Gesehen: Dezember 2019
Als auf Netflix plötzlich Werbung für die neue Serie The Witcher gemacht wurde, hatte ich keine Ahnung, was das schon wieder sein sollte. Mein Freund hatte allerdings mitbekommen, dass es sich um eine vielfach mit Vorfreude erwartete Umsetzung einer polnischen Buchserie handelt, auf der wiederum diverse Computerspiele basieren.
Das änderte nichts daran, dass wir nach der ersten Folge im Grunde keine Lust hatten, weiter zu schauen. Man muss dazu wissen, dass ich, obwohl ich jahrelang Game of Thrones mit großer Begeisterung verfolgt habe, im Grunde meines Herzen kein Interesse an Phantasie-Mittelalter-Geschichten mit Königen, Zauberern und Kriegen habe. Von alldem hat The Witcher aber reichlich zu bieten. Während ich bei Game of Thrones in der ersten Folge so viel Spannendes und Mysteriöses sah, dass ich zu meiner Überraschung sofort weiter schauen wollte, um die Antworten zu erfahren, fand ich The Witcher anfangs zu 50 Prozent verwirrend und zu 50 Prozent lächerlich.
Verwirrend, weil man in eine Handlung gestoßen wird, in der diverse Königstümer Kriege führen und man sich dafür schon interessieren soll, bevor man sich auch nur annähernd ihre Namen merken kann. Die Hauptfigur, eben der "Hexer" Geralt von Rivia, ist dabei auch nur ein Repräsentant diverser unterschiedlicher Magierkasten, deren genaue Unterschiede und Befugnisse ich immer noch nicht ganz durchblicke.
Lächerlich, weil als Hauptfigur Henry Cavill gecastet wurde, der nun ja, wie Superman aussieht (als diesen kennt man ihn auch). Und als wären dessen breites Kreuz, eckiger Kiefer und gespaltenes Kinn nicht schon markant genug (und in der Gesamtheit etwas viel), wurde er mit einer blonden Perücke ausgestattet, was ihn zum einen wie einen Klon der Targaryens in Game of Thrones wirken lässt (oder der Malfoys bei Harry Potter, oder Legolas im Herrn der Ringe). Er erinnert mich mit dieser Optik auch frappierend an Fabio Lanzoni, der in den 80er Jahren die Titelbilder von Heftchenromanen zierte. Seine mit extratiefer Stimme vorgetragenen, wortkargen Texte machen den Gesamteindruck einer Parodie auch nicht besser.
Eher aus Trägheit blieben wir aber ein paar Folgen lang bei der Stange, und was soll ich sagen: Es wird besser. Zum einen durchschaut man mit der Zeit zumindest ein wenig, was es mit all den Königreichen auf sich hat, zweitens entwickelt sich die zweite Hauptfigur Yennefer von Vengerberg zu einer interessanten Figur und auch die dritte, die fliehende Königstochter Ciri, kann offensichtlich mehr, als nur immer wieder neu in Not zu geraten (wonach es am Anfang aussah). Sogar Anwandlungen von Humor lassen sich mit der Zeit sogar bei Geralt erkennen, und die Erzählstruktur entpuppt sich, ohne hier spoilern zu wollen, als etwas komplexer als erwartet.
Insgesamt fiel es uns dann doch nicht schwer, die erste Staffel mit Interesse anzusehen. Ob die Begeisterung auch für eine zweite (die es sicherlich geben wird) reicht, muss sich zeigen.
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