Neulich beim (S)Lowcore: Low im Frankfurter St. Peter

by - Februar 11, 2019


Letzte Woche war ich doch tatsächlich bei zwei Konzerten, und keines der beiden war am Freitag oder am Wochenende! Was ich zu Studienzeiten wohl gar nicht erwähnenswert gefunden hätte, finde ich in meinem jetzigen hohen Alter doch ziemlich anstrengend.

Die Kirche Sankt Peter, die seit 2007 ausschließlich für Veranstaltungen genutzt wird und von innen auch keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einer Kirche hat, hatte ich erst einmal besucht, beim Auftritt von Hundreds im Rahmen des "Women of the World" Festivals. Für die Band Low hatte man lange Stuhlreihen aufgestellt - keine Ahnung, ob das von Anfang an das Konzept gewesen war oder ob man damit auf schleppende Vorverkäufe reagiert hat - ein bestuhlter Raum wirkt schließlich schneller voll. Wie auch immer die Intention gewesen war, tatsächlich füllten sich vor Beginn nach und nach fast sämtliche Stühle, und auch am Rand und hinter den Stuhlreihen fanden sich Besucher ein.

Ich war vom letztlich recht beachtlichen Andrang etwas überrascht, da mir selbst Low erst ein Begriff ist, seit ich sie letzten Sommer beim Traumzeit-Festival gesehen hatte. Nun ist mir natürlich bewusst, dass mein Wissen nicht das Maß aller Dinge ist, also: Mehr Menschen als ich erwartet hatte kennen und schätzen das Slowcore-Duo aus Minesota.


Es gab an diesem Abend eine Vorband, die Irin Hilary Woods. Mein Freund und ich saßen bereits im Publikum, als er den Namen googelte - und mir erklärte, Woods sei auch schon als Bassistin der Band JJ72 live aufgetreten und habe ihm in dieser Eigenschaft das lauteste Konzert seines Lebens beschert. Nervös kramte ich nach meinen Ohrenstöpseln, aber das erwies sich als unnötig: Woods erklomm die Bühne allein mit einem Schlagzeuger und begleitete ihre melancholischen Liebeslieder selbst an Keyboard und Bass. Ihre Musik empfand ich als durchaus angenehm und zum Hauptact passend.


Dann war es Zeit für Low, und damit wird es schwer, noch viel Spannedes zu schreiben: Low machen eben ihre Musik und sonst nicht viel. Vom Auftritt in Duisburg wusste ich bereits, dass Sängerin Mimi Parker am Schlagzeug sitzt, ihr Ehemann Alan Sparhawk spielt Gitarre und singt meistens mit, Bassist Steve Garrington ist zwar kein offizielles Bandmitglied, aber auf Touren offensichtlich stets dabei. Zwischen den Liedern wird nicht gesprochen, es gab aber immerhin eine Begrüßung durch Sparhawk, und  gegen Ende des Abends (vor den Zugaben) dankte er dem Veranstalter, den eigenen Sound- und Lichtleuten und dem Publikum fürs Kommen (und sagte damit immerhin deutlich mehr als Massive Attack bei meinem anderen Konzert der Woche).


Die Setliste der aktuellen Tour ist relativ fest, gespielt werden neun Stücke der aktuellen Platte "Double Negative", die weiteren neun verteilen sich auf frühere Alben. Gegenüber vorherigen Konzerten der Tour gab es ein paar Variationen, so nahm "Holy Ghost" eine frühere Position im Set ein, "Spanish Translation" ersetzte das an früheren Abenden gespielte "Lies". Die Zugabe war laut Sparhawk ein Wunsch aus dem Publikum, "Sunflower".


Hinter der Bühne befanden sich drei Arrangements, die ein bisschen wie Jalousinen aus Neonröhren wirkten - tatsächlich handelte es sich um sicherlich aufwändige Lichtelemente, denn die "Röhren" konnten gleichzeitig mehrere Farben annehmen und so beispielsweise zu "No Comprende" das (lückenhafte) Bild einer flackernden Kerze darstellen. Auf der Bühne gab es der Natur von Band und Musik entsprechend dagegen sonst eher wenig zu sehen, so dass Alan Sparhawks Entscheidung, im Laufe des Sets irgendwann seinen Islandpullover auszuziehen, schon als Kostümwechsel durchgehen kann.

Das soll nun aber nicht heißen, dass das Konzert nicht gut gewesen wäre. Lows Musik ist in gewisser Weise monoton (ein netteres Wort wäre "minimalistisch"), mit sich wiederholenden Gesangspassagen und Sounds, aber gleichzeitig auch sehr gewaltig und in-den-Bann-ziehend.

Nur meine bei Hilary Woods letztlich wieder weggepackten Ohrenstöpsel hätte ich vielleicht doch lieber benutzen sollten, denn das Set wurde im letzten Drittel ganz schön laut.



Setliste:

Always Up
Quorum
No Comprende
Plastic Cup
Holy Ghost
Tempest
Do You Know How to Waltz?
Lazy
Dancing and Blood
Always Trying to Work It Out
Poor Sucker
Nothing but Heart
Especially Me
Spanish Translation
Fly
Dancing and Fire
Disarray

Sunflower


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