Neulich in den USA (3): Monument Valley - Lake Powell - Antelope Canyon - Grand Canyon - Las Vegas

by - Juli 09, 2019

Nach Moab sollten - zumindest hatte ich mir das so vorgestellt - noch zwei Höhepunkte der Rundreise kommen, nämlich das Monument Valley und der Grand Canyon. Wir fuhren zunächst zu unserem Hotel (San Juan Inn) in einen Ort mit dem lustigen Namen Mexican Hat, der genau wie das Monument Valley auf dem Gebiet der Navajo Indianer liegt - dem größten Indianerstamm der heutigen USA mit über 300.000 Angehörigen.

Klassische Aussicht aufs Monument Valley

Schon bei der Anfahrt zum Monument Valley machten wir einen Halt, um den Punkt zu sehen, an dem Forrest Gump im gleichnamigen Film aufhört, die USA zu durchlaufen (hier gibt es die Szene zu sehen). Diverse andere Touristen ließen sich hier fotografieren, aber nur unsere Reisegruppe drehte mal eben die Szene nach...

"Forrest Gump Point", Mexican Hat

Weiter ging es dann zum eigentlichen Valley, das, man hätte damit rechnen können, nicht gerade untouristisch ist. Der Aussichtspunkt, von dem aus man die bekanntesten Steinplateaus sehen kann, ist direkt an einem riesigen und gut besuchten Parkplatz, und darüber thront ein nicht minder großes Visitor Center mit Restaurant. Aber während mir andere berühmte Sehenswürdigkeiten schon durch die anwesenden Touristenmassen verdorben wurden (St. Ives in Cornwall ist hier ein trauriges Beispiel), war das hier nicht so - ich schaute verträumt die gewaltigen roten Felsen an, die so gut wie jeden John Wayne-Film zieren, und freute mich, sie in echt zu sehen.

Mehr Felsen im Monument Valley

Zu unserer Reise gehörte eine nun stattfindende Jeep-Tour durch einen Navajo, der uns an diverse Punkte des Monuments fuhr und uns erklärte, was es dort zu sehen gab - so sahen wir auch Felszeichnungen der Anasazi-Indianer, die Anfang des letzten Jahrtausends aus nicht völlig geklärten Gründen verschwanden.

Anschließend gab es inmitten der Felsen und im Licht der untergehenden Sonne ein "indianisches" Abendessen mit diversem Gemüse und Grillfleisch (auf Letzteres verzichtete ich), hinterher führte uns unser Indianer-Guide noch einige traditionelle Tänze seines Volkes vor, während eine Kollegin ihn an der Trommel begleitete und erklärte, was der Anlass der (für den Laien einander doch recht ähnlich sehenden) Tänze war. Während mir das Monument Valley an sich großen Spaß gemacht hatte und ich es auch genossen hatte, hier den Sonnenuntergang und schließlich das Mondlicht zu erleben - sowohl das Essen als auch die Tänze wären aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.

Petroglyphen (dieses Wort habe ich neu gelernt) der Anasazi-Indianer im Monument Valley

Von Mexican Hat fuhren wir am nächsten Tag nach Page in Arizona, wo meine Freundin und ich im dortigen La Quinta Hotel zu unserer großen Freude auf dem Hotelfernseher den Sender HBO fanden - zumindest die (aller-)letzte Folge Game of Thrones konnten wir so "live" genießen. Von Page aus besuchten wir den Antelope Canyon, von dem ich im Vorfeld der Reise noch nie gehört hatte, der sich aber als überaus faszinierend entpuppte - wenn auch nicht nur im positiven Sinne.

Antelope Canyon - dieses zugegebenermaßen tolle Bild hat nun jeder Reiseteilnehmer von sich

Der Canyon an sich  (eigentlich gibt es zwei, wir besuchten den oberen) ist optisch eher eine Art Höhle, also sehr schmal, und auf einem engen Weg für Menschen begehbar. Da von oben ein wenig Licht einfällt, bildet dieses mit den Gesteinsformationen ein interessantes Licht- und Farbenspiel - und in Zeiten von Instagram lassen sich hier tolle Fotos zum Angeben machen.

