Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Balthazar im Kölner Gloria

by - Mai 18, 2015


Balthazar habe ich letztes Jahr zweimal als Vorband der Editors gesehen, wobei insbesondere der zweite Auftritt, als ich schon einige Lieder erkannte, einen positiven Eindruck hinterließ. Die Band ist dieses Jahr allein in Deutschland unterwegs, also ließ ich mich gerne auf den Vorschlag meines Freundes ein, das Kölner Konzert zu besuchen, das allerdings zunächst wegen Krankheit abgesagt und dann auf den letzten Freitag verschoben wurde.

Baltahazars ursprüngliche Vorband BRNS hatte offenbar bei der Terminverschiebung nicht mitziehen können, den Abend eröffnete nun eine uns unbekannte Formation namens Champs. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um ein Brüderpaar von der Isle of Weight handelt, der zusätzliche Bassist und der Schlagzeuger waren wohl nur für die Tournee engagiert - sie hatten während des Sets auch relativ wenig zu tun, beispielsweise sangen die Brüder "Forever Be Upstanding at the Door" allein zur Akustikgitarre.

Die Brüder Michael und David Champion spielen beide Gitarre, der eine singt mehr, der andere etwas weniger. Ihre Musik ist angenehm-melancholischer Folk-Pop, der bei den Balthazar-Fans gut ankam. Die etwas nuscheligen Ansagen waren schwer zu verstehen, aber immerhin habe ich mitbekommen, dass das vorletzte Lied, "Vamala" die nächste Single des Duos ist. Nach dem vergleichsweise krachigen "Savannah" war ihr kurzes Set zu Ende.

Setliste:

White Satellite
Running
Forever Be Upstanding at the Door
Down Like Gold
Down (Alone on the Avenue)
Vamala
Savannah


Weiter ging es nun mit Balthazar, die in Köln offenbar eine sehr junge und mehrheitlich weibliche Fanbasis haben.

Balthazar hatten ihr Schlagzeug auf einem selbst gebaut wirkenden Podest platziert, an dessen Seiten sich zwei weitere, niedrigere Stufen befanden, hinter allem prangte der riesige Name der Band auf einem schwarzen Vorhang. Die seitlichen Podeste wurden von Jinte Deprez, Patricia Vanneste und dem Bassisten Simon Casier häufig genutzt, um darauf zu stehen oder zu sitzen, gerne auch gemeinsam, unter anderem, als Maarten Devoldere im Zugabenteil "Lion's Mouth" sang.


Aber beginnen wir am Anfang: Das Set startete mit "Decency", dem Eröffnungssong des aktuellen Albums "Thin Walls". Dieses stellte mit acht Titeln die Mehrheit der gespielten Songs, von den Vorgängern "Rats" und "Applause" stammten fünf beziehungsweise drei Titel. Zudem wurde mit "Leipzig" ein Song dargeboten, der nur als Single erschienen war und es nicht aufs neue Album geschafft hatte.

Baltahazars Kernbesetzung, die beiden Sänger Maarten und Jinte sowie Patricia, blickt auf eine Vergangenheit als Straßenmusiker zurück. Das erklärt vielleicht den typischen Balthazar-Stil, denn die meisten Lieder sind so aufgebaut, dass die Bandmitglieder zum Ende hin in den im allgemeinen sehr oft wiederholten Refrain einfallen - auf der Straße sicher eine gute Methode, die Zuhörer zu fesseln, in der Halle funktioniert das aber natürlich ebenfalls gut.


Da wir relativ nahe an der Bühne standen, konnten wir gut sehen, dass Maartens schwarze Stiefeletten vorne mit größeren Mengen Klebeband zusammen gehalten wurden, ebenso wies die Rückseite seiner Gitarre zahlreiche Klebestreifen auf. Auch sein Anzug war an der Ärmelnaht aufgeplatzt, so dass ich erwarte, auch dort demnächst Klebeband zu sehen.

Während Jinte und Maarten sich also den Leadgesang teilten, wechselte Patricia, wegen deren Krankheit das erste Konzert abgesagt worden war, zwischen Keyboard, Geige und Tamburin. Sie hat sogar ein Umhängekeyboard, das mich als Deutsche eines gewissen Alters natürlich an Thomas Anders und Modern Talking denken ließ. Es kam bei "Bunker", der nächsten Single, zum Einsatz, nachdem Particia vorher Töne ihrer Geige geloopt hatte.


Es wurden relativ wenig Worte an das Publikum gerichtet, es gab lediglich zweimal eine Entschuldigung von Jinte für den ausgefallenen Auftritt, wobei die Tatsache, dass Patricia krank war, ihn seltsamerweise offenbar erheiterte. Maarten erklärte vor "Sinking Ship": "This song is dedicated to no one." Nach dem sich anschließenden "Do not claim them anymore" war der Hauptteil beendet und es schloss sich der bereits erwähnte Zugabenteil an.

Die Setliste entsprach dem, was Balthazar aktuell immer im Programm haben, wobei die Konzerte (auch die als Vorband) traditionell immer mit "Blood Like Wine" enden. Beim häufig wiederholten Refrain "Raise your glass to the nighttime and the ways / To choose a mood and have it replaced" wurden nicht etwa Gläser, sondern sämtliche Instrumente in die Luft gehalten.


Es ist überraschend, wie viele Hits (z.B. "Then What", "Sinking Ship") die Band aufweist. Letztes Jahr tourte man als Vorband, dieses Jahr als Hauptact, wenn auch in kleineren Clubs. Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt. Ich selbst werde die Band das nächste Mal in beinahe heimischen Gefilden sehen, beim Best Kept Secret Festival in den Niederlanden.


Setliste:

Decency
Then What
Leipzig
The Boatman
Nightclub
Wait any longer
The Oldest of Sisters
True love
Listen up
Bunker
Fifteen floors
I Looked for you
Sinking ship
Do not claim them anymore

Lion’s mouth (Daniel)
Last call

Blood like wine

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