Schon schön: Honig im Mainzer Schon Schön

by - September 18, 2018


Anlässlich des neuen Honig-Albums "The Last Thing The World Needs" findet aktuell eine Deutschland-Tournee der nun wieder existierenden Band statt, also machten wir uns am Samstagabend auf nach Mainz. Das Schon Schön hatten wir zwar schon manchmal in Tourlisten als Veranstaltungsort gesehen, aber noch nie besucht (generell war ich bislang nur extrem selten in Mainz). Der Veranstaltungsort entpuppte sich als kleine aber feine Bar direkt neben einen offensichtlich dazu gehörenden Café. Nur hinein durften wir bei unserer pünktlichen Ankunft erst einmal nicht: Genau wie die anderen eintreffenden Gäste sollten wir draußen warten, während dringend noch der Soundcheck stattfand.

Als wir endlich hinein durften, fanden wir drinnen eine kleine, erstaunlich vollgestellte Bühne vor. Keyboards, Banjos, Gitarren, eine Ukulele, ein Akkordeon... so ziemlich jedes gängige Musikinstrument schien vorhanden zu sein. Es handelte sich allerdings nicht nur um das Equipment der aktuell vierköpfigen Band um Stefan Honig, sondern auch um das seiner Vorband, The Mañana People. Zusätzlich hatte sich offenbar jemand die Wackellampen der Band M. Walking on the Water ausgeliehen, allerdings ohne deren Wackelmotorik.


Das Trio aus Bonn, das anscheinend eigentlich ein Quintett ist (das sich für die Tour verkleinern musste) besteht in wesentlichen Teilen aus Álvaro Arango (Keyboard, Gesang) und Tim Weissinger (Gitarre, Banjo, Gesang). Es gab auch einen Schlagzeuger, dessen Namen ich im Netz nicht finden konnte. Das kurze Set der Band begann und endete mit "Motto-Songs" ("Are you ready for the great mañana power" und "The mañana people fight the undead"), dazwischen hörten wir Songs, die teileweise erst nächstes Jahr auf einem Album veröffentlicht werden, bislang existieren nur zwei Singles. Besonders stolz ist man auf eine davon, "Anthropophagus", denn in der aufgenommenen Version des Songs wirkt Bonnie Prince Billy mit.

Live gefielen uns The Mañana People immer dann, wenn die Lieder nicht allzusehr nach Country klangen. Sympathisch war das Trio allemal, und man hatte einiges auf sich genommen, um überhaupt in Mainz spielen zu können - der eigentliche Transporter war auf dem Weg aus Ulm kaputt gegangen und die Band hatte auf einen Leihwagen umsteigen müssen.


Überhaupt, Ulm! Als nach sehr kurzer Pause Honig die aus Fotografensicht leider recht dunkle Bühne betraten, war Stefan Honig ganz begeistert über den durchaus ordentlich gefüllten Zuschauerraum - beim Tourauftakt des Vorabends in Baden-Württemberg war das offensichtlich anders gewesen und hatte womöglich Sorgen bezüglich der ganzen Tour ausgelöst.

Ich selbst hatte Honig schon einmal live gesehen, und zwar vor vier Jahren als Doppelheadliner mit Hello Piedpiper in Gießen. Damals war der Künstler allein mit Gitarre (und stellenweise Hello Piedpiper) aufgetreten, und obwohl mit bewusst gewesen war, dass ich heute eine  Band sehen würde, hatte ich irgendwie etwas... Leiseres erwartet. Tatsächlich ist das aktuelle Honig-Album das erste, das auch in Zusammenarbeit der ganzen Band entstanden ist.


Quasi das Programm des Abends hatte Stefan Honig schon am Anfang verkündet: "Wie spielen paar neue Songs, dann paar alte Songs und dann fahren wir nach Dresden!" Los ging es dann auch gleich mit drei Liedern des aktuellen Albums, "Alone at the Party", "Counterfeit Gallery" und "Under your Thumb". Es folgten drei ältere Lieder, wobei für "For Those Lost At Sea" mit dem Publikum zunächst ein normaler "Lalala"-Chor eingeübt wurde, nachdem es diesen offensichtlich zufriedenstellend gemeistert hatte, wurden wir sogar in Stimmen aufgeteilt - das hatte in Ulm sicher nicht geklappt.


"Mrs. Vertigo" wurde dem Soundmann Thierry gewidmet, der laut Stefan Honig seit 2011 die gute Seele der Band darstellt. Neu dagegen ist der Schlagzeuger Philipp, der nachdrücklich dafür gelobt wurde, dass er alle Songs so schnell gelernt hatte, dass er dem Publikum gar nicht groß als neues Mitglied auffiel - allerdings hatte er zum Mogeln Kopfhörer dabei, mit denen er kurz in die folgenden Lieder 'reinhören konnte.

Der Zugabenteil war uns schon vorab als reine Formalität angekündigt worden, weshalb Stefan und die Keyboarderin Olivia Sawano die Bühne auch gar nicht erst verließen, sondern gleich zu zweit "It’s Never The Wrong Time To Sleep" darboten. Stefan erzählte dazu, er habe das Lied für seine Tochter geschrieben als diese in ihrer Säuglingszeit fast ausschließlich schlief. Gerade an diesem Tag hatten seine Frau und selbige Tochter ihn als Überraschung in Mainz besucht - mittlerweile ist die Tochter weniger ruhig.


Als zweite Zugabe trug Stefan Honig allein "Burning Down Bookshops" vor, dann kehrte die ganze Band nochmals auf die Bühne zurück, auch The Mañana Boys wurden nochmals herbei gebeten und trugen Schellenkranz-Klänge und später auch Gesang bei.

Ein schönes Konzert einer enthusiastischen Band, die auf ihren weiteren Tourstationen hoffentlich reichlich Zuschauer finden wird.


Setliste:

Alone at the Party
Counterfeit Gallery
Under your Thumb
Dear Liar
Swimming Lessons
For Those Lost At Sea
Mrs. Vertigo
Overboard
Polyester Road
In My Drunken Head
Boulders

It’s Never The Wrong Time To Sleep
Burning Down Bookshops

Avalanche
Lemon Law
Golden Circle

You May Also Like

0 comments