Neulich beim Sofakonzert (2): Enno Bunger

by - April 07, 2020


Nachdem wir uns am Donnerstag bereits vom Sofa aus Hundreds angesehen hatten, folgte am Samstag Enno Bunger, der für die letzte Woche gleich eine ganze virtuelle Tour angesetzt hatte:



Wir wollten die Finalshow auf Facebook "besuchen", wobei Enno am Tag selbst postete, er sei sich nicht sicher, ob Facebook klappen werde, Instagram werde aber sicherlich funktionieren - dasselbe war anscheinend die Erfahrung des Vorabends gewesen, als das Konzert kurzerhand von Twitter auf Instagram "umgezogen" war.

Instagram live kann man nur via die Instagram-App, nicht aber auf der Instagram-Website sehen, ein Mobilgerät wurde also in Form meines iPads bereit gelegt, während wir  optimistisch am Laptop  Ennos Facebookprofil aufriefen und abwarteten.


Pünktlich um 20.30 Uhr begann auf Instagram der Stream, während sich auf Facebook erst einmal nichts tat... quasi eine Umkehrung der Hundreds-Erfahrung zwei Tage zuvor. Letztlich konnten wir das Konzert dann wenig später auch via Facebook verfolgen, aber immer wieder mit Ausfällen, während Instagram zwar grundsätzlich stabiler lief, aber auf meinem kleinen iPad für den Genuss zu zweit nicht optimal war... zumal die Hälfte des Bildschirms von den Live-Kommentaren verdeckt war. Dennoch griffen wir immer, wenn Facebook mal wieder hing, dankbar auf Instagram zurück. Dort verfolgten um die 450 Zuschauer das Konzert, ein Paypal-Link zum Bezahlen war quasi als virtueller Hut eingeblendet.


Enno hatte ja quasi schon seine ganze Tour hinter sich und hatte deshalb schon Strategien entwickelt, mit der Streaming-Situation umzugehen - so erwähnte er, er könne beim Singen nicht die Kommentare lesen, weil er sonst diese statt des Textes singen würde. Immer wieder las er aber zwischen einzelnen Liedern Kommentare (von denen es auf beiden Plattformen reichlich gab) und nahm Bezug dazu, so war gleich das zweite Lied "Stachelschwein" ein Wunsch - das Kinderlied kann man nämlich nirgendwo streamen. Auch "Roter Faden" war von jemand gewünscht worden.

Ansonsten war Enno er selbst und kalauerte viel, etwa über einen Podcast, den er gemeinsam mit Krieg und Freitag aufgenommen hat, in dem die beiden festgestellt hätten, es sei aktuell gar nicht mehr cool, Menschen als "Influencer" zu bezeichnen und Trends als "viral", er schlage den neuen Begriff "coronär" vor. Auf einen Kommentar, dass bei Facebook der Ton gut, das Bild aber verbesserungswürdig sei (auch bei uns war es unscharf) meinte Enno, das sei bei ihm live aber auch so, die Optik sei immer nur mittelmäßig.


Als Reaktion auf weitere Wünsche erfuhren wir, dass er "Euphorie" und "Renn" live nicht sonderlich gut spielen könne, und dass er sein erstes Album nicht mehr sonderlich gerne mag - "Herzschlag" bildet hier sicher eine Ausnahme, denn das hörten wir.

Eine Art Leitmotiv des Auftritts lieferte Rammstein - letzte Woche gab es viel Aufregung um ein offensichtlich eine Vergewaltigung verharmlosendes Gedicht in Till Lindemanns gerade veröffentlichtem Gedichtband. Im Konzert fanden Rammstein nun Eingang in den Text von "Tunnel" (Till Lindemann ersetzte Xavier Naidoo), später brannte bei "Hamburg" eine Wunderkerze als Antwort auf Rammstein'sche Pyrotechnik.


Zwischendurch hörten wir die "Hymne der Prokrastrination" (selbstverständlich unvollendet) und ein sehr kurzes Anspielen von Wolfgang Petrys "Wahnsinn" - ein Zuschauerwunsch. Ennos eigenes Lieblingslied ist übrigens "Streets of Philadelphia", als zukünftige Coverversion erwägt er aber "Scatman" und fand in dem Song auch eine Melodie-Parallele zu Kettcars "Landungsbrücken raus".

Zum Ende hin verlief das Set dann wieder in etwas geordneteren Bahnen, es folgten noch "Regen" und "Pass auf sich auf" - letzteres Lied von 2010 ist offensichtlich aktuell dank seines in die Zeit passenden Textes (Ja, wenn wir uns bald wieder sehn, / Ich freue mich darauf / Bis wir uns in die Arme nehmen / Pass bitte auf Dich auf) aktuell sehr beliebt und erscheint nun als Single. Den Abschluss des Sets bildete "Ponyhof" als einziges Lied vom letzten Album "Was berührt das bleibt".

So ganz kann natürlich auch Enno Bunger die Liveerfahrung durch einen Streaming-Auftritt ersetzen, unterhaltsam war das Konzert aber allemal.



Setliste:

Heimlich
Stachelschwein
Roter Faden
Neonlicht
Herzschlag
Tunnel
Hymne der Prokrastination (unvollendet)
Ich möchte noch bleiben
Hamburg
Regen
Pass auf dich auf
Ponyhof

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