Gesehen: Juli 2022
Meine Vorstellung der ersten Staffel der Amazon Prime-Serie The Boys schloss ich mit den Worten "Mir hat die erste Staffel von The Boys sehr gut gefallen, auch wenn sie dank ihres Zynismus die Laune nicht gerade hebt." ab. Tja, was soll ich sagen: Die Serie steigert sich von Staffel zu Staffel, und das macht das Ansehen nicht eben leichter.
Kurz zur Handlung der aktuellen dritten Staffel: Während es am Ende der zweiten noch kurz so schien, als hätten die Protagonisten nun ein wenig Sicherheit gefunden - Hughie ist sogar für eine Behörde tätig, die offiziell von Superhelden begangene Verbrechen untersucht und in die Öffentlichkeit bringt - stellt sich alles Gute schnell als Illusion heraus - die Behörde ist nur Fassade, Homelander nach Verlust seiner Partnerin Stormfront noch ein wenig psychopathischer und, nachdem er es schafft, den Vought-CEO auszutauschen, quasi grenzenlos mächtig.
Homelander gilt als unsterblich, aber die "Boys" erfahren ein Gerücht, dass es einst gelungen sei, den ebenfalls als unzerstörbar geltenden Superhelden Soldier Boy zu töten - nur weiß niemand, wie. Als sich herausstellt, dass der ebenfalls charakterlich höchst zweifelhaft Superheld in Wirklichkeit nie gestorben ist, sondern nur in Russland gefangen gehalten wurde, hat Butcher die von Anfang an zweifelhafte Idee, sich mit Soldier Boy zu verbünden, um Homelander töten zu können. Hinzu kommt eine neue experimentelle Droge, die es Butcher und Hughie ermöglicht, temporär selbst Superkräfte zu haben.
All das wirft noch mehr als zuvor die Frage auf, wer hier eigentlich die Guten sind, und damit es auch ordentlich weh tut, stellen die Serienmacher zudem sicher, dass die Konflikte der Serie in vielen Bereichen die aktuelle politische Lage der USA spiegeln: Konservative und Liberale geraten mehr und mehr aneinander, Homelander wird ein republikanisches Idol - egal, wie offensichtlich moralfrei er auch handelt. In den sozialen Medien interessiert sich niemand für die Wahrheit, alle "unterstützen" nur die Personen, die sie von Anfang an gut fanden.
Besser fühlt man sich sicher nicht, wenn man The Boys ansieht, hinzu kommt die ausgesprochene Brutalität der Serie, die häufig Geschmacksgrenzen weit überschreitet... gut gemacht ist die Serie aber dennoch.
0 comments