Einen in Gent besuchten Chocolatier habe ich im letzten Beitrag unterschlagen: Bei Yuzu hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal eingekauft und war damals vom Konzept des Chocolatiers Nicolas Vanaise schwer beeindruckt gewesen. Das ganze Geschäft mutet japanisch an, neben Pralinen werden beispielsweise auch Schokoladen-Hohlfiguren in Form von Koi-Karpfen, aber auch japanische Essschälchen verkauft. Vanaise hat ursprünglich Kunstgeschichte studiert, und das merkt man dem ganzen Geschäft an.

Auch die Pralinen wirken wie Kunst, wobei Vanaise Form-technisch einfache Quader bevorzugt, die dann sehr unterschiedlich dekoriert werden. Dadurch, dass die eingesetzten Farben und Texturen teilweise matt ausfallen, verzichtet er ein wenig auf die traditionelle Pralinen-Optik - dafür wirken die Pralinen wie antike Schmucksteine.

Kommunikativ kamen Herr Vanaise und ich bei meinem Besuch nicht so richtig zusammen: Ich wollte eigentlich gerne selbst eine Auswahl von Pralinen zusammenstellen und fragte ihn (was ich eigentlich immer so praktiziere), ob es denn eine Praline gäbe, die ich unbedingt probieren müsste. Er verstand die Frage nach einer Empfehlung dann aber doch als Bitte um die Hausmischung. Diese wurde in eine sehr schöne, selbstverständlich japanisch anmutende, Schachtel gelegt.

Daheim stellte ich allerdings fest, dass ich keine Beschreibung der einzelnen Pralinen bekommen hatte, und auch die Yuzu-Website ist in diesem Punkt nicht sonderlich hilfreich. Mit der selbstständigen Sortenbestimmung nach Geschmack tat ich mich ebenfalls schwer. Ich meine eine Tonka-Praline erschmeckt zu haben, die ich sehr gut fand, ebenso eine Nussnougat-Praline.

In einem Schokoladenbericht über Brügge lasen wir, dass ein Geschäft dort Pralinen von "Chocolatier M" aus Knokke Heist liefern lässt. Angesichts der Unzahl lokaler Schokoladengeschäfte, die es in Brügge selbst gibt, schien das ein echtes Qualitäts-Kompliment für "M" zu sein, und ein gutes Argument, sich den Edel-Ferienort Belgiens einmal anzusehen.

Hier besitzt "M" etwas abseits der Strandpromenade gleich zwei Geschäfte - ein großes Eckgeschäft für die Pralinen sowie schräg gegenüber die Produktion, in die man zumindest von außen einen Blick erhaschen kann. Die beachtliche Pralinentheke des Ladengeschäfts, die auch im August sehr gut gefüllt war, überforderte mich ein wenig, auch wurde ich hier nicht ganz so freundlich bedient wie in anderen Pralinenläden.

Gelohnt hat sich der Einkauf aber dennoch. Die Chocolatiers David Maenhout & Isabelle Hertsens waren die ersten von Gault-Millau ernannten Chocolatiers des Jahres, und "M" ist auch die Ausbildungsstätte von Jannes Deduytschaever in Gent, dessen Pralinen mir bereits sehr gut gefallen hatten. Besonders begeistert war ich von den Pralinen "Milano" (Amaretto-Buttercreme mit Krokant) und "Hawaiian Dreams" (Ananas und Pfeffer).

Brügge zeichnet sich durch eine unheimliche Dichte von Pralinengeschäften aus, mehr noch als Brüssel. Die große Mehrheit wirkt bei näherer Betrachtung eher ramschig und exklusiv auf Touristen ausgerichtet. 

Aber auch hier wurde ich noch fündig: Das aktuell beste Haus am Platz ist vermutlich The Chocolate Line, das Stammgeschäft des von mit bereits in Antwerpen besuchten Chocolatiers. Ebenfalls sehr beliebt ist das Geschäft "V-Chocolatier". Der Laden besteht bereits in der dritten Generation, wirkt dabei aber moderner als Daskalidès in Gent. Die Pralinenauswahl ist dennoch etwas traditioneller als bei M oder Deduytschaever, Buntes findet man nicht im Sortiment, dafür aber eine Art Pralinen-Macaron, bei dem zwei runde Schokoladenscheiben mit Ganache zusammengeklebt sind. Mir gefiel besonders gut "Gino", eine Krokantpraline mit Feuilletine, außerdem "Madame S", Milchschokolade mit einer Haselnussfüllung.

Es hat einige Wochen gedauert, bis ich mich durch die Einkäufe bei sieben(!) Chocolatiers gefuttert hatte, letztlich sieht mein Abschlussranking so aus (wobei berücksichtigt werden muss, dass es unter den besuchten Geschäften keine wirkliche Niete gab):