Natürlich habe ich Weihnachten nicht vergessen, aber Erdmöbel spielten am Vorabend unserer Londonreise (mit zwei geplanten und letztendlich drei besuchten Konzerten) und daher wurde nicht nur früh aufgestanden sondern mussten auch alle Geschenke bereits eingepackt und sonstige weihnachtliche Vorbereitungen abgeschlossen sein. Daher fuhr nur mein Freund in die Kulturkirche und hatte danach folgendes zu berichten:
Zwischen den Jahren 1963 und 1969 veröffentlichte der englische und amerikanische Beatles-Fanclub für dessen Mitglieder eigens von den Beatles aufgenommene Weihnachtssingles. Vielleicht sehen sich Erdmöbel in dieser Tradition, denn schließlich bringen sie seit einigen Jahren ebenfalls eigene Weihnachtskompositionen heraus. Zudem ist es zur Tradition geworden, dass sie Ende Dezember ein Weihnachtskonzert in der Kölner Kulturkirche in Nippes spielen.
Doch dieses Jahr ist alles anders: Es gibt gleich drei neue Weihnachtssongs, zudem ein Album namens "Geschenk", das alle weihnachtlichen Lieder der Band versammelt, Erdmöbel spielen zwei Weihnachtskonzerte in der Kulturkirche, dazwischen nachmittags noch eines speziell für Kinder und seit November wurde die weihnachtliche Stimmung auch erstmals in der gesamten Republik auf einer Art Magical Mystery Christmas Tour verbreitet. Passend dazu wurde einerseits im Vorfeld das Kirchenschiff mit "Revolver" von The Beatles beschallt und auch der erste Song der Vorband klang ziemlich beatlesque.
Die in Nippes wohnende Künstlerin Jemma Endersby stellte zusammen mit zwei Mitstreitern in einem leider zu kurzen Set (rund 20 Minuten) Songs aus ihrem Album "Golly Gosh!" vor und konnte die Zuschauer im annähernd ausverkauften Gotteshaus genauso für sich begeistern wie im Vorjahr Friedemann Weise.
Nach weiteren Songs von The Beatles betraten dann die vier Mitglieder von Erdmöbel die mit einem riesigen goldenen Stern samt Firmament geschmückte Bühne. Golden war auch jeweils ein Kleidungsstück, das die Musiker trugen: Christians Hosenträger, Ekkis Jacke, Markus' Schuhe und Wolfgangs Krawatte.
Erdmöbel spielten an diesem Abend ihr Album "Geschenk" komplett und erweiterten das Set noch um einige Klassiker. So zählen "Dreierbahn" oder "In den Schuhen von Audrey Hepburn" sicherlich zu den Standards der Band, fand sich die als ein Song namens "Gott" angekündigte Coverversion von "One Of Us" ("Einer wie wir") vermutlich aufgrund der Location in der Setliste wieder oder wurde "Genau wie ich es mir wünsche", das die Band einige Jahre nicht gespielt hatte" wegen des "Geschenk"-Aspektes erneut ins Programm genommen.
Zwischendurch unterbrachen Erdmöbel ihr Konzert, um mit dem Publikum einige Refrains einzustudieren, dabei wäre das Kölner Publikum sicherlich bei "Goldener Stern", "Ding Ding Dong (Jesus weint schon)" oder auch ihrer Version von Wham!'s "Last Christmas" textsicher gewesen. Die Band war von den Gesangskünsten ihres Publikums so begeistert, dass Ekki meinte, dass dies "nur zu toppen ist, wenn ihr noch auf den Bänken steht".
Nach einigen Weihnachtsliedern wurden mit "Rakete zwischen den Jahren" und "Erster Erster" zwei Jahresendlieder gespielt, zu denen wir erfuhren, dass im Osten dazu sogar Standard getanzt wurde. Der Aufforderung, dies ebenfalls zu tun, kamen die Kölner zwar nicht nach, jedoch versammelten sich im Verlauf des Abends mehr und mehr zum Tanzen vor der Bühne.
Jemma Endersby fand sich im Verlauf des Abends noch für zwei Duette wieder auf der Bühne ein: Vor dem Konzert hatte ich noch vermutet, dass Jemma Endersby vielleicht in die Rolle von Suzie Kerstgens bei "Vergnügungslokal mit Weinzwang" schlüpfen könnte, statt dessen wurde mit "Weihnachten in Tamariu" zunächst ein neuer Song präsentiert, den Endersby auch auf der Studioversion gemeinsam mit Markus Betges singt, dann folgte als Uraufführung noch "Lametta".
Die Polka "Muss der heil'ge Nikolaus sein" kündigte Ekki, der sich leider kurz vor dem Konzert seinen weihnachtlichen Rauschebart abrasiert hatte, mit dem Hinweis darauf an, dass er sich sicherlich verspielen würde, hören konnte ich als Laie davon natürlich nichts. Zuvor witzelte er noch über Markus goldene Schuhe und behauptete schließlich, das hieße auf italienisch und spanisch "Pantoletti d'oro" bzw. "L'age d'or", also goldene Latschen. Man war also auf und vor der Bühne bestens aufgelegt und ließ dies zu "Ding Ding Dong (Jesus weint schon)" und weihnachtlichem Schlüsselgeklimper in einer Polonaise durch die Kirche gipfeln. "Das Leben ist schön" war schließlich ein gut gewählter, die freudige Stimmung aufgreifender Abschlusssong für das Hauptset.
Nach "Anfangs Schwester heißt Ende" und "Dreierbahn" beendeten Erdmöbel ein wieder einmal sehr gelungenes Weihnachtskonzert mit der dritten Coverversion des Abends: Zum mittlerweile fast schon traditionellen letzten Lied "Nah bei dir" wurden dann noch einmal zur gesanglichen Unterstützung Jemma Endersby und Pfarrer Thomas Diederich auf die Bühne gebeten.
Setliste:
Ich wollte, die Welt ginge immer bergab
Ausstellung über das Glück
Einer wie wir
Blinker
In den Schuhen von Audrey Hepburn
Weihnachten (Last Christmas)
Russisch Brot
Fräulein Frost
Der letzte deutsche Schnee
Rakete zwischen den Jahren
Erster Erster
Genau wie ich es mir wünsche
Wort ist das falsche Wort
Weihnachten in Tamariu
Lametta
Muss der heil'ge Nikolaus sein
Goldener Stern
Ding Ding Dong (Jesus weint schon)
Das Leben ist schön
Anfangs Schwester heißt Ende
Dreierbahn
Nah bei dir
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