ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass ich mich gerade in einer europäischen Hauptstadt befand.
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