Der Antelope Canyon ist nur im Rahmen  kostenpflichtiger Führungen besuchbar, und diese sind im allgemeinen ausgebucht - unser Reiseleiter hatte sich schon eine gute Woche im Voraus um Tickets gekümmert. An einem Treffpunkt stiegen wir in einen an den Seiten offenen Jeep und wurden mit diesem sehr zugigen Gefährt zum Canyon gebracht. Unser Führer machte dabei kein Hehl aus der Tatsache, dass es sich um eine Massenabfertigung handelte. Eine Gruppe nach der anderen wurde durch den Canyon getrieben, der Führer machte an den beliebtesten Foto-Spots halt und machte dann eine Ansage, was als nächstes zu geschehen hatte: Entweder die Teilnehmer gaben ihm einzeln ihre Handys, und er schoss von allen hintereinander das gleiche, zugegebenermaßen spektakuläre Foto, oder wir bekamen genaue Instruktionen, welches Foto als nächstes zu machen war. Sehr vereinzelt erhielten wir auch Informationen zum Canyon an sich.

Antelope Canyon - dieses Herzbild hat der Führer für mich gemacht

Jedes Gruppenmitglied hatte für den Ausflug 50 Dollar bezahlt, das heißt, unser vielleicht 45minütiger Besuch brachte an die 600 Dollar ein - und wie gesagt, im Fünf-Minuten-Takt wurden weitere Gruppen durchgeschleust. Eine echte Goldgrube.

Zeit, die durchaus sehenswerten und faszinierenden Gesteinsformationen in Ruhe zu betrachten, blieb so eher nicht - dafür muss ich zugeben, dass die Fotos alle super geworden sind. Und viele Führungsteilnehmer lernten dank des genervten Führers, der ihnen gerne mal ungeduldig das Handy aus der Hand nahm und alles selbst richtig einstellte, ihnen völlig neue Kameraeinstellungen kennen.

Antelope Canyon

Am nächsten Morgen stiegen wir zum vorletzten Mal in den Bus und machten uns auf Richtung Grand Canyon. Unterwegs besuchten wir noch den gewaltigen Staudamm am Lake Powell. Meine Begeisterung für Staudämme und deren Funktionen hält sich in Grenzen, aber die technisch interessierteren Reiseteilnehmer bekamen im zugehörigen Museum leuchtende Augen. Mich begeisterte unser anderer Zwischenstop am Horseshoe Bend mehr. Die hufeisenförmige Biegung des Colorado Rivers ist ein beliebtes Fotomotiv. Vor zehn Jahren konnte man an dem Aussichtspunkt wohl noch einfach aus dem Auto steigen und Fotos machen, aber dank stetig wachsender Beliebtheit wurde irgendwann ein Parkplatz eingerichtet und auch ein Eintrittsgeld erhoben. Aktuell wird  der zweite Parkplatz gebaut... der Aussichtspunkt ist allerdings in der Tat super, und das an diesem Tag tendenziell regnerische Wetter tat uns einen Gefallen und klarte kurz auf.

Glen Canyon Damm - Lake Powell

Stichwort Wetter: Während wir die Reise in San Francisco zu "europäischen" Temperaturen begonnen hatten, war es im Yosemite Park frühlingshaft und im Zion Park hochsommerlich gewesen, in Moab hatte dann wieder eher Frühling geherrscht. Doch je näher wir nun dem Grand Canyon kamen, desto mehr kehrte der Winter zurück - bei unserem ersten Stopp und Blick in die gewaltige Schlucht wirbelten Schneeflocken um uns.

Horseshoe Bend des Colorado River

Unser Hotel Red Feather Lodge lag in einem kleinen Örtchen namens Tusayan, das direkt am Nationalparkeingang liegt und das von den Shuttlebussen des Parks auch angefahren wird. Das Red Feather Lodge entpuppte sich als ziemlich bescheidene Unterkunft, unser Erdgeschosszimmer mit Blick zum Parkplatz wirkte schon relativ verlebt und wenig einladend - vielleicht war ich aber auch besonders kritisch, weil ich hier letztlich mehr Zeit verbringen sollte als geplant.

