Gesehen: Juni 2023
Versehentlich verlängerte ich mein Apple TV+-Abonnement um einen weiteren Monat (jetzt ist es allerdings erst einmal beendet) - diesen nutzte mein Haushalt dazu, die neue Serie Silo anzusehen.
Das Konzept der Endzeitserie erinnert ein wenig an Snowpiercer auf Netflix: Nach einem unbekannten apokalyptischen Ereignis (auch die Charaktere der Serie wissen weitestgehend nichts darüber) leben 10.000 Personen in einem Silo - einer Art Bunker, die sich über zig Stockwerke in die Erde bohrt. Hier leben alle relativ normal ihr Leben, wobei der Alltag von strengen Regeln bestimmt wird: Beispielsweise müssen alle Paare sich registrieren, und wer ein Kind bekommen möchte, benötigt dafür eine Genehmigung und hat dieses in einem vorab festgelegten Zeitraum (bevor die Genehmigung wieder erlischt) zu bekommen. Der Besitz von Relikten aus der Vor-Silo-Zeit ist streng verboten, ebenso das Herstellen von optischen Linsen ab einer gewissen Stärke. Alles ist rationiert, und alles wird recyclet.
Viele der Regeln erscheinen im Rahmen einer völlig auf sich gestellten Gesellschaft auf begrenztem Raum plausibel, auch werden in Silo - anders als in Parasite - auch keine großen sozialen Unterschiede zwischen den Bewohnern gezeigt: Die Spitzen der Gesellschaft sind die Bürgermeisterin, der Sheriff und die oberste Richterin, und sie alle leben weitestgehend so wie alle anderen - auch wenn die oberen Stockwerke etwas besser gestellt sind als die untersten. Überraschend - und natürlich auch Thema der Serie - ist das absolute Verbot, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, selbst, wenn Erkenntnisse darüber das Leben für die Silobewohner verbessern könnten.
Allen Bewohnern ist es grundsätzlich erlaubt, den Silo zu verlassen: Wer allerdings öffentlich darum bittet, wird mit einem Schutzanzug ausgestattet und muss unwiderruflich nach draußen - wo die derart Verdammten als letzten Gefallen gegenüber ihren Mitbewohnern gebeten werden, als erstes von außen den Kamerasensor zu reinigen, der den Silobewohnern die offenbar komplett zerstörte Außenwelt zeigt. Nachdem alle, die den Silo bisher verlassen haben, noch in Sichtweite der Kamera zusammengebrochen und offenbar an der giftigen Atemluft gestorben sind, ist das Verlassen der beengten Gesellschaft keine attraktive Option.
Dennoch entscheidet sich am Anfang der Serienhandlung die Frau des Sheriffs und zwei Jahre später der Sheriff selbst, den Silo zu verlassen - was bei dessen Nachfolgerin (und natürlich den Zuschauern) die Frage auslöst, was die beiden zu diesem Entschluss bewegt hat. Nachdem kurz nach diesem Ereignis sowohl die Bürgermeisterin als auch der verbliebene Hilfssheriff vergiftet werden, scheint es zudem zerstörerische Kräfte innerhalb der Silo-Führungsriege zu geben - und in der gesamten Bevölkerung wächst die Angst vor eine Rebellion, die alle Bewohner bedrohen würde.
Viel zu tun also für den neuen Sheriff, dabei hat die Ingenieurin aus dem untersten Stockwerk die Position eigentlich nur angetreten, weil ihr Vorgänger es so wollte - und weil sie herausfinden möchte, wer ihren Lebensgefährten, einen Sammler verbotener Relikte, ermordet hat.
Mir hat Silo - die Serie basiert übrigens auf einer bei Amazon im Selbstverlag veröffentlichten Romanreihe - ziemlich gut gefallen. Das Geheimnis an sich ist spannend (und am Ende der ersten und bislang einzigen Staffel nur teilweise gelöst), die dargestellte Welt, die irgendwo zwischen Elend und gerade noch komfortabel schwankt, erschien mir auch für sich selbst genommen interessant. Fast wäre ich für eine fiktive Dokumentation darüber, wie man sich das Alltagsleben von 10.000 Personen ohne Tageslicht und ohne die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, vorstellen muss.
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