Gekauft: Januar 2020

by - Februar 11, 2020



Das Jahr begann für mich mit einer Überraschung, denn ich wurde eingeladen, recht kurzfristig das New Yorker Büro meiner Firma zu besuchen. Während ich zwischen 2004 und 2007 durchaus öfter beruflich unterwegs war, erfordert meine jetzige Tätigkeit eigentlich keinerlei Reisen mehr, und wenn doch, dann gehen diese meistens nach München. Tatsächlich hatte ich New York zuletzt um 2007 herum ebenfalls beruflich besucht. Insofern lag für mich auf der Hand, dass ich die Reise in jedem Fall privat für das Wochenende verlängern würde, denn wer weiß, wann die nächste Gelegenheit kommt?

Von meinen früheren beruflichen Reisen erinnerte ich mich noch daran, dass 200 Dollar pro Nacht als Hotelpreis in New York völlig normal und kein Grund zum Jammern sind, in Anbetracht der Tatsache, dass das 13 Jahre her war, rechnete ich mit noch mehr. Um so überraschter war ich, dass für den angepeilten Zeitraum die Preise eher bei der Hälfte lagen, und auch mein Flug war, wenn auch ohnehin firmenseitig bezahlt, ein echtes Schnäppchen. Vielleicht ist Ende Januar ja die ideale New York-Besuchszeit für Sparfreunde?



Mein Hinflug fand an einem Mittwoch statt, bis Freitag wurde gearbeitet. Der New Yorker Firmensitz meines Arbeitgebers liegt in Midtown, in der Nähe der Grand Central Station, des Times Square und des Bryant Parks - es mangelt also grundsätzlich nicht an Touristenattraktionen im direkten Umfeld, und weiter bewegte ich mich bis Freitag auch nicht. Den Freitagabend nutzte ich dann für einen ersten Ausflug mit der U-Bahn: Ich fuhr ins West Village im Süden Manhattans, um dort zwei Schokoladengeschäfte aufzusuchen. Mein Abendessen nahm ich in einem sehr leckeren veganen Lokal namens "By Chloe" ein und nahm mir vor, dort - oder in einer anderen Filiale, es handelt sich nämlich um eine Kette - auf jeden Fall nochmals zu speisen, aber das wurde nichts, denn...

... in der Nacht zum Freitag zeigte sich, dass ich meine bis dahin als Allergiesymptome interpretierte Erkältung nun nicht mehr ignorieren konnte. Ich schlief wenig, hustete viel und fühlte mich richtig elend. Allein das Gefühl, dass ich ja sowieso nicht würde schlafen können, ließ mich am Samstagmorgen überhaupt aufstehen. Sehr matt setzte ich mich mit einem Kaffee in die Hotellobby und überlegte, ob ich mein ambitioniertes touristisches Programm würde durchführen können. Ein Kollege vor Ort hatte mir, als ich erwähnt hatte, ich wolle in jedem Fall nach Brooklyn, freundlicherweise gleich einen detaillierten Plan erarbeitet, aber dieser erschien mir nicht mehr umsetzbar.


Immerhin fiel mir auch ein, was ein echter Vorteil am allein Reisen ist: Ich konnte einfach losgehen und einfach einmal testen, wie weit ich komme - niemand würde traurig sein, wenn ich den Ausflug nach einer halben Stunde abbrach, weil ich nicht mehr konnte.

Mit der U-Bahn fuhr ich als erstes zum ehemaligen Ground Zero, dem jetzigen 9/11 Memorial. Bei meinem letzten Besuch in der Stadt hatte weder die Gedenkstätte noch der Freedom Tower existiert, und ich hatte mir vorab auch kein klares Bild davon gemacht, was es hier zu sehen geben würde. So sah ich die Gedenkstätte, für die die ursprünglichen Umrisse der "Twin Towers" als Gruben zu Brunnen gestaltet wurden, sehr unvorbereitet, und es gefiel mir sehr gut. Für das zugehörige Museum fehlte mir die Zeit, also ging ich als nächstes frühstücken, besuchte den Bullen an der Wall Street und machte mich dann daran, zu Fuß die Brooklyn Bridge zu überqueren.


Das Wetter war nicht besonders gut und die Aussicht ein wenig neblig, dennoch machte die Überquerung Spaß. Am anderen Ende der Brücke landet man in einer Nachbarschaft namens Dumbo (Down Under the Manhattan Bridge Overpass), von der aus man schöne Fotos der beiden Brücken (Manhattan und Brooklyn Bridge) und auch von Manhattan machen kann. Ich erledigte das und lief anschließend weiter nach Brooklyn hinein. Ich hatte mir vorab diverse Geschäfte ausgesucht, die ich gerne besuchen wollte, zu Fuß erreichen konnte ich zumindest die in einem Bezirk namens Boerum Hill. Hier trank ich den möglicherweise besten Chai Latte meines Lebens, dann fuhr ich zurück zum Hotel. Eigentlich war mein Plan gewesen, per U-Bahn noch nach Williamsburg zu fahren und mir spazierend den Hipster-Stadtteil anzusehen, aber ich war mittlerweile weit gelaufen und auch schon ziemlich müde.


Im Hotel ruhte ich mich kurz aus, dann spazierte ich ein weiteres Mal zum Grand Central Bahnhof, der einfach der schönste Bahnhof der Welt ist, sah mir dort die Food Halls an und machte diverse Fotos, die dem Original sowieso nicht gerecht werden können.

Am nächsten Morgen ging es mir schon viel besser. Da ich mittags in China Town verabredet war, fuhr ich früh dorhin, spazierte durch die Straßen des Viertels, wechselte dann nach Little Italy und ging über Soho bis zum wohl berühmtesten Deli der Welt, Katz's Delicatessen. Nach dem Essen in China Town (es gab vegane Dim Sum) hatte ich noch ein paar Stunden Zeit und beschloss, das Guggenheim Museum zu besuchen. Ich war vor vielen Jahren schon einmal dort gewesen, aber damals war ein großer Teil des Museums wegen der Vorbereitung einer Ausstellung nicht zugänglich gewesen.


Als ich im Museum eintraf musste ich feststellen, dass genau dasselbe heute der Fall war: Für ein stark reduziertes Eintrittsgeld konnte man gerade einmal drei Stockwerke betreten, die ansteigende Rampe, für die das Museum ja eigentlich bekannt ist, war überhaupt nicht zugänglich. Nachdem ich mit der Besichtigung der zugänglichen Bereiche sehr schnell fertig war, schloss ich mich anschließend noch einer Führung an und erfuhr unter anderem, dass solche Teilschließungen etwa zweimal im Jahr vorkommen und jeweils einige Wochen dauern - es ist also gar nicht einmal so unwahrscheinlich, in eine solche zu geraten.


Die Führung half mir ein wenig dabei, die teilweise doch sehr abstrakten Bilder der Gegenwartskunst etwas besser zu verstehen... und dann war es auch schon Zeit, zurück zum Hotel zu fahren, mein Gepäck abzuholen und Richtung Flughafenbus zu marschieren.

Ich mag New York sehr gerne und würde gerne wieder einmal etwas mehr Zeit dort verbringen als ein Wochenende. Die Stadt gibt mir trotz Lärm und Schmutz ein seltsam heimeliges Gefühl, was sicherlich damit zu tun hat, dass ich so viele Filme kenne, die dort spielen, wodurch ich beinahe denke, dort schon unglaublich viel Zeit verbracht zu haben. Gleichzeitig gibt es fast überall so viel zu sehen und zu erleben... hoffentlich kommt es bald einmal dazu!


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