Ich erinnere mich dunkel an den Relaunch von Napster, also den Wandel der Marke von der wohl bekanntesten illegalen Musiktauschbörse hin zu einem völlig gesetzeskonformen Musik-Streamingdienst. Als ich damals - es ist sicherlich fünf Jahre her - über diesen Service las, war ich extrem unbeeindruckt. Warum sollte ich mp3s "mieten" und in dem wahrscheinlichen Fall, dass ich Napster irgendwann nicht mehr nutzen möchte, meine komplette Sammlung verlieren?
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Nach Ende meines Testmonats änderte sich scheinbar wenig: Die App wurde gesperrt, am Computer lief Simfy weiter. Nur wurde nun manchmal zwischen den Liedern Werbung abgespielt, was mich jedes Mal erschreckte und mir auch ziemlich schnell auf die Nerven ging. Gleichzeitig hatte ich aber die Vorteile des Streamingdienstes schätzen gelernt: Wenn ich im Netz las, dass Band xy ein neues Album habe, konnte ich es mir sofort und ohne Kaufverpflichtung komplett anhören. Ein weiterer Vorteil von Simfy, den ich aber mangels Phantasie viel zu wenig nutze, ist, dass einem auch alles musikalisch offen steht, was man sich niemals kaufen würde: Hätte ich Lust auf ein altes Kate Bush-Album, Deutschlands Beitrag zum Eurovision Song Contest, den Soundtrack vom Film, den ich kürzlich sah ... all das steht mir offen.
Meine als Favoriten gespeicherten Alben |
Meine Entscheidung, Simfy-Kundin zu werden, fiel kurz vor eine folgenschweren Änderung, die die Firma traf: Nachdem man - zweifellos, um mehr zahlende Hörer zu bekommen - die Möglichkeit, umsonst Musik mit Werbung zu hören, auf monatlich 20 Stunden beschränkt hatte, waren es nach zwei Monaten mit diesem System plötzlich nur noch fünf! Mich betraf das alles nicht mehr, aber viele bisherige Umsonsthörer wollten sich partout nicht zwingen lassen, zahlende Kunden zu werden, und die Aktion wurde zu einem ziemlichen Marketingdesaster.
Nicht alles bei Simfy ist super: Wohl wegen eines iTunes-Exklusiv-Vertrags gibt es keine Lieder der Beatles, und manche Indie-Neuerscheinung fehlt ebenfalls im Katalog. Wenn ich mir die etwa die aktuellen Neuvorstellungen von Platten vor Gericht ansehe, finde ich auf Simfy The Twilight Sad, James Levy & The Blood Rose, Chairlift, Tennis, Air, Terry Hoax, The Holiday Crowd und Liechtenstein, nicht aber die aktuellen Alben der Tindersticks oder von Alcoholic Faith Mission - oder irgendetwas von Human Tetris. Von New Order fehlt seltsamerweise das großartige Album "Get Ready", während ältere und neuere vorhanden sind - im Grunde egal, da ich die Platte ohnehin in iTunes habe, aber es demonstriert die gewisse Löchrigkeit des Simfy-Katalogs.
Wo ist New Orders "Get Ready"? (Nein, auch nicht auf Seite 2) |
Wie gesagt, Simfy bedeutet für mich keinen Umstieg von CDs und mp3s auf eine neue Plattform, sondern nur eine Ergänzung. Und so lange der 5-Euro-Tarif besteht, bleibe ich wahrscheinlich auch.
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