Am Freitagabend war es wieder so weit, und ich besuchte ein Konzert. Im Herbst 2020 bedeutet das natürlich, ich saß neben meinem Freund erwartungsvoll auf dem heimischen Sofa, während wir warteten, dass ein Live-Stream begann.
Künstlerin des Abends war dieses Mal Eivør. Moment, Eivør? Genau, die Künstlerin von den Färöer Inseln hatte ich im Jahr 2015 live in Bensheim gesehen. Normalerweise wäre sie aktuell wieder auf Tour, um ihr neues Album "Segl" zu promoten, "wegen der aktuellen Situation" gab es stattdessen zumindest eine Vorstellung der Platte - inklusive einiger älterer Songs - als Stream.
Als Ort hatte die Sängerin das Haus des Nordens (färöisch Norðurlandahúsið) in der Hauptstadt Tórshavn ausgesucht. Auf Wikipedia sieht die Location traumhaft aus, schade, dass man sie im Stream nur von innen sehen konnte (und auch nicht viel, da es recht dunkel war). Es war Live-Publikum anwesend, aber statt der 400 Personen, die die Halle normalerweise fasst, nur 100.
Für das Event gab es unterschiedliche Kartentypen, eine teurere Variante hätte es ermöglicht, die Sängerin virtuell zu treffen oder auch vorab ein kleines akustisches Set präsentiert zu bekommen. Ein Großteil der erzielten Einnahmen ging übrigens an eine caritative Einrichtung, die Künstler in Not unterstützt.
Daran, dass der Stream, den wir sahen, tatsächlich live war, habe ich übrigens begründete Zweifel: Erstens gab Eivør, bevor es los ging, eine Einleitung vor geschlossenem Vorhang (und in anderer Kleidung als später), in der sie unter anderem erklärte, dass die Ansagen allesamt auf Färöisch seien, es aber Untertitel gäbe - zweitens gab es dann eben diese Untertitel, die nicht so wirkten, als seien sie schnell von einem Spracherkennungsprogramm geschrieben worden.
Für die Album-Vorstellung hatte sich Eivør 30er-Jahre-Wellen in ihre blonden Haare machen lassen, sie trug ein langes schwarzes Kleid, an dessen Schultern und Ärmeln futuristisch und martialisch wirkende Spiralen angebracht waren. Gegenüber dem Auftritt 2015, bei dem die Sängerin eher folk-ig wirkte, eine ziemliche Stiländerung.
Nicht verändert hatte sich, dass Eivør zu einigen Liedern, nämlich den älteren "Salt" und "Trøllabundin" eine große Trommel schlägt. Bei letzterem gab es sonst keine weitere musikalische Untermalung.
Ansonsten wurde sie von drei Musikern unterstützt: Mikael Blak spielte Bass und Synthesizer, Mattias Kapnas Piano and Synthesizers und Per I. Højgaard Petersen Schlagzeug. Eivør selbst spielte Gitarre. Von den anderen Musikern sah man während des Auftritts nicht viel.
Vor dem Auftritt hatte mir mein Freund noch erzählt, dass Eivør Musik zum Soundtrack der Wikinger-Serie Last Kingdom beigetragen hat, und tatsächlich konnte man sich bei vielen Liedern vorstellen, dass sie eine Kampfszene zwischen Wikingern und Engländern oder ein brennendes Dorf untermalen... sehr dramatisch! Am Lautesten wurde es beim abschließenden Song "Falling free", beim dem Künstlerin und Band regelrecht gemeinsam abrockten.
Setliste:
Mánasegl
Let it come
Patience
Salt
Truth
Sleep on it
Nothing to fear
Hands
Stirdur Saknur
True love
Only love
This city
Í Tokuni
Gullspunnin
Trøllabundin
Falling free
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