Am nächsten Tag sollte es zum Wandern gehen. Der Reiseleiter, der uns selbst nicht in dem Canyon führen durfte (das ist den dort vorhandenen Rangern vorbehalten) hatte uns am Vortag ausführlich über mögliche Wanderstrecken informiert. Seinem Vorschlag entsprechend versuchte sich die gesamte Reisegruppe dann am "South Kaibab Trail". Nachdem der Grand Canyon nun mal eine Schlucht ist, führen die meisten Wanderwege erst steil bergab und dann ebenso steil wieder bergauf. Es wurde allen selbst überlassen, wie weit sie in die Schlucht herabsteigen wollten - wobei ein kompletter Abstieg an den tiefsten Punkt mit Wiederaufstieg normalerweise eine Übernachtung im Canyon erfordert und somit nicht in Frage kam.

Der Grand Canyon (von der Südseite aus)

Wenn ich auch nicht damit gerechnet hatte, ganz nach unten zu kommen, hatte ich für mich auch nicht erwartet, dass ich noch vor dem ersten Aussichtspunkt scheitern würde. Doch genauso kam es, denn bereits nach ein paar hundert Metern des Abstiegs merkte ich, dass sich ein Migräneanfall näherte. Ich musste umdrehen, wurde von meiner Freundin in den Shuttlebus gesetzt und fuhr - als einzige zu dieser frühen Uhrzeit - zurück ins Hotel, wo ich den Tag mit frieren (aus eigener Schuld, weil ich mit der durchaus vorhandenen Heizung nicht zurecht kam), schlafen und Netflix verbrachte. So hatte ich mir meine Grand Canyon-Tour nicht vorgestellt! Immerhin war ich abends wieder fit genug, um mit der Gruppe mexikanisch essen zu gehen - und das gewählte Lokal (Plaza Bonita) überraschte angesichts seiner Lage in einem Touristenort durch ein erfreuliches Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hackberry, Arizona (an der Route 66)

Am nächsten Tag sollte es schon zurück nach Las Vegas gehen, aber zu meinem Trost hatten meine Freundin und ich noch einen Hubschrauberflug über den Grand Canyon gebucht. Ich würde also doch noch mehr zu sehen bekommen! Dachte ich zumindest, denn der Flug wurde letztlich wegen schlechten Wetters abgesagt. Meine Freundin und ich sahen uns stattdessen den Grand Canyon-Film im Imax-Kino des Örtchens an (der dort quasi rund um die Uhr gezeigt wird und eben auch um 9 Uhr morgens), was auch ganz nett war, aber eben auch nicht ganz dasselbe. Schade, dass mein Besuch am Grand Canyon sich angesichts unglücklicher Umstände als relativer Flop entpuppte...

Auf der nun letzten Fahrt nach Las Vegas fuhren wir ein kleines Stück auf der berühmten Route 66, die sich zu meiner Enttäuschung als eine reine Touristenveranstaltung entpuppte. Ich weiß gar nicht, was ich erwartet hatte - aber eben doch etwas mehr als ein paar T-Shirt-Läden.

Las Vegas - mit meinem Körper verdecke ich die anderen Leute, die gleichzeitig fotografiert werden!

Bei unserer ersten Übernachtung in Las Vegas hatten wir in "old town" im sogar recht berühmten Golden Nugget Hotel gewohnt. Das Hotel grenzt direkt an die Flaniermeile Fremont Street, eine überdachte Fußgängezone, wo ein Casino neben dem nächsten steht. Das Ganze ist mit einer LED-Wand überdacht, auf der jede Stunde eine Lichtshow gezeigt wird, und an der Decke entlang sausen an Kletterseilen Menschen. Untendrunter geht es in etwa so zu wie ich es mir auf der "Schinkenstraße" in El Arenal vorstelle, mit vielen betrunkenen Menschen und seltsamen Straßenhändlern. Man kann sich auch überall mit sexy Polizistinnen oder Männern im Borat-Mankini fotografieren lassen, wenn man das denn möchte.

