The Killer in me is the Killer in you

by - April 02, 2012


Leser dieses Blogs wissen, dass ich zwei Katzen besitze. Wohnungskatzen, die sich von Fertigfutter ernähren. Die beiden sind nicht sonderlich mutig, und insbesondere die flauschige Elmo nimmt so harmlose Ereignisse wie das Geräusch der Türklingel oder das Hervorholen des Staubsaugers zum Anlass, sich manchmal stundenlang unter meiner Bettdecke zu verschanzen.

Als ich letzten Donnerstag morgens beinahe abmarschbereit fürs Büro war, hörte ich plötzlich einen Aufprall. Mein erster Gedanke war, dass Elmo, die es liebt, auf dem Balkon zu sitzen, abgestürzt sein könnte. Schnell lief ich ins Wohnzimmer, und dort kam mir die vermeintlich Gefallene entgegen - stolz und mit einer Kohlmeise im Maul. Der arme Vogel musste unüberlegt auf meinen Balkon gelandet sein, und Elmo hatte ihn mit einem Satz (den ich gehörte hatte) geschnappt.

Nun lag der leblose Vogel auf meinem Teppich, und die Katze saß augenscheinlich ratlos davor und stupste ihn gelegentlich an.

Ich war entsetzt. Natürlich war mir bekannt gewesen, dass Katzen Raubtiere sind und Vögel fangen. Dass das der so Stofftier-ähnlichen Elmo nach schlappen acht Jahren in meinem Haushalt gelingen würde, hatte ich aber im Leben nicht erwartet.


Ich musste ins Büro und der Vogel aus der Wohnung - ich konnte den Katzen ja schlecht erlauben, ihn auf meinem Teppich zu zerlegen, und im Moment wirkten die beiden (Kami war mittlerweile ebenfalls interessiert dazu gestoßen) auch eher von der Situation überfordert. Oder übertrug ich da nur meine eigenen Gefühle?

Nach vielen "Ohgottogotts" und dem verzweifelten und ergebnislosen Überlegen, wem sonst ich diese Aufgabe aufs Auge drücken könnte, holte ich eine Mülltüte und bugsierte den kleinen Vogel hinein. Dabei zeigte sich allerdings, dass das arme Tier nicht, wie ich wegen seiner Regungslosigkeit gedacht hatte, tot war. Aus Geschichten von anderen Katzenbesitzern wusste ich, dass die moralische Handlung in einem solchen Fall wäre, das Leiden des Tierchens zu verkürzen und es umzubringen. Aber wie bloß? Hals umdrehen erschien mir unmöglich. Schließlich knotete ich die Tüte zu und hoffte, dass der kleine Vogel möglichst bald ersticken würde.

Später las ich dann im Internet, dass Vögel, die von einer Katze erwischt werden, häufig in einen Schockzustand verfallen und das keineswegs bedeutet, dass sie sich nach etwas Ruhe nicht wieder beruhigen und erholen können. Insofern hatte ich auch noch falsch gehandelt. Zu meinem Trost stand im selben Artikel allerdings, dass selbst ein kleiner Biss einer Katze für die meisten Vögel - auch wenn sie sich zunächst wieder erholen - tödlich ist. Hoffentlich bin ich - auch noch als einzige Vegetarierin - also nicht die eigentliche Killerin in meinem Haushalt.


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