2011 erschien die erste Staffel von Black Mirror und erzählte damals wirklich Neues: Die inhaltlich voneinander unabhängigen Episoden gewährten einen Blick auf eine mögliche nahe Zukunft, in der Technologie noch ein wenig mehr kann als jetzt - meistens mit furchtbaren Folgen. Serienerfinder Charlie Booker hat seitdem diverse weitere Staffeln und ein (natürlich ebenfalls äußerst deprimierendes) Weihnachts-Special veröffentlicht.
Die sechste Staffel kam 2023 heraus und erhielt nur noch ziemlich durchwachsene Reaktionen: Booker selbst war wohl der Meinung, die "typischen" Black Mirror-Themen um technische Möglichkeiten, die ihre Benutzer zumeist todunglücklich machen, böten nicht mehr ausreichend Neues, und so nahm er auch eher klassische Horrorgeschichten auf, etwa um eine unter dem Rassismus der 1970er Jahren leidende Ladenangestellte, die sich unwillig mit einem Dämon verbündet.
Ich muss gestehen, dass mir der Großteil von Staffel sechs dennoch gut gefallen hat. Trotzdem war ich gespannt, ob die im April erschienene siebte Staffel wieder ein derart erweitertes Themenspektrum aufweisen würde. Die Antwort ist Nein: Die insgesamt sechs Folgen bieten wieder klassische Black Mirror-Themen und nehmen sogar vielfach Bezug auf frühere Folgen - "USS Callister : Into Infinity" ist eine direkte Fortsetzung einer beliebten Folge aus der vierten Staffel, und in "Plaything" gibt es ein Wiedersehen mit einer Figur aus der Sonderfolge "Bandersnatch".
Dennoch bietet Staffel sieben aus meiner Sicht genug Neues, um die Zuschauer nicht zu langweilen, wobei Black Mirror seiner depressiven Grundstimmung zumeist treu bleibt. Besonders gut haben mir dann auch die beiden traurigsten Folgen gefallen: In "Common People" wird eine Frau von einem eigentlich tödlichen Hirntumor gerettet - das Unternehmen, das sie mit selbst entwickelter Technologie gerettet hat, besitzt nun aber die Kontrolle über ihr Gehirn, für dessen Nutzung sie wie bei einem Streaming-Abonnement bezahlen muss - mangels Zahlungsfähigkeit muss sie in der niedrigsten Abonnement-Kategorie unkontrolliert Werbebotschaften aufsagen, wodurch sie ihre Stelle als Lehrerin verliert.
In "Eulogy" erfährt Philip vom Tod seiner ehemaligen Freundin Carol, zu der er jahrzehntelang keinen Kontakt hatte. Er wird von einer Firma kontaktiert, die immersive Erinnerungsfotos für die Gedenkfeier sammelt. Zunächst zögert er und stellt frühe Fotos zur Verfügung, auf denen Carols Gesicht jeweils nicht sichtbar ist, aber die Technologie ermöglicht es ihm, durch die Fotos zu „gehen“ und in begrenztem Umfang in die Vergangenheit einzutauchen. Er enthüllt dann zahlreiche verunstaltete Fotos von Carol, die ihre angespannte Beziehung offenbaren, die darin gipfelte, dass Carol seine Untreue entdeckte, gefolgt von seinem gescheiterten Heiratsantrag. Im Rahmen dieser Entdeckungsreise erkennt Philip jedoch, dass manche seiner Erinnerungen und Annahmen falsch sind.
Wie gesagt, stimmungsaufhellend sind die Folgen nicht gerade, aber immer wieder sehenswert.
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