Am Morgen gingen wir in Egilsstaðir gleich nochmals in den Supermarkt, denn wir wussten bereits, dass es an unserem nächsten Übernachtungsort kein für uns passendes Abendessensangebot geben würde - also kauften wir Minipizzen aus dem Bäckerei-Selbstbedienungssortiment. Zusätzlich entdeckte mein Freund, dass man an vielen isländischen Tankstellen kostenlos sein Auto waschen kann und gönnte unserem Miet-Jimny eine kleine Dusche.
Unser erstes Ziel des Tages war das Kap Borgarfjörður, das wir vorab eigentlich wegen der langen Anfahrt bereits aus unserer Planung gestrichen hatten - dadurch, dass unser Tagesziel Möðrudalur nicht allzu weit von Egilsstaðir entfernt lag, hatten wir mehr Zeit als gedacht und entschieden uns für diesen Ausflug - was allerdings auch bedeutete, dass wir später den berühmten Wasserfall Dettifoss auslassen würden - er hätte einen weiteren Umweg erfordert.
Die Hinfahrt führte uns ein weiteres Mal über einen Pass, es wurde auf dem Weg so nebelig, dass ich mich fragte, ob wir von den Papageientauchern, die man am Kap normalerweise besonders gut und zahlreich beobachten kann, überhaupt etwas sehen können würden.
In der Bucht erreichten wir zunächst das Örtchen Bakkagerði (99 Einwohner), wo wir eine winzige Kirche und ein altmodisches und liebevoll erhaltenes Torfhaus besichtigten. Die Kirche verfügt über ein ungewöhnliches Altarbild von Jóhannes Sveinsson Kjarval. Der in Island berühmte Maler stammte aus Bakkagerði.
Im Wasser lag gut sichtbar ein Kreuzfahrtschiff, von Papageientauchern war allerdings nichts zu sehen - es gab auch keine Hinweise, wo man sie finden könnte.
Schließlich machten wir es wie alle anderen Touristen und fuhren mit dem Auto am anderen Ende aus dem Ort heraus und weiter an der Bucht entlang. Das erwies sich als richtig, wir erreichten geradezu ein Papageientaucher-Paradies. Man konnte die Klippen über Treppen besteigen, rechts und links waren die an Menschen gewöhnten Papageientaucher und ließen sich durch die fotografierenden Touristen nicht groß stören. Dieser Umweg hatte sich gelohnt - und nebelig war es hier auch nicht.
Nach einem kurze Stopp an einem weiteren Wasserfall, dem Rjúkandi, machten wir uns auf den Weg zur Stuðlagil-Schlucht. Hier war die Anfahrt per Schotterpiste einmal mehr abenteuerlicher als erwartet, aber am Ende landeten wir doch wieder auf einem bewirtschafteten Parkplatz. Ein etwas längerer Fußweg führte uns zur eigentlichen Schlucht, wo wir erkannten, dass die beiden ausgeschilderten Parkplätze einem jeweils nur den Besuch einer der beiden Seiten der tiefen Schlucht ermöglichten. Auf der uns gegenüber liegenden Seite entdeckten wir mehrere befestigte Aussichtspunkte, auf unserer gab es keine - weshalb wir zunächst befürchteten, uns für die falsche Seite entschieden zu haben.
Allerdings hätten wir uns keine Sorgen machen müssen: Auf "unserer" Seite konnte man nämlich bis auf den Grund der Schlucht herabsteigen, was letztlich viel interessanter war als ein Aussichtspunkt. Wir genossen es, auf den Basaltsäulen herumzuklettern, das blaue Wasser von Nahem zu sehen und die Schlucht ein wenig zu erforschen. Ein weiteres Highlight!
Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Etappenziel Möðrudalur, einem abgelegenen Bauernhof, für den wir die Route 1 verließen.
Unterwegs landeten wir zeitweise in einer schwarzen und stürmischen Mondlandschaft - als wir an einem Besichtigungspunkt anhielten, wehte es uns fast die Autotüren weg! Ein Autowrack am Straßenrand machte uns etwas nachdenklich - auch für isländische Verhältnisse waren wir nun auf sehr abgelegenen Pfaden unterwegs.
Als wir unser Ziel erreichten, waren wir begeistert: Möðrudalur umfasst neben dem Bauernhof und dem von uns gebuchten Hotel auch ein Hostel und einen Campingplatz, überall grasten freundliche und aufdringliche Ziegen sowie ein zahmes Rentier. In der Abendsonne - die hier im Juli bis 23:30 Uhr andauerte - wirkte alles unglaublich idyllisch und friedlich, mein Freund machte ein Drohnenvideo von der Kirche.
Auf dieses Hotel hatten wir uns besonders gefreut, weil es auf den Fotos im Internet so schön ausgesehen hatte. Die Wirklichkeit enttäuschte nicht. Die Häuser mit ihren grasbewachsenen Dächern wirkten von außen hübsch, innen setzte sich der positive Eindruck in geschmackvoll gestalteten Zimmern fort.
0 Kommentare