Das Hotel selbst enthält im Erdgeschoss ein so großes Casino, dass wir am Abend Schwierigkeiten hatten, nach einem Ausflug auf die Fremont Street wieder den Gebäudeteil zu finden, in dem sich unser Zimmer befand. Es gibt auch sicherlich zehn Restaurants, diverse Geschäfte und einen Pool, in den man per Wasserrutsche einfahren kann, wobei die durchsichtige Rutsche durch ein Aquarium mit Haien geleitet wird.

Die Fremont Street in Las Vegas Old Town

Spaß machte das alles an diesem einen Abend, an dem wir bereits ziemlich erschöpft in Las Vegas eingetroffen waren, nicht. Zu groß war der Kontrast zu Nationalparks und Wüste, es gab zu viele Menschen, zu viel Krach, überall wurde geraucht. Ich glaube, wir waren alle erleichtert, als die Reise am nächsten Morgen weiter ging.

Dennoch sah ich der zweiten Übernachtung in Las Vegas direkt vor dem Rückflug mit ein bisschen Vorfreude entgegen. Schließlich kenne ich gefühlt Hunderte Filme und Serien, in denen der berühmte Strip vorkommt, mit dem Bellagio Hotel und seinen Springbrunnen, dem Casesar Palace oder dem künstlichen venezianischen Kanal im Venetian Resort Hotel. Unser zweites Hotel (das ziemlich heruntergekommen wirkende Alexis Park, in dem man etwa 90 Minuten brauchte, um uns nach der Ankunft den Check-in zu ermöglichen) lag nicht direkt am Strip, aber zumindest in Laufnähe, und ich war fest entschlossen, all diese Kitsch-Sensationen zumindest einmal zu sehen.

Hotel New York New York, Las Vegas

Das habe ich dann auch getan, und während mich der Besuch auf der Fremont Street an den Ballermann erinnert hatte, musste ich beim Strip häufig an Disneyland denken. Auch hier waren viele Menschen unterwegs, diese wirkten aber zumeist nüchterner als die in der Fremont Street. Dadurch, dass die Attraktionen recht schnell aufeinander folgten, beispielsweise der Eiffelturm recht nahe an New York stand und dieses wiederum quasi neben Venedig - musste ich des öfteren an Freizeitparks denken, und auch der stündliche "Vulkanausbruch" des Mirage Hotels erinnerte mich an die Feuerschauspiele der Riesenschaukel im Phantasialand...

Zusammenfassend bin ich durchaus froh, all das einmal live gesehen zu haben, ein zweites Mal muss ich aber definitiv nicht nach Las Vegas.

Venetian Resort Hotel, Las Vegas

Und damit war, zumindest am nächsten Morgen, die dreiwöchige Rundreise auch schon vorbei. Under Rückflug brachte uns erst nach Houston in Texas (das ich somit nun irgendwie auch als von mir besuchten Bundesstaat abhaken kann) und dann nach Frankfurt.

Fazit der Reise: Sie war geradezu vollgepackt mit Eindrücken und sehr gut organisiert. Einerseits bin ich froh, dass uns als Teilnehmern so viele Entscheidungen abgenommen wurden, weil das natürlich unglaublich bequem war. Andererseits rutschte man dadurch auch des öfteren in eine "Konsumentenrolle", in der man gar nicht so recht wusste, was nun warum als Nächstes anstand. Ich denke, wenn man selbst für sich eine Rundreise organisiert, hat man dank der ganzen Planungsentscheidungen viel konkretere Erwartungen an die einzelnen Stationen, man hat sie ja immerhin alle ausgesucht. Aber das ist eben eine Begleiterscheinung einer Pauschalreise. Ich fand alles, was ich gesehen habe, interessant und zum Teil wunderschön. Schade, dass es so schnell vorbei ging...

You May Also Like

0 comments