Den deutschen Musiker Apparat kannte ich bis vor etwa einem Monat überhaupt nicht. Ich habe als alter Depeche Mode-Fan zwar überhaupt nichts gegen elektronische Musik, aber so richtig auf dem Laufenden bin ich in diesem Bereich nicht. Und so verpasste mal eben ich die komplette bisherige Karriere von Sascha Ring, dass er mal bei John Peel aufgetreten ist, mit Modeselektor kooperiert hat und seit 2011 sogar wie meine langjährige Lieblingsband beim Mute Label unter Vertrag steht.
Als ich das aktuelle Album The Devil's Walk hörte, gefiel mir aber, was ich hörte. Ich musste an The Notwist und Radiohead denken und erklärte mich bereit, das anstehende Konzert der "Apparat Band" zu besuchen.
Zunächst musste aber der von mir bereits hier angesprochene Konzerttrend 2011 umgesetzt werden, denn natürlich hatte auch gestern wieder eines der Mitglieder der Apparat Band noch ein eigenes Projekt am Start, mit dem er ohne zu starke Personalveränderungen den Vorband-Slot füllen konnte. Und so sahen wir zunächst einen Auftritt der Band Warren Suicide, die von zwei Streichern der Berliner Formation "String Theory" begleitet wurden - und auch diese beide Herren tauchten dann später wieder auf.
Warren Suicide wirkte auf mich - wohl, weil sowohl der Keyboarder/Sänger Nackt als auch die Sängerin und Tambourin/Becken/Bohrmaschine/Alarmsirene spielende Cherie darauf bestanden, möglichst oft möglichst viel Haar im Gesicht zu haben - wie ein sehr neues Projekt, das sich auf der Bühne noch etwas unwohl fühlt. Das entpuppte sich beim heutigen Nachrecherchieren aber als Blödsinn, denn Warren Suicide gibt es bereits seit 2003. Wahrscheinlich geben sich die beiden also auf der Bühne genauso, wie sie es gerne möchten, und ich habe nichts verstanden. Musikalisch erinnerte mich das Ganze ein wenig an Nine Inch Nails, richtig gut gefielen mir aber nur die nicht wirklich zum Projekt gehörenden Streicher. Nackt sahen wir dann später als neben Keyboard auch Bass spielenden Teil der Hauptband wieder.
Im Zentrum der Bühne befand sich ein ganzer Fuhrpark aus Synthesizern, die mit einer Unmenge Kabeln miteinander und an alles mögliche andere verbunden waren - ein bisschen musste man an The Matrix denken. Wegen dieses Mittelpunktes musste das Schlagzeug ungewöhnlich weit nach vorne, und Herr Apparat selbst nahm samt Gitarre den linken Randplatz der Bühne ein. Drumherum befanden sich verschiedene Lampen. Einige wirkten wie kleine Kanonen, deren leuchtendes "Rohr" immer wieder neu ausgerichtet wurde. Dann gab es noch einen auffälligeren Kreis aus Stehlampen, die je nach Beleuchtungsstärke und -farbe manchmal wie Fackeln wirkten, und über alles wurde immer wieder so viel Nebel gesprüht, dass Shoegaze-Partyveranstalter ihre helle Freude gehabt hätten.
Musikalisch war ich natürlich mal wieder nicht gut vorbereitet. Ich kenne ja nur das eine Album, Apparats Gesamtwerk ist aber deutlich größer. Nachdem die Lieder sich aber sowieso nicht im klassischen Strophe-Refrain-Muster bewegen, fand ich es in diesem Fall gar nicht schlimm, bei den einzelnen Songs nicht "ach klar, das ist X" jauchzen zu können. Ich genoss die Musik, das Licht, das Zusammenspielen der Musiker, versank kurz in Gedanken, passte wieder auf - und war vom etwas ziellosen Wabern der Songs komischerweise keineswegs genervt oder gelangweilt, wie ich das bei Warpaint erlebt hatte.
Immerhin kamen viele der gespielten Stücke von Devil's Walk, wobei "Song Of Los" live mit wesentlich mehr Beats als auf dem Album gespielt wurde. So wurden nicht nur Lieder wie "Candil De La Calle" oder "Ash/Black Veil", von denen man es erwarten könnte, in der Live-Umsetzung deutlich "technoider".
Mit den Ansagen hielt Sascha Ring sich generell zurück, aber ein Song wurde angekündigt als Lied, dass er mit zwei Freunden geschrieben habe, mit denen er auf Tour gewesen sei, jedoch nicht in Frankfurt. Anschließend wurde unter großem Jubel auch noch ein Song von Moderat (Modeselekor + Apparat) ins Set eingebaut.
Der Auftritt dauerte insgesamt etwa 80 Minuten. Als Zugaben hörten wir noch ein paar instrumentale, sehr rhythmusorientierte (Techno-)Stücke, bei denen man dachte, dass Radiohead gern so klingen würden, bevor das ruhigere "Black Water" den Abend endgültig beschloss.
Und so endete das Konzert mit den Abschiedsworten:"Ich muss sagen, ich mag euch alle total gerne, bis auf einen, der geht mir voll auf den Sack, aber ich sage nicht, wer!" Ich bin aber nicht negativ aufgefallen, da bin ich mir relativ sicher.
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