Im letzten Monatsrückblick hatte ich's schon erwähnt: Mein Freund und ich besuchten am Sonntag die Premiere des Hear Hear!-Festivals - eines Ein-Tages-Events, das auf dem Gelände des sich ein Wochenende später ereignenden Pukkelpop-Festivals im belgischen Hasselt stattfand - und von denselben Organisatoren stammte.
Wie bereits berichtet, hatte es im Vorfeld einige mehr oder weniger gut kommunizierte Änderungen gegeben: Aus ursprünglich vier geplanten Bühnen wurden drei, Porridge Radio verschwanden kommentarlos aus dem Lineup, andere Bands (Vitalic) wurden nach der Bühnen-Reduktion zum Pukkelpop verschoben, der Beginn rutschte auf 11.30 Uhr am Vormittag, um das verbliebene Lineup unterbringen zu können.
Stichwort Kommunikation: Auch sonst floss diese eher langsam, so wurde zwar ein VIP-Ticket angeboten, es war aber nicht klar, was man für die 50 Euro Aufpreis (145 statt 99 Euro) erwarten konnte. Erst in der Woche vor dem Event erfuhren wir erstmalig, dass es nicht vorgesehen war, dass Gäste nach Verlassen des Geländes wieder eintreten konnten (für uns ein Problem, da wir zwischendurch in ein Hotel einchecken wollten), außerdem, dass sämtliche Konzerte in Zelten stattfinden würden. Darüber hinaus gaben die Organisatoren nun das "Food-Lineup" bekannt, sowie den Auftritt einer 30-köpfigen Trommlergruppe namens "Drum".
Zwei Wochen vor dem Festival lagen die Wetterprognosen für den Tag bei um die 40 Grad, was den Veranstaltern zurecht Kopfzerbrechen bereitete. Neben der Sache mit den Zelten (die allerdings sicherlich schon unabhängig davon entschieden worden war) wurde verkündet, dass es auf dem Gelände umsonst Trinkwasser geben würde, zusätzlich wurden Pfade angekündigt, auf denen sich Gäste mit kühlendem Wasserdampf besprühen lassen konnten, außerdem gab es - das hatte ich noch nie erlebt - kostenlose Sonnencreme-Spender. Später vor Ort wiesen auch Einblendungen auf den Videoleinwänden immer wieder darauf hin, dass man trinken solle, und es gab ein 2-für-1-Angebot bei Mineralwasser.
Letztlich erreichten die Temperaturen dann am Sonntag "nur" 34 Grad, dennoch waren diese Maßnahmen sicherlich richtig und wichtig.
Bei unserer Ankunft am Gelände war nicht zu übersehen, dass es sich um eine Pukkelpop-verwandte Veranstaltung handelte: Nicht nur trugen die zahlreich vorhandenen Ordner Leuchtwesten mit dem Pukkelpop-Logo, vom genutzten Gelände aus konnte man auch gut die noch nicht fertig aufgebauten zusätzlichen Zelte des Mutter-Festivals sehen, sowie auch noch nicht zugängliche Stände und Bereiche, die mit Bauzäunen versperrt waren.
Auch im Innenbereich tauchte der andere Name immer wieder auf, und die Hear Hear!-Schilder auf den Monitorboxen wirkten, als würden sie das andere Logo verdecken.
Überraschenderweise hatte der Einlass bei unserem Eintreffen um kurz nach 11 noch nicht begonnen. Als es dann los ging, erwies es sich als nützlich, dass wir uns auch ohne viele Informationen für ein VIP-Ticket entschieden hatten - die separate Einlassschlange war nämlich deutlich kürzer. Dennoch schafften wir es erst zu den ersten Klängen der Blood Red Shoes, die mit ihrem Auftritt um 11.30 Uhr das Festival eröffneten, in das entsprechende Zelt. Der verzögerte Einlassbeginn sollte aber das einzige organisatorische Element des Festivals bleiben, das nicht optimal funktionierte. Dabei war der betriebene Personalaufwand durchaus beachtlich; egal, ob Einweiser beim Parken, Einlasspersonal, Ordner, Barpersonal oder Mülleinsammler, von allen gab es reichlich.
Die beiden Hauptbühnen wurden jeweils abwechselnd bespielt, die Konzerte in den beiden kleineren Zelten fanden jeweils zeitgleich statt. Musikalisch dominierte Gitarren-Rock, und wie bei Headlinern wie den Pixies, Liam Gallagher und den Editors zu erwarten gewesen war, erwiesen sich die meisten Publikumsmitglieder als etwas älter.
Vor Ort entdeckte ich dann auch die Vorteile des VIP-Seins: Zum Einlass erhielt ich ein Freigetränk sowie einen Gutschein für ein Eis. Zudem gab es einen separaten VIP-Bereich mit einer schicken Bar, Sitzgelegenheiten und zusätzlichen Toiletten, das allerbeste waren allerdings einige große Ventilatoren, die zusätzlich zu Luft kalten Wasserdampf versprühten. Sicherlich viermal machten wir im Laufe des Tages eine Pause vor einem solchen Ventilator, denn die Hitze innerhalb und außerhalb der Zelte erwies sich als durchaus herausfordernd.
Wie bei Festivals üblich gab es ein Bezahlsystem mit Bons, 5 Bons bekam man für 16,50 Euro, wobei eine kleine Cola beispielsweise für einen Bon zu haben war; Pommes Frites kosteten zwei, "richtiges Essen" vier bis acht Bons.
Bei der Verpflegung bot sich der sogenannte "Food Wood" an, in dem eine Ansammlung Instagram-tauglicher Food Trucks diverse Speisen (Mexikanisch, Indonesisch, Bowls...) verkauften. Dieser Bereich verfügte auch dank einiger Bäume über etwas Schatten und war mit Hängematten, Stühlen und anderen Sitzgelegenheiten ähnlich liebevoll gestaltet wie etwa beim Best Kept Secret.
Dank Schatten war dieser Bereich des Festivals auch der vollste, alternativ gab es auf dem restlichen Gelände eher nüchtern und zweckmäßig gestaltete Buden, bei denen man ebenfalls Pizza, Pasta und vieles mehr erwerben konnte - allerdings ohne Schatten.
Die Reduktion der Bühnen hatte uns im Vorfeld erwarten lassen, dass das Festival eher spärlich besucht sein würde, aber dem war dann nicht so: Laut Veranstalter fanden sich knapp 15.000 Gäste ein. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist noch nicht entschieden.
Und wie war nun die Musik? Erzähle ich später...
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