Der große Schokoladentest (48): Fossa

by - März 11, 2021



An was denkt man, wenn man "Fossa" hört? Ich zum einen an den Anfang von "Fiesta Mexicana" (wobei Rex Gildo natürlich in Wirklichkeit "Hossa!" ruft) und zum anderen an eine recht kleine, irgendwie dennoch bedrohliche und sehr entspannte Raubkatze im Frankfurter Zoo. Der Schokoladenhersteller Fossa aus Singapur hat sich nach letztgenannter Gattung benannt - sie stammt aus Madagaskar, genau wie die Schokolade, die den Gründern so gut schmeckte, dass sie ein eigenes Schokoladenunternehmen gründen wollten.

Zum Produkt

Meine Fossa-Tafeln bekam ich von meinem Freund geschenkt, der sich, wie so oft, in den Preisträgerlisten internationaler Schokoladenpreise umgesehen hatte - hier spielt Fossa ganz weit vorne mit. Die Hersteller bringen alle ein bis zwei Monate neue Schokoladensorten auf den Markt, viele davon sind limitiert. Zusätzlich werden auch Brotaufstriche angeboten, der Onlineshop verkauft auch diverse, hübsch designte Fremdprodukte (Tee, Kaffeekapseln, Hautpflegeprodukte und sogar Nagelsticker).

Originalität

Die kleinen Schokoladentafeln (sie enthalten jeweils nur 50 Gramm) erinnern mich ein wenig an Reclamhefte, und auf der Website kann man sehen, dass sich dieser Eindruck noch verstärkt, wenn man viele der kleinen Tafeln aufrecht hinstellt. Neben meinen höchst edel und nüchtern gestalteten Tafeln sieht man im Onlineshop auch andere, buntere. Die Pappschuber scheinen aus handgeschöpftem Papier zu bestehen.

Hinsichtlich der Geschmacksrichtungen wird auch einiges geboten: Eine der preisgekrönten Sorten heißt "Duck Shit Dancong", zu meiner Erleichterung handelt es sich hier um die wörtliche Übersetzung des enthaltenen chinesischen Tees. Andere Bestseller sind "Salted Egg Cereal" und "Lychee Rose" - Geschmacksrichtungen, die man im heimischen Supermarkt eher nicht finden wird. (10/10)



Nachhaltigkeit

Oberste Handlungsmaxime des Herstellers ist Qualität, nicht Nachhaltigkeit, aber glücklicherweise gehen beide Intentionen im Schokoladenbereich Hand in Hand: 

"We put a lot of work into [our chocolate]. Unlike mass producers who start with the semi-finished product of cocoa mass derived as by-products from commodity grade beans, our work involves a 7-step process that usually begins with hand-sorting raw cacao beans. We also purchase all our beans above market prices because we value the work of farmers and producers and want to make sure they are motivated to continue the work they are doing. So we reward them fairly. Commodity prices are just so low, the farmers are not going to survive on that."

Einige der verwendeten Zutaten stammen aus Bio-Anbau, die meisten der Farmer sind aber nicht bio-zertifiziert, weshalb das auf den Tafeln auch nicht mit einem Logo ausgewiesen wird. 4/5

Zutatenqualität

Ich testete eine der dunklen Milchschokoladen und eine der puren Sorten, die Fossa anbietet. Die Milchschokolade "Honey Orchid Dancong Hongcha" enthält Biokakao, Rohrzucker, Kakaobutter, Milchpulver und Teeblätter - sonst nichts.  Die Sorte "Chilli Peanut Praliné" wartet mit Kakao, Rohrzucker, Erdnüssen, Kakaobutter, Chilli und Seesalz auf. Nicht einmal ein Emulgator kommt zum Einsatz. 10/10

Preis / Leistung

Wieder einmal habe ich die temporäre Obergrenze der teuersten bislang von mir probierten Schokolade gerissen: Fossa Schokolade ist ein sehr, sehr teurer Spaß. In deutschen Onlineshops kostet die 50-Gramm-Tafel 11 Euro. Ein 100-Gramm-Preis von 22 Euro ist selbst im Fachhandel ungewöhnlich, das lässt natürlich auf ein wahrlich einmaliges Geschmackserlebnis hoffen.

In dieser Rubrik lasse ich generell "mildernde Umstände" zu (es heißt ja immerhin Preis / LEISTUNG), und Fossa bietet streng genommen drei von ihnen: Kleiner Hersteller, Bean to Bar, nachhaltig. Zu drei Punkten kann ich mich bei dem Preis dennoch nicht durchringen. Zur Erinnerung: Bis heute kostete die teuerste von mir bislang getestete Schokolade 14,60 Euro pro 100 Gramm (Solkiki). Wenn man die Tafeln direkt vor Ort in Singapur kaufte, läge der Preis übrigens niedriger, bei etwa 15 Euro pro 100 Gramm. 2/5



Geschmack

Ich wurde nicht enttäuscht, beide Schokoladen schmecken mir großartig. Ich habe ohnehin ein Faible für Schokoladen mit Teegeschmack, aber leider enttäuschen sie mich häufig in der Umsetzung. "Honey Orchid Dancong Hongcha" aber vereint den Teegeschmack und das Schokoladenaroma wunderbar, und die auf der Packung angegebenen Geschmackskomponenten"Lingering lychee sweetness with a biscuity undertone" kann ich tatsächlich so wahrnehmen. Wunderbar. 14/15 

"Chilli Peanut Praliné" verspricht "Roasty peanut with a spicy kick and a rustic texture". Die Sache mit den "Kick", also Tritt, ist hier durchaus wörtlich zu nehmen. In Singapur ist man scharfes Essen gewohnt, und diese Schokolade brennt ordentlich im Mund. Die Erdnuss ist ebenfalls klar schmeckbar und die Textur in der Tat dank der Stückchen ein bisschen rau. Ebenfalls ganz toll. 13/15


Gesamturteil

Wenn man nur die objektiven Kriterien zählt, kommt Fossa auf 26 von maximal 30 Punkten, inklusive Geschmack erreicht "Honey Orchid Dancong Hongcha" 40 und "Chilli Peanut Praliné" 39 von 45 erreichbaren Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.





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