Neulich beim Sofakonzert (3): Wolf & Moon

by - April 10, 2020


Erst im Februar waren Wolf & Moon in unserem Wohnzimmer zu Gast. Die Idee, jemals viele Gäste gehabt zu haben (noch dazu mit einem Büffet!), erscheint mir aus jetziger Corona-Perspektive geradezu absurd, aber die Zeiten ändern sich eben manchmal schnell...

Über die sozialen Netzwerke erfuhren wir diese Woche, dass auch Wolf & Moon sich unter die Streaming-Konzert-Geber eingereiht hatten. Ihr Auftritt fand im Rahmen eines mehrtägigen "Festivals" zum Thema Arbeiten von Zuhause statt (Was könnte aktueller sein?). Soweit ich erkennen konnte, waren Wolf & Moon der einzige Musikact, die anderen Veranstaltungen drehten sich berufliche Themen. Die Band war quasi der abschließende Hauptact des Tages.

Nachdem wir in den vergangenen Tagen bereits Facebook und Instagram als Konzert-Locations getestet hatten, war nun Youtube an der Reihe. Direkt auf der Seite des Streams befand sich ein Link, mit dem man den Musikern virtuellen Kaffee spendieren konnte - was wir natürlich taten.


Pünktlich und früh - schon um 17.15 - ging der Auftritt los, und wir waren ganz überwältigt davon, wie gut alles aussah und funktionierte. Das Duo hatte einen Profi namens Manuel an der Hand, der den kleinen Auftritt stundenlang und offensichtlich sehr professionell vorbereitet hatte. So gab es nicht nur mehrere fest installierte Kameras, auch der Klang und das Licht wirkten überaus professionell - auch, wenn das Konzert wie angekündigt aus dem Wohnzimmer der Musiker gesendet wurde. Dass zudem auch Youtube kein einziges Mal muckte, mag der frühen Uhrzeit geschuldet gewesen sein - abends wird wohl aktuell einfach sehr viel gestreamt!

Das Setup entsprach dem der regulären Auftritte des Duos (war also nicht akustisch wie bei uns), was bedeutet, das Stefanie Keyboard spielte und ein Tablet bediente, während Dennis Gitarre spielte. Das Konzert begann mit "Situations" und dem neuen Song "Will we ride". Wie bei anderen Streamingkonzerten (mittlerweile sind wir ja fast Profis, zumindest im Zuschauen) konnten Zuschauer live kommentieren, und Stefanie nahm gelegentlich darauf Bezug oder begrüßte ihr bekannte Teilnehmer. Zu "The Road" erzählten die beiden, dass sie nun schon seit einem Monat nicht mehr live gespielt hätten. Sie hatten (im Anschluss an ihren Auftritt bei uns) zunächst eine Italien-Tournee begonnen, die sie aber schnell wegen der beginnenden Pandemie abbrechen mussten. Stefanie erwähnte, es sei auch deshalb schwierig, aktuell aufzutreten, weil man nicht so recht wüsste, in welcher Stimmung das Publikum sei - manche seien durchaus zufrieden, erst einmal zu Hause zu bleiben, andere sehr unglücklich oder in Sorge.


Zu "Garden of Potential" wurde, wie auch bei den "echten" Konzerten, vorgeschlagen, dass wir mitsingen, bei "Like a shotgun" wurde uns der Techniker Manuel offiziell vorgestellt und erwähnt, dass man auch für ihn Kaffee kaufen solle. Zu "Nowhere and everywhere" erwähnte Dennis, dass sich bei manchen Liedern dank der aktuellen Lage auch die Bedeutung ändern würde - das Lied haben die beiden ursprünglich in Stockholm geschrieben, also auf Reisen, aber jetzt klingt der Refrain "I want to get away with you" seltsam aktuell.


Als zunächst letztes Lied hörten wir noch "Getaway", bei dem es laut Dennis um das Gefühl geht, wenn man unmittelbar davor steht, auf Reisen zu gehen... was wohl nun erst einmal nicht passieren wird. Mit dem Lied überschritten die Musiker ihren eigentlichen Zeitplan, denn dieser sah auch 15 Minuten "Q&A" vor, aber sie hatten die Zahl der Lieder, die sie schaffen würden, überschätzt. Anschließend wandte sich Stefanie nun ein weiteres Mal den Youtube-Kommentaren zu und die beiden beantworteten Fragen.

Die gestellten Fragen variierten stark. Die aktuelle Zeit ohne Konzerte verbringt Dennis mit Malen, Stefanie hat einen Podcast aufgenommen - er heißt "From artist to artist" und beinhaltet Interviews, die sie mit anderen Kunstschaffenden geführt hat. Er erscheint demnächst. Stefanies größter musikalischer Einfluss ist eine französische Sängerin namens Camille, Dennis mag gerne Bon Iver, Radiohead, Elbow und viele andere.


Zum Glück war nach diesem durchaus interessanten und lustigen Austausch dann doch noch Zeit für ein letztes Lied - "Wildbeast", mit dem die beiden auch sonst ihre Konzerte abschließen. Auf die Bitte aus dem Publikum, doch recht bald wieder ein Hauskonzert zu geben, ließ Stefanie durchblicken, dass die Vorbereitung wohl weder einfach noch billig gewesen sei - eine Wiederholung sei deshalb nicht völlig unkompliziert. Die von einem Zuschauer gewünschte Haustour durch das selbst renovierte Haus mit Garten, das das Paar bewohnt (über die Dennis wenig begeistert war), wurde dann auch nach Instagram live verlegt.


Setliste:

Situations
Will we ride
The Road
Garden of Potential
Like a shotgun
Nowhere and everywhere
Getaway

Wildebeast

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